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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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er in Thendara zusammenkommt.« Auf Darkover hatte nie ein Krieg im Winter stattgefunden, und es würde nie einen geben. Im Winter gab es einen grimmigeren Feind, die grausame Kälte, die Schneestürme, die von den Hellers herab über die Domänen hinfegten. Keine Armee konnte im Winter gegen die Domänen ziehen. Selbst Räuber blieben dann zu Hause. Man konnte bis zum nächsten Ratstreffen auf die Ernennung eines neuen Befehlshabers warten. Damon ging auf ein anderes Thema über.
    »Werdet Ihr Thendara vor dem Dunkelwerden erreichen?« »Wenn sich unterwegs nichts Besonderes ereignet, ja.« »Dann lasst mich Euch nicht länger aufhalten.« Damon verbeugte sich. »Ihr habt den Befehl über diese Männer, Verwandter.‹
    Der junge Offizier konnte ein Lächeln nicht verbergen. Er war sehr jung, und dies war sein erstes Kommando, wenn es auch nur für kurze Zeit galt. Versonnen beobachtete Damon den Jungen, als dieser seine Männer versammelte und mit ihnen davon ritt. Das war der geborene Offizier, und da Dom Esteban Invalide war, konnten fähige Offiziere mit Beförderungen rechnen.
    Damon selbst hatte sich, auch wenn er diesen Feldzug angeführt hatte, nie als Soldat gesehen. Wie alle Comyn-Söhne hatte er im Kadettenkorps gedient und zum gegebenen Zeitpunkt sein Offizierspatent erhalten, aber seine Begabung und sein Ehrgeiz lagen auf völlig anderem Gebiet. Mit siebzehn war er als Telepath in den Arilinn-Turm zugelassen und in den alten Matrix-Wissenschaften von Darkover ausgebildet worden. Viele, viele Jahre lang hatte er dort gearbeitet, an Kraft und Geschicklichkeit gewonnen und den Rang eines Psi-Technikers erreicht.
    Dann war er aus dem Turm weggeschickt worden. Es sei nicht seine Schuld, hatte seine Bewahrerin ihm versichert. Er sei nur zu empfindsam, und die Gesundheit seines Körpers und sogar seines Geistes könne durch die fürchterliche Anstrengung der Matrix-Arbeit zu Grunde gehen.
    Innerlich rebellierend, aber gehorsam war Damon gegangen. Das Wort einer Bewahrerin war Gesetz: Man stellte es nicht in Frage, und man lehnte sich nicht dagegen auf. Damon sah sein Leben zerstört, seine Hoffnungen in Scherben liegen. Er hatte versucht, bei der Garde von neuem anzufangen, obwohl er kein Soldat war und das wusste. Eine Zeit lang war er Kadettenmeister gewesen, dann Lazarettoffizier, Versorgungsoffizier. Und bei diesem letzten Feldzug gegen die Katzenwesen hatte er gelernt, selbstbewusst aufzutreten. Aber er hatte nicht den Wunsch, den Befehl zu führen, und er war froh, dass er ihn nun niederlegen konnte.
    Er sah den davon reitenden Männern nach, bis sich ihre Gestalten im Staub der Straße verloren. Jetzt nach Armida, nach Hause... »Lord Damon«, sagte Eduin neben ihm, »es sind Reiter auf der Straße.«
    »Reisende? Zu dieser Jahreszeit?« Es schien unmöglich. Der Schnee des Winters war noch nicht gefallen, aber jeden Tag konnte der erste Wintersturm von den Hellers herabfegen und die Straßen tagelang blockieren. Es gab ein altes Sprichwort: Nur der Wahnsinnige oder der Verzweifelte reist im Winter. Damon strengte seine Augen an, um die fernen Reiter zu erkennen, aber er war seit seiner Kindheit ein wenig kurzsichtig und konnte nur verschwommene Flecken ausmachen.
    »Eure Augen sind besser als meine. Was meint Ihr, Eduin, sind es bewaffnete Männer?«
    »Ich glaube nicht, Lord Damon. Es reitet eine Dame mit ihnen.«
    »Zu dieser Jahreszeit? Das kann man sich kaum vorstellen«, antwortete Damon. Was konnte eine Frau veranlassen, in die Unsicherheit des sich nähernden Winters hinauszuziehen?
    »Es ist ein Hastur-Banner, Lord Damon. Aber Lord Hastur und seine Dame würden Thendara zu dieser Jahreszeit nicht verlassen. Wenn sie aus irgendeinem Grund nach Burg Hastur ritten, würden sie auch nicht diese Straße nehmen. Ich kann es nicht verstehen.«
    Doch noch bevor er den Satz beendete, war Damon klar, welche Frau ihm mit der kleinen Eskorte von Gardisten und Begleitern entgegenritt. Nur eine Frau auf Darkover würde allein unter einem Hastur-Banner reiten, und nur eine Hastur hatte Grund, diesen Weg zu nehmen.
    »Es ist die Lady von Arilinn«, erklärte er schließlich widerstrebend und sah die Verwunderung und Ehrfurcht in Eduins Gesicht.
    Leonie Hastur. Leonie von Arilinn, Bewahrerin des ArilinnTurms. Damon wusste, die Höflichkeit erforderte, dass er seiner Verwandten entgegenritt und sie willkommen hieß. Und doch blieb er wie erstarrt auf seinem Pferd sitzen und rang nach Selbstbeherrschung. Die
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