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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verbrannte in der ekstatischen Vereinigung, die sie verzehrte. Andrews Vorstellung, dass sie sich alle im Dunkeln, innerhalb eines nicht ausgebrüteten Eis nackt zusammendrängten, übertrug sich auf Damon. Die Flammen verwandelten sie völlig in Asche. Doch dann barst die Schale in einer noch größeren Ekstase, und sie stiegen aus der Asche empor, spreizten mächtige Schwingen in einem einzigen, gemeinsamen Ausbruch flammender Energie, schwebten triumphierend über Arilinn... Aus dem Schnabel des Phönix schossen Blitz und Donner nieder, die den Turm von Arilinn erschütterten und wanken ließen. Ganz weit unten erkannte Damon die kleinen Gestalten Leonies und ihres Kreises, die voll Angst und Verzweiflung nach oben blickten.
    Leonie! Du kannst uns nicht vernichten! Ich biete dir einen Waf fenstillstand an.
    Damon wollte Arilinn nicht zerstören. Es war seine Heimat gewesen. Er hatte dort unendlich gelitten, wie Callista gelitten hatte, aber er war dort auch ausgebildet worden, er hatte gelernt, gewaltige Energien unter Kontrolle zu halten. Seine Arilinn-Schulung war die Basis dessen, was er jetzt war, was er noch werden konnte.
    Arilinn sollte in der Überwelt und in der realen Welt für immer stehen bleiben, eine Heimat für Telepathen, ein Symbol für das, was die Turmausbildung einmal gewesen war und eines Tages wieder sein mochte. Die Kraft und Stärke der Domänen.
    Leonies zitternde Stimme war fast unhörbar.
    »Nein, Damon, schlag zu! Vernichte uns vollständig, so wie du alles vernichtet hast, für das wir eintreten.«
    »Nein, Leonie.« Und nun standen sie sich plötzlich auf der grauen Ebene der Überwelt von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Damon erkannte – und er wusste, Leonie nahm seinen Gedanken wahr –, dass er ihr nie etwas antun konnte. Er liebte sie, er hatte sie immer geliebt, er würde sie immer lieben.
    »Und ich liebe dich auch«, sagte Callista neben ihm zärtlich. Sie streckte Leonie ihre Hände entgegen, und dann, wie sie es in der realen Welt niemals getan hatte, nahm sie Leonie in ihre Arme und zog sie liebevoll an sich. »Leonie, meine geliebte Pflegemutter, siehst du denn nicht, was es ist, das Damon getan hat?«
    Zitternd erwiderte Leonie: »Er hat die Türme zerstört. Und du, Callista, du hast uns alle verraten!« Sie wich vor der jungen Frau zurück und starrte sie voller Entsetzen an. Damon, der jetzt mit Leonie in Verbindung stand, sah mit ihr, was mit Callista geschehen war, dass sie eine Frau war, liebend, geliebt, erfüllt – ganz und gar keine Bewahrerin im alten Sinne und doch im Vollbesitz ihrer Kraft und ihrer Fähigkeiten. »Callista, Callista, was hast du getan?«
    Damon antwortete ihr sanft, aber unnachgiebig. »Wir haben die alte Arbeitsweise wieder entdeckt, bei der eine Bewahrerin ihr Leben und alle Lebensfreude nicht zu opfern braucht.«
    Dann war mein Leben sinnlos, mein Opfer sinnlos. Und mit einer Verzweiflung, die Damon weder ausloten noch ertragen konnte: Lass mich jetzt sterben.
    Mit der neuen Wahrnehmungsfähigkeit eines Bewahrers konnte er in sie hineinsehen, und er erkannte das Entsetzen darüber, was sie sich selbst angetan hatte. Warum hatte er das nie erahnt? Sie hatte ihn aus dem Turm weggeschickt, damit er nicht in Versuchung kommen konnte, die Beherrschung zu verlieren und sein Verlangen nach ihr zu enthüllen. Aber wie konnte sie ihre eigene Versuchung entfernen? Die Gesetze verboten es, eine Comyn-Frau zum Neutrum zu machen, und bei Callista war sie bis hart an die Grenze einer Neutrierung gegangen.
    Aber was hatte sie für sich selbst tun können?
    Mit qualvollem Mitleid sagte er: »Nicht sinnlos, Leonie. Du und jene, die dir gleich sind, ihr habt die Tradition am Leben erhalten, ihr habt die Matrix-Wissenschaften von Darkover am Leben erhalten, damit eines Tages diese Wiederentdeckung erfolgen konnte. Euer Heldentum hat es unsern Kindern und Enkeln möglich gemacht, die alten Wissenschaften ohne so viel Leid und Qual anzuwenden.
    Ich will die Türme nicht zerstören, ich will euch nur etwas von eurer Bürde abnehmen. Es sollen Menschen außerhalb der Türme ausgebildet werden, damit ihr euer Leben nicht völlig zu opfern, damit der Preis nicht so grausam hoch zu sein braucht. Du und wir alle, die wir von Arilinn und den anderen Türmen gekommen sind, haben die Flamme am Leben erhalten, auch wenn du sie mit deinem eigenen Fleisch und Blut genährt hast.«
    Jetzt stand er entwaffnet vor ihnen und wusste, sie konnten ihn niederstrecken. Aber
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