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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erniedrigen?
   In meiner Wut wollte ich hinter ihm herlaufen, wurde jedoch mit einem Ruck auf meinen Sitz zurückgeschleudert. Wir verloren schnell an Höhe. Das Zeichen, die Sicherheitsgurte anzulegen, leuchtete auf. Ich fummelte mit meinem herum, völlig außer mir.
   Er hatte mich gezwungen, mich zu erinnern, warum ich Darkover vor sechs Jahren verlassen hatte, narbenbedeckt und gebrochen und fürs Leben verkrüppelt. Er hatte Wunden, die zu heilen begannen, wieder aufgerissen. Und er hatte den Namen Sharra ausgesprochen.
   Ich, ein Halbblut, ein Bastard, Comyn nur gnadenhalber, weil mein Vater keine darkovanischen Söhne hatte, war leichte Beute für die Rebellen und Unzufriedenen gewesen, die mit dem Schlachtruf Sharra ausschwärmten. Sharra - die Legende nannte sie eine Göttin, die zum Dämon geworden war, gefesselt mit goldenen Ketten, herbeizurufen durch Feuer. Ich hatte vor einem solchen Feuer gestanden und meine telepathischen Gaben benutzt, die Macht Sharras heraufzubeschwören.
   Mittelpunkt der Rebellion waren die Aldarans gewesen, die Comyn-Familie, die wegen ihrer Verbundenheit mit den Terranern ausgestoßen worden war. Ich war ein Verwandter Beltrans, des Lords von Aldaran.
   Gesichter, die ich hatte vergessen wollen, zogen erbarmungslos vorbei, um mich zu quälen. Der Mann, der sich Kadarin nannte und mich überredet hatte, mich den Rebellen um Sharra anzuschließen. Der Säufer Zeb Scott, der die Talisman-Matrix Sharras gefunden hatte, und seine Kinder. Der kleine Rafe, der mir als seinem Helden auf Schritt und Tritt nachlief, Thyra mit dem Gesicht eines Mädchens und den Augen eines wilden Tieres - und Marjorie…
   Marjorie! Ich war wieder in der Vergangenheit. Ein verängstigtes Mädchen mit weichem braunem Haar und goldgefleckten Bernsteinaugen stahl sich in dem seltsamen Feuerlicht an meine Seite. Lachend wanderte sie durch die Straßen einer Stadt, die jetzt Schutt und Asche war, eine Girlande aus goldenen Blumen in der Hand…
   Ich verbannte die Erinnerungen. Das tat mir nicht gut. Das Donnern der bremsenden Düsen schmerzte mir in den Ohren. Durch das Fenster erkannte ich die gedrungenen Türme von Thendara, rosig im ersten Sonnenlicht, ein heller Fleck auf der dunklen, mit Wäldern und niedrigen Hügeln besetzten Ebene. Wir kamen tiefer und tiefer. Ich sah die Seen wie Silberspiegel aufblitzen, dann raste der Wolkenkratzer des terranischen Hauptquartiers am Fenster vorbei, das viele Weiß des Raumhafens gleißte, die Maschine setzte holpernd auf, und wir waren unten. Ich zog an meinem Gurt. Jetzt wollte ich mir Dyan kaufen…
   Aber ich verfehlte ihn. Das Raumhafenfeld war ein Durcheinander aus Menschen von dreißig Planeten, die in hundert Sprachen babbelten, und als ich mich durch die Menge drängte, stieß ich mit einem dünnen, weißgekleideten Mädchen zusammen.
   Sie schwankte und fiel, und ich bückte mich, um ihr aufzuhelfen. »Entschuldigen Sie«, bat ich auf Standard, »ich hätte auf meinen Weg achten sollen… « und dann erst sah ich ihr Gesicht.
   »Linnell!« rief ich freudig. »Wie herrlich!« Unbeholfen umarmte ich sie. »Wolltest du mich abholen? Was bist du gewachsen, Cousinchen!«
   »Verzeihung?« Die Stimme des Mädchens klirrte vor Eis. Verblüfft stellte ich sie auf die Füße. Sie sprach jetzt Darkovanisch, aber noch nie hat ein darkovanisches Mädchen einen solchen Akzent gehabt. Ich starrte sie an.
   »Es tut mir leid«, brachte ich schließlich heraus. »Ich dachte… « und starrte weiter. Sie war ein hochgewachsenes Mädchen, sehr hell, mit einem herzförmigen Gesicht, weichem dunkelbraunem Haar und sanften grauen Augen. Nur jetzt waren sie nicht sanft; sie flammten vor Zorn.
   »Nun?«
   »Es tut mir leid«, wiederholte ich tölpelhaft, »ich hielt Sie für eine meiner Cousinen.«
   Sie zuckte kühl die Schultern, murmelte etwas und ging weiter. Ich folgte ihr mit den Augen. Die Ähnlichkeit war phantastisch. Es war nicht nur eine oberflächliche Übereinstimmung von Farben und Größe. Das Mädchen war das Spiegelbild meiner Cousine Linnell Aillard. Sogar ihre Stimme klang wie die Linnells.
   Eine leichte Hand berührte meine Schulter, und eine fröhliche Stimme rief: »Pfui, Lew! Was mußt du die arme Linnell in Verlegenheit gesetzt haben! Sie ist eben ohne ein Wort an mir vorbeigerannt. Bist du so lange weggewesen, daß du deine guten Manieren ganz vergessen hast?«
   »Dio Ridenow!« stellte ich
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