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Darkover 19 - Retter des Planeten

Titel: Darkover 19 - Retter des Planeten
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mich. Alles war sauber, verschlossen und unpersönlich - wie der Mann, dem sie gehörte. Ich durchwühlte die Zimmer ruhelos in der Hoffnung, irgend etwas zu finden, das mir bekannt genug erschien, um mir zu beweisen, daß ich hier die letzten elf Jahre zugebracht hatte.
   Jay Allison war vierunddreißig Jahre alt; ich jedoch hatte mein Alter ohne zu zögern mit zweiundzwanzig angegeben. Es gab in meiner Erinnerung keine erkennbaren weißen Flecken; von dem Moment an, als Jay Allison von den Waldläufern gesprochen hatte, war meine Vergangenheit an mir vorbeigerauscht und war stehengeblieben, komplett bis zum Abendessen des gestrigen Tages (aber hatte ich diese Mahlzeit vor zwölf Jahren zu mir genommen?). Ich erinnerte mich an meinen Vater, einen scharfgesichtigen, stillen Mann, dem es Spaß gemacht hatte, oft zu fliegen und von seiner Maschine aus während des unablässigen Kartographierens und Erforschens Foto auf Foto zu schießen. Er hatte es gern gemocht, wenn ich mit ihm zusammen flog, und ich war sprichwörtlich über jedem Quadratzentimeter des Planeten mit ihm geschwebt. Niemand hatte je das Wagnis auf sich genommen, über die Hellers hinwegzugleiten, abgesehen natürlich von dem großen Handelsraumer, der stets in einer sicheren Umlaufbahn blieb. Ich erinnerte mich schwach an die Bruchlandung und die seltsamen Hände, die mich aus dem Wrack zogen, und jene Wochen, die ich, bewußtlos und mit gebrochenen Knochen, liebevoll gepflegt von einer der rotäugigen, aufgeregt zwitschernden Frauen der Waldläufer, dort verbrachte. Insgesamt hatte ich acht Jahre in ihrem Nest verbracht, das natürlich überhaupt kein Nest war, sondern eine sich weiträumig ausbreitende Siedlung auf den Ästen enormer Bäume. Zusammen mit den kleinen, feingliedrigen Humanoiden, die meine Spielgefährten gewesen waren, hatte ich Nüsse und Knospen gesammelt und kleine, auf Bäume lebende Tiere gefangen, die ihnen zur Nahrung dienten, und meinen Teil zum Weben der Kleidung beigetragen, die aus den Fasern der auf Baumstämmen kultivierten Schlingpflanzen wuchsen. In all diesen acht Jahren hatte ich mit den Füßen weniger als ein Dutzend Male den Grund berührt, obwohl ich meilenweit über die Baumstraßen gewandert war, die sich hoch über der Waldboden dahinzogen.
   Schließlich die schmerzliche Entscheidung des Alten, daß ich zu fremdartig für sie sei, und die schwierige und gefährlich Reise, die meine Waldläufer-Zieheltern und -Brüder unternommen hatten, um mir aus den Hellers herauszuhelfen und mich zu Handelsstadt zu bringen. Nach zwei Jahren körperlich schmerzhafter und geistig mit halbem Herzen vorgenommener Versuche am Tag zu leben (die eulenäugigen Waldläufer sahen am besten und lebten hauptsächlich bei Mondlicht), hatte ich schließlich eine Nische für mich gefunden, in der ich mich niederlasse konnte. Aber die gesamten späteren Jahre (nachdem Jay Allison der, wie ich annehme, das Grundmuster meiner Erinnerungen mit mir teilte, mich übernommen hatte) waren im Schlund de Unterbewußtseins verschwunden.
   Ein Bücherregal war mit großen Mikrokarten vollgestopft. Ich steckte eine davon in den Bildbetrachter, kam mir wie ein Voyeur vor und ertappte mich dabei, wie ich ängstlich darauf wartete, daß gleichmäßige Schritte erklangen und die schrille Stimme Jay Allisons zu wissen verlangte, was zum Teufel ich mit seinem Eigentum anstellte. Ein Auge dem Betrachter zugewandt, las ich geistesabwesend etwas über die Behandlung komplizierter Brüche. Erst dann wurde mir klar, daß ich aus einem ganzen Absatz nicht mehr als drei Wörter verstand. Ich schlug mir mit der Faust gegen die Stirn und spürte, wie die Worte wie leere Echos in mir widerhallten. »Laceration… Primärefflusion… Serum und Lymphen… Granulationsgewebe… « Ich nahm an, daß die Worte etwas bedeuteten und ich einst gewußt hatte, was. Aber wenn ich eine medizinische Ausbildung genossen hatte, konnte ich mich jedenfalls an keine Silbe erinnern. Ich konnte nicht einmal eine Fraktur von einer Fraktion unterscheiden.
   In einem plötzlichen Aufwallen von Ungeduld zog ich mir die weiße Jacke aus und streifte das erste Hemd über, das mir in die Finger fiel, ein karmesinrotes Ding, das in einer Reihe weißer Kittel hing und wie ein exotischer Vogel in einem verschneiten Landstrich wirkte. Dann durchwühlte ich weiter die Schubladen und Schränke. Sorglos in ein Ablagefach geschoben fand ich eine andere Mikrokarte, die mir bekannt vorkam,
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