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Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry
Autoren: Mrs. Stephen Fry
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Viennetta stillt das Baby. Und ihr eigenes. Ich glaube, ich gönn’ mir eine Tasse Tee und mach’ dann einen Spaziergang … Als ich die Straße langbummelte und am Gaswerk vorbeikam, bummelten auch meine Gedanken davon. Silvester ist ein komischer Tag. Ein Tag der Rückschau, der Sehnsucht und der Reue. Und ein Tag des Blicks in die Zukunft. Ich fragte mich, was die Zukunft für uns bereithielt. Ein kalter Schauder überlief mich, und ich hielt meinen Hut fest.
    Bevor ich recht wusste, wo ich war, stand ich einsam und verlassen auf der High Street. Die Einwohner der Stadt mussten sich schon in den örtlichen Herbergen versammelt haben, um sich an die ausgelassenen Lustbarkeiten zum Jahresende zu machen. Stephen war garantiert unter ihnen. Langsam ging ich den Gehweg entlang und starrte verständnislos mein Spiegelbild in den Schaufenstern an. Ich seufzte. Wer mochte diese Frau sein, die mit einem ziemlich bezaubernden Hut einsam die Straße entlangschritt? Warum war sie so traurig? Worin lag der Sinn ihres Lebens? Warum sah Stephen sie an?
    Ich blinzelte. Er sah tatsächlich wie Stephen aus. Sein großes, strahlendes Gesicht sah vom Poster herab. Ich trat einen Schritt zurück. Warf einen Blick auf das Ladenschild. Walter Stone’s – Handel mit guter Literatur und Dan-Brown-Romanen. Dann auf die Schwelle. Dann auf die lange Schlange, die sich dort bildete. Was war denn hier los? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich wappnete mich, ging auf die Menschen zu und stellte mich hinten an.
    Nach vierzig Minuten nahm ich endlich all meinen Mut zusammen und fragte die Dame vor mir, warum wir hier anstünden. Sie musterte mich vom Scheitel bis zur Sohle und runzelte verwirrt die Stirn.
    »Na wegen der Signierstunde natürlich!«, sagte sie schließlich. »Wussten Sie das nicht?«
    »Signierstunde?«, fragte ich. »Was wird denn signiert? Und von wem?«
    Die Frau lachte bloß und deutete auf das Poster. »Na von wem wohl?«
    Ich kniff die Augen zusammen und starrte das Poster an. Es sah wirklich ganz wie Stephen aus. Aber wie war das denn möglich? Der war doch auf seiner Fensterputztour. Oder im Pub. Oder …
    Meine Güte. Es durchfuhr mich kalt. Wieder. Aber diesmal war es nicht der Wind. Ich sah nach vorn. Die Schlange schrumpfte. Hinter dem halben Dutzend Menschen, die noch vor mir standen, sah ich einen Tisch, auf dem Bücher aufgestapelt worden waren. Und hinter dem Stapel saß … jemand. Sein Gesicht konnte ich hinter der Menschenmenge nicht erkennen, nur seine Hand, die eifrig seinen Namen schrieb.
    Konnte dieser Mann … dieser Schriftsteller … dieser berühmte Schriftsteller … dieser berühmte Mann … mein Stephen sein? Die Knie wurden mir weich, und mein Magen drehte sich um. Die Schlange bewegte sich voran. Plötzlich sprach jemand. Ich sah hoch. Es war ein Wachmann.
    »Bitte halten Sie Ihr Geld bereit, um ein signiertes Exemplar zu kaufen«, sagte er.
    Man hörte Scheine rascheln, als die Menschenihr Geld herausholten. Automatisch griff ich ebenfalls nach meinem Portemonnaie. Als die Schlange wieder geschlossen einen Schritt nach vorn machte, öffnete ich den Verschluss. Ich griff hinein. Leer! Brangelina hatte sich eigenhändig das Taschengeld erhöht! Ich wollte das Portemonnaie gerade wegstecken und mich zum Ausgang wenden, als ich ein Stück Papier spürte. Ich entfaltete es und las. Der Büchergutschein. Natürlich. Ich kontrollierte das Datum. 31. Dezember – heute. Welch ein Zufall! Ich las wieder die Widmung:
    »Ich liebe Dich.
Es wird Zeit, dass Du es erfährst.
« Ich schluckte.
    Die Schlange schob sich weiter. Jetzt stand nur noch eine Person zwischen mir und dem Tisch. Zwischen mir und … wem? Was?
    »Entschuldigen Sie, meine Dame.«
    Ich sah hoch. »Ja?«
    »Sie sind an der Reihe.«
    »Wie bitte?«
    »Sie sind jetzt an der Reihe.«
    Ich starrte den Wachmann an. Dann sah ich etwas hinter seiner Schulter. Ein rosafarbener Einband und eine verlockende Rückenrundung blitzten auf.
    »Entschuldigung«, sagte ich, drückte mich an ihm vorbei und schwang meinen Büchergutschein.
     
    Das war’s dann also. Wieder ein Jahr vergangen. Und ein neues naht. Wer weiß, was es uns bescheren wird?
    Egal was kommt, wenigstens hab’ ich jetzt ein neues Tagebuch und kann alles aufschreiben.
    Aber als Erstes koch’ ich mir einen Tee.

Danksagung
     
     
    Oh, hallo Ihr Lieben. Seid Ihr noch da? Na, dann kann ich ja gleich noch ein paar Leuten »danken«, die mich darin unterstützt haben,
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