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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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Deshalb war die Kraft auf Ysaye zurückgeschlagen. Sie hatte mit Ryan Evans gebrannt, und Leonie hatte ihre Qual geteilt.
   Wie es schien, war allein die Verbindung zwischen ihr und Leonie Ysayes letzte Klammer zum Leben.
   Als Leonie dies klarwurde, spürte sie auch, wie ihr die Kraft entzogen wurde - und wie die Erste Heilerin von Arilinn und die beste Überwacherin zusammenarbeiteten, um das Band langsam zu trennen.
   »Nein… « flüsterte sie vor sich hin, doch man ließ ihr ebensowenig eine Wahl wie früher Ysaye. Der letzte Faden, der sie zusammenhielt, riß, peitschte auf Leonie zurück, schleuderte sie aus der seltsamen Dunkelheit, in der sie erwacht war, und hinaus in die Überwelt.
   Sie erkannte sofort, wo sie war. Da gab es den unruhigen grauen Nebel, die vagen Bilder des Arilinn-Turms, in dem ihr Körper lag, und der anderen, weiter entfernten Türme - Neskaya, Dalereuth, Corandolis, Thendara. Doch sie war nicht allein hier. Eine andere Frau stand vor ihr, eine sehr dünne, hochgewachsene, dunkelhäutige Frau mit Gesichtszügen, die man bei keiner Darkovanerin fand.
   Zu ihrem Schrecken erkannte sie Ysaye nach den paar flüchtigen Blicken, die sie mitbekommen hatte, wenn die Sternenfrau in einen Spiegel sah. Und an Ysayes Hand klammerte sich ein sehr kleines Mädchen, in dessen Gesicht Leonie sowohl Ysayes Erbe als auch das Hastur-Blut wiederfand. Beide, Ysaye und das Kind, waren leicht durchsichtig, und Leonie konnte den weit entfernten Neskaya-Turm durch Ysayes unstofflichen Körper sehen.
   Du hattest recht, Leonie , sagte die Erscheinung.
   Leonie schüttelte den Kopf. Sie hatte sich immer noch nicht von dem Schock erholt, plötzlich in die Überwelt geschleudert zu werden. Recht womit? fragte sie.
   Damit, daß mein Kind nicht aufhören werde zu weinen, bis ich zu ihm käme . Ysaye wirkte sehr ruhig, sehr distanziert - auf eine Art, die Menschen nicht gegeben ist. Menschliche Sorgen betrafen sie nicht länger. Du hast bei mir eine Blutschuld, weißt du. Wenn du nicht gewesen wärest… dann wäre Lorill gar nicht erst nach Aldaran gekommen, er wäre nicht dorthin zurückgekehrt, und wenn ich gegangen wäre, Ryan Evans zur Rede zu stellen, hätte ich einen Mann vom terranischen Sicherheitsdienst mitgenommen .
   Leonie erschauerte. Damit konnte Ysaye praktisch jede Blutschuld einfordern, die sie wollte. Denn es war nur zu wahr, daß Leonie die gleiche Schuld an Ysayes Tod trug wie Ryan Evans. Vielleicht eine größere Schuld. Wenn Lorill niemals eine Rolle in dieser Tragödie gespielt hätte, wäre alles ganz anders gekommen. Und Lorill war nur deswegen nach Aldaran gereist, weil Leonie ihn dazu aufgefordert hatte.
   Was verlangst du von mir? fragte sie kleinlaut. Das war nicht die Ysaye, die sie kannte. Diese Ysaye war von allen Eigenschaften entblößt, die sie menschlich gemacht hatten. Es ließ sich nicht voraussagen, was sie verlangen würde.
   Meine Freunde Elizabeth und David sind von Räubern, die in dem alten Turm von Scorpion Point leben, gefangengenommen worden , antwortete Ysaye leidenschaftslos. Du mußt dafür sorgen, daß jemand davon erfährt, jemand, der es meinen Leuten weitermelden kann.
   Wem soll ich es sagen? rief Leonie, froh, so leicht davongekommen zu sein. Der Bewahrerin von Arilinn? Der Bewahrerin auf Aldaran?
   Ysaye schüttelte den Kopf, doch sie hatte den Blick bereits in die Ferne gerichtet, als sehne sie sich ungeduldig danach, anderswo zu sein. Die meisten Terraner glauben nicht an Laran. Einer solchen Quelle würden sie nicht glauben. Nein - Kadarin und Zeb Scott sind irgendwo in der Nähe des Ortes, wo man David und Elizabeth festhält, und da ein Geisterwind bläst, sind sie für eine Sendung so offen wie eine Relais-Arbeiterin. Sie werden die Wahrheit erkennen und für Hilfe sorgen . Sie sah Leonie gerade in die Augen, und wieder erschauerte Leonie vor dem kalten Licht, das sie darin erkannte. Genug , sagte Ysaye. Wir müssen gehen .
   Und damit hob sie ihr Kind hoch, drehte sich um und ging davon. Mit jedem scheinbar normalen Schritt legte sie eine unglaubliche Entfernung zurück, bis sie im Nebel verschwand. Leonie blieb stehen, wo sie die ganze Zeit gestanden hatte, wie gelähmt, unfähig, ihr zu folgen, selbst wenn sie den Mut dazu aufgebracht hätte.
   Dann war da plötzlich das Gefühl, als reiße sie etwas zurück, und sie fand sich in ihrem Körper im Turm wieder, und das mütterliche Gesicht von Ysabet,
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