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Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Titel: Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
Autoren: Lynn Viehl
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sie. »Sie können gerne daran teilnehmen .« Sie ging zu dem nächsten Mann, der neben ihm stand.
    John sah, wie der junge, lächelnde Pastor überraschend entspannt mit seinen Presbytern einzog, und der Gottesdienst wurde von einem großen Chor eröffnet, der ein fröhliches Lied sang. Der begleitende Organist spielte einige falsche Töne, aber der Gemeinde schien es nichts auszumachen. Jeder in der Kirche hielt ein Gesangbuch in der Hand und sang mit.
    Der Pastor betete und hielt dann eine lange, aber energische Predigt über Nächstenliebe und Vergebung. Die Art, wie er lächelte und gestikulierte, betonte seinen Enthusiasmus.
    »AlbertEinsteinsagte:›EineneueArtvonDenkenistnotwendig ‹« ,erklärtederPastor.»UnserHerrwill,dasswirdieWeltneumachen.Wennwirgroßzügigsind,wennwirvergeben,wennwirdieDunkelheitvonderWeltnehmen.WirbringenSeinWortundSeinLichtzudenen,diezulangeimSchattengestandenhaben .«
    Als die Predigt zu Ende war, spürte John, wie der Schmerz in seinem Bauch verschwand. Die Gemeinde stand wieder auf, um zu beten und zu singen, und dann lud der Pastor alle zum Abendmahl ein.
    John bezweifelte, dass die essenden und singenden Methodisten in Gottes Gunst höher standen als die beichtenden und sühnenden Katholiken. Aber hier zu sein und die reine Freude des christlichen Glaubens zu sehen – zu spüren – , gab ihm das Gefühl, ein neuer Mensch zu sein. Vielleicht weil es ihn daran erinnerte, wie viel er aufgegeben hatte, als er sich entschloss, kein Priester mehr zu sein.
    Etwas schob John weg von der Wand der Kirche und ließ ihn in die lange Reihe treten, die sich auf den Altar zubewegte. Er fühlte sich besser, aber er machte sich keine Illusionen; für Malaria gab es kein Heilmittel, und er glaubte nicht mehr an Wunder. Doch in der Zeit, die ihm noch blieb, würde er dem Krieg zwischen den Darkyn und den Brüdern ausweichen und sich eine Einrichtung oder eine Klinik suchen, wo er arbeiten konnte. Er würde sich einer einfacheren Aufgabe zuwenden, der Aufgabe, die ihn ursprünglich hatte Priester werden lassen.
    Er würde heute zum Abendmahl gehen und den Rest seines Lebens nur noch Gutes unter Gläubigen tun.
    Als John an der Reihe war, kniete er vor dem Altar neben einem kleinen Mädchen in einem makellosen weißen Spitzenkleid und einem mit Gänseblümchen geschmückten Strohhut. Wie sie faltete er die Hände und sah zu dem Aluminiumkreuz mit der stilisierten Flamme auf.
    Eine neue Art von Denken ist notwendig.
    »Das Blut Jesu Christi « , sagte eine geduldige Stimme und hielt John einen kleinen Plastikbecher hin. Dem Geruch nach war er mit Traubensaft gefüllt. John blickte in die freundlichen Augen des jungen Pastors und sah, wie sich sein eigenes ausgemergeltes Gesicht darin spiegelte. Er schmeckte Blut in seinem Mund, und es schmeckte nicht nach Traubensaft.
    Er gehörte nicht hierher.
    John schüttelte den Kopf, stand auf, drehte sich um und ging, schneller und schneller, bis er den Mittelgang hinunterrannte. Während er lief, fingen die Lilien an den Bänken an zu verwelken und wurden braun.
    Am Ausgang hielt ihn jemand von der Gemeinde auf. »Sir, ist etwas nicht in Ordnung ?«
    John schluckte Blut und Magensäure. »Toilette ?«
    Der Mann deutete auf eine Tür links in der Eingangshalle.
    John lief in die leere Toilette und schaffte es gerade noch bis zum Waschbecken, bevor er sich übergab. Blut spritzte auf das makellos weiße Porzellan und tropfte auf den Boden. Er drehte das kalte Wasser an und spülte so viel wie möglich davon weg, bevor er die Hände unter dem Strahl zusammenschob und sich sein heißes Gesicht abwusch.
    Seine Mundhöhle schmerzte, und mit der Zunge ertastete er zwei Brandblasen an seinem Gaumen. Sie zu berühren, ließ eine neue Welle der Übelkeit in ihm aufsteigen, die ihn nach vorn sacken ließ. Er schmeckte Blut und spuckte noch einen Mundvoll ins Becken; die Brandblasen in seinem Mund mussten aufgegangen sein.
    Wenn das der Fall war, warum fühlten sie sich dann an, als würden sie immer noch nach außen drücken?
    Johns Arme zitterten, als er sich abstützte und aufrichtete. Im Spiegel über dem Waschbecken erkannte er, dass Blut über sein Kinn lief und ihm auf das Hemd tropfte. Er öffnete den Mund und legte den Kopf in den Nacken, weil er sehen wollte, wie schlimm die Blasen bluteten.
    Die Pupillen in seinen Augen wurden größer und bedeckten die Iris und dann die weiße Hornhaut, bis seine Augen ganz schwarz wurden. John konnte nicht atmen, seine
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