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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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donnerte mit der Faust an die Tür. Eine hochgewachsene Frau mit strengem Gesicht, terranisch gekleidet, blickte heraus. Rafe fragte: »Wo ist Marguerhia Kadarin?«
   »Captain Scott? Woher wußten Sie es? Ihre Nichte ist sehr krank; wir wollten schon nach ihrem Vormund schicken. Wo ist er?«
   »Er ist tot«, fiel ich ein. »Das Kind ist im Schock. Ich bin Matrix-Techniker; lassen Sie mich hinein.«
   Sie kniff mißtrauisch die Augen zusammen. Meine zerknitterte, blutbefleckte terranische Kleidung, die ich vor Tagen für den Ritt zur Rhu fead angelegt hatte, mein unrasiertes Gesicht und mein verstümmelter Arm gefielen ihr gar nicht. »Leider muß ich Ihnen sagen: keine Besucher.«
   Eine andere weibliche Stimme unterbrach: »Miß Tabor, können Sie im Flur nicht für Ruhe sorgen? Denken Sie daran, wir haben hier ein sehr krankes Kind… « Sie brach ab und musterte uns vier. Präsentabel war nur Rafe. »Wer sind diese Leute?«
   »Ich bin Marjas Vater«, flehte ich. »Glauben Sie mir, jede Sekunde, die wir hier herumstehen, verringert die kleine Chance… « Mit einem Gefühl, das wie ein Dankgebet war, erinnerte ich mich an den terranischen Ausweis, den ich an dem Tag meiner Ankunft auf Darkover in eine Tasche dieses Anzugs gesteckt hatte. Ich fischte ihn heraus. »Hier. Das wird mich identifizieren.«
   Sie warf kaum einen Blick auf die Plastikkarte. »Kommen Sie.« Sie führte mich den Flur entlang. »Wir mußten sie aus dem Schlafsaal nehmen. Die anderen Mädchen ängstigten sich.«
   Das Zimmer war klein und sauber und voller Sonnenschein. Marja lag in einem Gitterbett, und Dr. Forth vom Terranischen HQ hob bei meinem Eintritt den Kopf.
   »Sie? Sagten Sie nicht, Sie wüßten über so etwas Bescheid?«
   »Ich hoffe es«, antwortete ich tonlos und beugte mich über sie. Das Herz blieb mir stehen. Es war, als blicke ich auf ein totes Kind, eins, das geschlafen und geschlafen hat und im Schlaf gestorben ist. Sie lag auf der Seite, die Händchen schlaff, der Mund geöffnet. Ihr Atem war flach und nur eben noch hörbar. Eine blaue Ader klopfte an ihrer Schläfe.
   Stirnrunzelnd versuchte ich, ihre Gedanken zu berühren. Es war sinnlos. Sie war in tiefer Trance; ihr Geist weilte nicht in ihrem Körper, und nun begann auch ihr Körper zu versagen.
   Niemand kann mit Matrices arbeiten, ohne alles über Schock-Trance und ihre Heilung - falls eine Heilung noch möglich ist - zu erfahren. »Haben Sie schon einen Versuch gemacht mit… « Ich zählte die üblichen Stärkungsmittel auf, obwohl mir klar war, daß ein so kleines Kind auf eine Behandlung vielleicht überhaupt nicht ansprach. Kinder hatten normalerweise ja auch keine telepathischen Fähigkeiten. Ich hatte noch nie von einem solchen Fall gehört.
   Und wenn es noch viel länger dauerte, mochte es besser sein, wenn Marja nicht zurückkehrte, weil sie dann zu sehr verändert sein würde.
   Die Sonne war hochgestiegen und brannte durch das Glas. Ich richtete mich auf. Der Schweiß lief mir übers Gesicht. Müde fragte ich: »Wo sind Regis und Dio - der junge Mann und das Mädchen, die mit mir gekommen sind? Holen Sie sie.«
   Leise traten sie ein, blieben stehen und sahen entsetzt auf die bewußtlose Marja. Ich sagte verzweifelt: »Es ist unsere letzte Hoffnung. Wir haben in Rapport mit einer Matrix gestanden, die mit Sharra fast identisch ist.« Als Sharra zerbrach und das Tor zufiel, war jeder, der unter dem Siegel Sharras stand, in jene andere Welt geschleudert worden - außer mir. Mich hatte eine noch größere Kraft in dieser Welt festgehalten. Es bestand die Möglichkeit, daß wir Marja mit einem dreifaltigen Kontakt immer noch erreichten. Ihr Körper war hier, und das war ein starkes Band. Ich hatte diesen Körper gezeugt, das war ein zweites. Aber Marja konnte sich den Weg zurück nicht allein erkämpfen.
   »Regis, kannst du mich halten, wenn ich ihr nachgehe?«
   Über sein Gesicht huschte ein Ausdruck der Angst, aber er zögerte nicht. Dio reichte jedem von uns eine Hand, und zum letzten Mal entstand das dreifache Bewußtsein zwischen uns, eine Ausdehnung meines Ichs, die sich weiter und weiter hinaus erstreckte, über eine raumlose, zeitlose Entfernung hinweg.
   Schatten flackerten kalt und böse. Dann regte sich dort etwas, zuckte schläfrig vor meiner Berührung zurück, glücklich träumend, unwillig, zu erwachen…
   Schnell und so grob, daß Dio laut aufschluchzte, zerbrach ich den vierfachen
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