Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Leichen gefunden hat. Ist das bei dir auch so ?«
    Er betrachtete die Originaldokumente. »Ja. Sie müssen entfernt und von den menschlichen Dienern der Kyn in der Gegend beerdigt worden sein .«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, alle Tresori der Jardins flohen mit den Überlebenden. Phil hat das noch mal überprüft .«
    Er suchte nach einer anderen Erklärung, fand jedoch keine. »Jemand muss sie entfernt haben, bevor die Menschen sie fanden .«
    »Lies den Bericht vom 15. Oktober .«
    »EinerderEinheimischenhatausgesagt,dasserMännerindunkler KleidungkurznachdemFeueramHaussah .« ErließmehrereAbsätzemitunsinnigenFragenderPolizeiaus.»DerAugenzeugebehauptet,siehättendasHausgeplündert,weilsieSäckeausdemHaustrugenundaufeinenLastwagenluden .«
    »Hm-hm .« Alex betrachtete ihre eigene übersetzte Kopie. »Möchtest du mal raten, wie groß die Säcke waren ?«
    Er sah von dem Bericht auf. »Du denkst, die Brüder haben die Körper der toten Kyn gestohlen ?«
    »Wofür würden sie die haben wollen ?«
    »Als Trophäen .«
    »Ich weiß nicht .« Sie rieb sich den Nacken. »Wir wissen, dass die Kyn schreckliche Wunden überleben können. Gabriel Seran wurde jahrelang jeden Tag gefoltert. Sie haben ihn sogar mit kupferhaltigem Weihwasser geblendet, und doch ist er irgendwann geheilt worden und kann wieder sehen .« Sie schaute ihn düster an. »Obwohl ich immer noch nicht genau weiß, wie er sich heilen konnte. Jedenfalls: was, wenn die Kyn nicht tot sind? Was, wenn sie nur gut durchgebraten waren ?«
    »Die Brüder sind auf unsere Zerstörung aus, Alexandra « , erinnerte er sie. »Sie würden nicht versuchen, Opfer aus einem Feuer zu retten, das sie selbst gelegt haben .«
    »Das ist es .« Sie holte tief Luft und legte die Hand über den Mund, dann deutete sie nach draußen. »Was, wenn sie die Feuer nicht gelegt haben, um die Kyn zu töten? Was, wenn sie sie nur so lange kampfunfähig machen wollten, um sie irgendwohin zu transportieren und dort gefangen zu halten ?«
    » C’est impossible .« Cyprien wollte nicht einmal daran denken, wie viele Kyn über die Jahrhunderte verbrannt worden waren. »Warum sollten sie so etwas tun ?«
    »Die Brüder haben die Kyn nicht mehr verbrannt, seit die meisten von euch damals im vierzehnten Jahrhundert zusammengetrieben wurden, als die Kirche die Templer zum Tode verurteilte. Phil hat mir das erzählt « , sagte sie. »Seitdem haben sie euch mit Kupferwaffen angegriffen, euch gefoltert und geköpft, aber das war’s. Oder zumindest war es bis vor drei Jahren so. Wie viele Jardins haben sie seitdem abgefackelt ?«
    Er dachte einen Moment lang nach. »All die Angriffe auf die Jardins in Italien und Frankreich waren Brandanschläge. Mindestens zehn oder fünfzehn .«
    »Und alle Feuer wurden tagsüber gelegt, während die Kyn drin waren und ruhten, nicht wahr ?«
    »Woher weißt du das ?«
    »Erinnerst du dich, ich habe doch im Realm mit den Flüchtlingen gesprochen « , sagte sie. »Sie beschrieben alle das Gleiche: Die Brüder griffen sie ohne Vorwarnung an, sperrten sie in ihre Häuser ein und versuchten, sie bei lebendigem Leib zu verbrennen. Nie irgendetwas anderes. Keine andere Art des Angriffs. Ich wette, wenn du alle Berichte über die Brandanschläge in Frankreich und Italien überprüfst, die etwas mit den Kyn zu tun haben, dann wirst du feststellen, dass die Behörden niemals irgendwelche Leichen gefunden haben .«
    »Wenn das so ist, dann bedeutet es, die Brüder könnten Dutzende von Kyn gefangen genommen und eingesperrt haben .« Michael schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht .«
    »Was, wenn ich recht habe ?«
    »Wenndurechthast « ,sagteer,undseineAugenverwandeltensichinpuresBernstein,»dannwerdeichsiefindenundbefreien .«
    Alex dachte an die wilde Theorie, die sie sich für John über das Waisenhaus ausgedacht hatte, die Theorie, die sie plötzlich nicht mehr weiter vertiefen wollte. »Ich muss John in ein Krankenhaus bringen, irgendwohin, wo er von Spezialisten behandelt werden kann und wo die Brüder ihn nicht finden. Denkst du, dass diese Reha-Einrichtung, wo Val Luisa versteckt, noch Platz für einen weiteren Patienten hat ?«
    Die unnatürlichen Blitze zogen sich in die Wolken zurück und verschwanden genauso schnell wie der laute Donner. Die Asiatin, die den Feuertanz gemacht hatte, ging das Ufer hinauf und umarmte Jaus. Die anderen beiden sah John nicht mehr.
    Der Sturm über dem See beruhigte sich und verschwand, während die Sterne erneut