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Darkover 19 - Retter des Planeten

Titel: Darkover 19 - Retter des Planeten
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und als ich sie in den Bildbetrachter steckte, entpuppte sie sich als ein Buch über Alpinismus, das ich, wie mir seltsamerweise einfiel, als Junge gekauft hatte. Es vertrieb meine letzten, verwehenden Zweifel. Offensichtlich hatte ich es mir zugelegt, bevor die beiden Persönlichkeiten sich dermaßen scharf gespalten und verschiedene Wege eingeschlagen hatten. Jason war zu Jay geworden. Ich fing an, es zu glauben. Ich akzeptierte es noch nicht, konnte mir aber vorstellen, daß es so gekommen war. Das Buch sah ziemlich abgegriffen aus und war so oft benutzt worden, daß ich es mit größter Sorgfalt in die Betrachtungsbrille schieben mußte.
   Unter einem zusammengefalteten Stapel sauberer Unterwäsche fand ich eine halbleere, flache Whiskyflasche. Ich erinnerte mich, daß Forth gesagt hatte, er habe Jay Allison niemals trinken sehen, und dachte plötzlich: der arme Narr! Ich genehmigte mir selbst einen Schluck und setzte mich hin, um die Zeit damit totzuschlagen, indem ich das Bergbuch betrachtete.
   Ich nahm an, daß sich die beiden Hälften unserer Persönlichkeit erst dann derart stark auseinandergelebt hatten, nachdem ich in die Medizinische Fakultät eingetreten war und ein solch hohes Resultat erzielt hatte, daß daraus Tage und Wochen - und, wie ich vermutete, Jahre geworden waren, in denen es Jay Allison gelungen war, mich völlig unterzubuttern. Ich versuchte einige persönliche Daten zusammenzubekommen, indem ich einen Blick in seinen Terminkalender warf, erhielt aber einen so starken mentalen Schlag, daß ich ihn mit den beschriebenen Seiten nach unten weglegte und beschloß, darüber nachzudenken wenn ich ein wenig mehr betrunken war.
   Ich fragte mich, ob die Details meiner Jugenderinnerungen mit denen übereinstimmten, die sich Jay Allison aufdrängten, wenn er über sie nachdachte. Ich glaubte nicht. Die Menschen vergessen und erinnern sich selektiv. Immerhin hatte Jays dominante Persönlichkeit mich in einem wochen- und jahrelangen Prozeß verdrängt - und damit war ich, das junge Rauhbein, der mehr als nur ein halber Darkovaner war, die Berge liebte und vor Sehnsucht nach einer nichtmenschlichen Welt beinahe krank war, vor diesem kühlen, beherrschten jungen Medizinstudenten, der sich in seiner Arbeit völlig verlor, hinweggespült worden. Aber ich, Jason - war ich nicht immer der Beobachter im Hintergrund gewesen, die Person, die zu sein Jay Allison sich nicht traute? Warum war er bereits über dreißig Jahre alt - und ich erst zweiundzwanzig?
   Ein Klingeln zerbrach die Stille. Ich hastete an das Interkom das an der Schlafzimmerwand angebracht war, und fragte: »Wer ist da?« Eine unbekannte Stimme sagte: »Dr. Allison?«
   Automatisch sagte ich: »Hier ist niemand, der so heißt.« Ich machte Anstalten, den Hörer auf die Gabel zurückzulegen. Dann hielt ich inne, schluckte und fragte: »Sind Sie das, Dr. Forth?«
   Er war es. Ich holte noch einmal tief Luft. Ich wollte nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden, was ich sagen würde, wenn irgend jemand anders zu wissen verlangte, wieso zum Teufel ich Dr. Allisons Privatgespräche entgegennahm. Als Forth fertig war, ging ich zum Spiegel hinüber, starrte mich an und versuchte, hinter meinem Gesicht die scharfen Züge dieses Fremden, dieses Doktor Jason Allison, zu entdecken. Und sogar während ich mir darüber Gedanken machte, was ich für eine Reise in die Berge zusammenpacken sollte, welcher Lebensweise sich eine Jagdgruppe zu befleißigen hatte, und im Geiste Listen über Hitzewellen und Windböen anlegte, blieb ich dort stehen. Das Gesicht, das mich ansah, war jung, faltenlos und mit einigen Sommersprossen versehen. Es war das gleiche wie immer - ausgenommen, daß ich meine Sonnenbräune verloren hatte. Jay Allison hatte mich zu lange eingesperrt. Plötzlich drohte ich dem Spiegelbild mit der Faust. »Zum Teufel mit dir, Dr. Allison«, sagte ich und ging, um nachzusehen, ob er einige Kleidungsstücke behalten hatte, die einzupacken es sich lohnte.

3.
    Dr. Forth wartete auf dem Dachlandeplatz auf mich, desgleichen ein kleiner Copter; eine von den etwas älteren Kisten, die dem Medizinischen Dienst zur Verfügung gestellt werden, wenn sie für wichtigere Dinge nicht mehr zu verwenden sind. Forth musterte mein karmesinrotes Hemd mit einem verwunderten Blick, aber alles was er sagte, bestand aus einem: »Hallo, Jason. Da ist noch etwas, das wir auf der Stelle entscheiden müssen. Wie bringen wir der Mannschaft bei, wer Sie
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