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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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überrascht fest.
   Das Mädchen, das vor mir stand, war klein und keck. Flachsblondes Haar flatterte ihr um die Schultern, und in ihren graugrünen Augen saß der Schalk. »Ich dachte, du wärst auf Vainwal!« stotterte ich.
   »Und als du mir dort Lebewohl sagtest, dachtest du, ich würde dableiben und mir die Augen ausweinen«, entgegnete sie schnippisch. »Ich nicht! Der Raum steht den Frauen ebenso offen wie den Männern, Lew Alton, und auch ich habe einen Sitz im Comyn-Rat, wenn ich Lust habe, ihn einzunehmen. Warum sollte ich dort bleiben und allein schlafen?« Sie kicherte. »Oh, Lew, wenn du dein Gesicht sehen könntest! Was ist denn los?«
   »Es war nicht Linnell«, erklärte ich, und Dio riß die Augen auf.
   »Wer dann?« Sie sah sich um, aber das Mädchen, das wie Linnell aussah, war in der Menge verschwunden. »Und wo ist mein Onkel? Hast du wieder mit deinem Vater gestritten, Lew?«
   »Nein.« Meine Stimme war rauh. »Er ist auf Vainwal gestorben.« Wußte das auf Darkover noch niemand? »Glaubst du, eine geringere Ursache hätte mich nach hier zurückgebracht?«
   Die Fröhlichkeit verschwand aus Dios Gesicht. »Oh, Lew! Das tut mir leid! Ich hatte ja keine Ahnung!«
   Wieder berührte sie meinen Arm. Ich zuckte vor ihrem Mitgefühl zurück. Was mich betraf, war Dio Ridenow Dynamit. Auf Vainwal war das alles in Ordnung gewesen. Aber von uns beiden wußte zumindest ich, wie schnell aus der alten Affäre wieder Leidenschaft werden konnte. Und ich hatte schon ohne das genug Probleme.
   Von neuem war es mir mißlungen, meine Gedanken abzuschirmen. Dios helles Gesicht lief blutrot an. Sie biß sich auf die Unterlippe, drehte sich um und rannte fast auf die Raumhafenschranken zu.
   »Dio!« schrie ich ihr nach, doch in diesem Augenblick hörte ich meinen Namen. Und da machte ich meinen ersten Fehler. Ich folgte ihr nicht - fragte mich nicht, warum. Zum zweiten Mal wurde mein Name gerufen.
   »Lew! Lew Alton!«
   Und im nächsten Augenblick lächelte ein schlanker, dunkelhaariger Junge in terranischer Kleidung zu mir hoch.
   »Lew! Willkommen daheim!«
   Und ich konnte mich nicht um mein Leben an seinen Namen erinnern.
   Er war mir bestimmt nicht fremd. Er kannte mich, und ich kannte ihn. Trotzdem wartete ich vorsichtig ab, denn schließlich hatte ich auch Linnell erkannt . Der Junge lachte.
   »Kennst du mich nicht mehr?«
   »Ich bin zu lange weggewesen, um mir noch bei irgend jemandem sicher zu sein«, sagte ich. Ich wollte einen telepathischen Kontakt herstellen, aber die Droge verwirrte immer noch mein Gehirn, und ich spürte nur eine vage Vertrautheit. Kopfschüttelnd betrachtete ich den Jungen. Er mußte noch ein Kind gewesen sein, als ich Darkover verließ; er war so jung, daß er sich wohl kaum schon rasierte.
   »Zandrus Höllen«, entfuhr es mir, »du kannst doch nicht Marius sein?«
   »Kann ich das nicht?«
   Ich vermochte es immer noch nicht zu glauben. Mein Bruder Marius, der jüngere Bruder, der unserer terranischen Mutter das Leben gekostet hatte - war es möglich, daß ich meinen eigenen Bruder nicht wiedererkannte?
   Er grinste schüchtern zu mir hoch, und mein Argwohn legte sich. »Es tut mir leid, Marius. Du warst noch so jung, und du hast dich so sehr verändert. Nun… «
   »Wir können uns später unterhalten«, fiel er rasch ein. »Du mußt durch den Zoll und so weiter, aber ich wollte dich vorher begrüßen. Was ist los, Lew? Du siehst komisch aus. Krank?«
   Ich stützte mich minutenlang auf seinen Arm, bis der Schwindel verging. »Prokalamin«, sagte ich kläglich, und als er mich verständnislos ansah, erläuterte ich: »Ein Sedativ, das Passagiere auf Sternenschiffen gespritzt bekommen, damit sie den Hyperantrieb aushalten, ohne daß ihnen der Kopf platzt. Es dauert eine Weile, bis die Wirkung nachläßt, und ich bin außerdem gegen das Zeug allergisch.«
   Er musterte mich aus dem Augenwinkel, und mein Gesicht verhärtete sich. »Bin ich so abschreckend? Schon gut, du hast mich nicht gesehen, seit ich meine Hand verlor und mir das Gesicht zerschnitten wurde. Sieh es dir nur genau an.«
   Er wandte die Augen ab, und ich legte ihm den Arm um die Schultern.
   »Es macht mir nichts aus, wenn du mich anstarrst«, sagte ich freundlicher. »Aber, verdammt noch mal, schiele nicht nach mir hin, wenn du meinst, ich merkte es nicht, denn ich merke es immer. Verstanden?«
   Er entspannte sich und betrachtete
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