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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Erbe der Domäne, und er muss dort geboren werden.«
    Lorenz verbeugte sich ohne besondere Anmut. Er ignorierte Andrew, der gleich hinter Damon ritt, aber er grüßte Ellemir höflich und Callista mit etwas wie echtem Respekt. Damon drehte sich um und umarmte seinen Bruder Kieran.
    »Wirst du uns im Herbst, wenn du nach Serrais zurückkehrst, in Armida besuchen?«
    »Das werde ich«, versprach Kieran, »und ich hoffe, dann Ellemirs Sohn zu sehen. Wer weiß, vielleicht kommandiert er eines Tages die Garde!« Er ließ die Gardisten, die Damon und seine Gesellschaft auf dem Rückweg begleiten sollten, an sich vorbeireiten. Damon wollte schon den Übrigen das Zeichen zum Aufbruch geben, als er eine schlanke Frau die Treppe herunterschreiten sah, die vor dem Hof der Comyn-Burg lag. Wie es für eine Comynara vor so vielen Männern schicklich war, hatte sie sich mit einem Kapuzenmantel verhüllt. Der Instinkt sagte ihm, wer sie war. Oder lag es daran, dass Leonie von Arilinn sich hinter nichts mehr vor ihm verstecken konnte?
    So stieg er noch nicht in den Sattel, gab aber seinem Reitknecht ein Zeichen, das Pferd bereitzuhalten. Er ging der Frau entgegen. Am Fuß der Treppe trafen sie zusammen.
    »Leonie.« Er beugte sich über ihre Hand.
    »Ich bin gekommen, um Lebewohl zu sagen und Callista meinen Segen zu geben«, sagte sie ruhig.
    Andrew verbeugte sich tief, als Damon sie an ihm vorbei zu Callista führte, die gerade ihre graue Stute besteigen wollte. Leonie hob den Kopf, und Andrew hatte den Eindruck, aus den Augen der alten Frau brenne ihm wie aus den Höhlen eines Totenkopfes Groll entgegen. Aber sie neigte höflich den Kopf und sagte: »Das Glück möge Euch begleiten.« Dann streckte sie die Hände aus, und Callista berührte ihre Fingerspitzen in der federleichten Geste von Telepathin zu Telepathin.
    Leonie sagte leise: »Nimm meinen Segen, Kind. Du weißt jetzt, wie ehrlich ich das meine und wie viel Glück ich dir wünsche.«
    »Ich weiß«, flüsterte Callista. Aller Groll war verschwunden. Was Leonie ihr angetan hatte, war schwer zu ertragen gewesen, aber es hatte diesen stärkeren Durchbruch möglich gemacht, hatte ihr die höchste mögliche Erfüllung geschenkt. Sie und Andrew hätten ohne Kämpfe zusammenkommen und glücklich miteinander leben können. Aber dann hätte sie ihr Laran für immer aufgegeben, wie man es von einer ehemaligen Bewahrerin erwartete. Jetzt wusste sie, dass dann ihr ganzes Leben nur noch halb gewesen wäre. Sie zog Leonies Fingerspitzen an ihre Lippen und küsste sie, ehrerbietig und mit tiefer Liebe.
    Es war zu spät für Leonie, aber jetzt missgönnte sie Callista ihr Glück nicht mehr.
    Leonie wandte sich Ellemir zu und machte das Zeichen des Segens. Ellemir neigte den Kopf und nahm den Gruß an, ohne ihn zu erwidern. Nun standen sich Leonie und Damon gegenüber. Wieder beugte er sich stumm über ihre Hand, ohne die Augen zu ihr zu erheben. Es war alles gesagt worden; zwischen ihnen gab es nichts mehr zu sagen oder zu tun. Er wusste, sie würden sich niemals wieder sehen. Eine ungeheure, nicht zu überbrückende Entfernung lag zwischen Arilinn und dem verbotenen Turm, und so musste es bleiben. Damons Arbeit würde eine ganz neue Matrix-Wissenschaft ins Leben rufen, und die jungen Matrix-Mechaniker würden den Türmen ihre schreckliche Bürde abnehmen. Noch einmal machte Leonie das Zeichen des Segens und wandte sich ab.
    Stumm bestieg Damon sein Pferd, und sie ritten durch die Tore. Andrew hatte sich mit Callista an die Spitze des Zuges gesetzt. Dann kamen die Diener, Gefolgsleute und Bannerträger. Den Schluss machte Damon mit Ellemir an seiner Seite. Ihm war, als müsse sein Herz brechen. Er hatte sich ein Glück erobert, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Aber sein Glück war auf den Opfern Leonies und anderer wie ihr aufgebaut, die das Wissen am Leben erhalten hatten. Cassilda, Mutter der Domänen, betete er, gib, dass wir das nie vergessen und ihrer immer in Ehrfurcht gedenken...
    Er ritt mit gesenktem Kopf und trauerte, bis er Ellemirs besorgten Blick auf sich ruhen fühlte und erkannte, dass er sich seinem Gram nicht hingeben durfte.
    Sein ganzes Leben lang würde er sich voll Kummer erinnern, aber das musste ein privater Kummer bleiben, beinahe ein geheimer Luxus. Jetzt musste er sein Gesicht entschlossen der Zukunft zuwenden.
    Es gab Arbeit zu tun. Für die Türme mochte sie zu trivial sein, und doch war sie wichtig: Arbeit wie die Reparatur von Dom Estebans
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