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Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell

Titel: Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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tiefliegende graue Augen. Sie folgte dem Herzog ans Feuer und sah ihm gerade ins Gesicht.
»Wenn er am Leben bleiben soll, muß er Ruhe haben … und auch du mußt ihn in Ruhe lassen, Onkel.«
»Ich weiß, meine Liebe. Du hattest recht, mich zu schelten.«
Rascard, der dreiundzwanzigste Herzog von Hammerfeil, war über vierzig und stand in der vollen Kraft des mittleren Alters. Sein Haar, einst dunkel, war eisengrau, seine Augen zeigten das Blau von Kupferspänen im Feuer. Er war kräftig und muskulös. Sein wettergegerbtes Gesicht und die knotigen Muskeln verrieten das Erbe des zwergenhaften Schmiedevolks. Er sah wie ein früher einmal aktiver Mann aus, der mit dem Alter und der Untätigkeit ein bißchen weich geworden war. Sein strenges Gesicht wurde freundlicher als gewöhnlich, wenn er das junge Mädchen anblickte. Erminie war seiner Frau, die er vor fünf Jahren verloren hatte, nicht unähnlich. Alaric, ihr einziger Sohn, war damals erst dreizehn gewesen. Die beiden waren beinahe wie Bruder und Schwester erzogen worden, und der Herzog war einem Zusammenbruch nahe, als er daran dachte, wie sich die beiden rothaarigen Köpfe – kurzgeschnittene Locken, lange Zöpfe – gemeinsam über ein Schulbuch gebeugt hatten.
»Hast du es gehört, Kind?«
Die junge Frau senkte die Augen. In einem Umkreis von tausend Meilen hatte niemandem, der auch nur eine Spur von telepathischer Wahrnehmungsfähigkeit besaß, der qualvolle Austausch entgehen können, durch den der Herzog vom Geschick seines Sohnes und seines alten Dieners erfahren hatte, erst recht nicht einer leronis, die im Gebrauch der parapsychischen Kräfte ihrer Kaste gründlich ausgebildet worden war. Aber sie schwieg darüber.
»Ich glaube, ich würde es wissen, wenn Alaric tot wäre«, sagte sie, und das harte Gesicht des Herzogs wurde weicher.
»Ich bete, daß du recht hast, chiya. Magst du zu mir in den Wintergarten kommen, sobald du Markos allein lassen kannst?«
»Ja, Onkel.« Sie wußte, was er wollte. Von neuem beugte sie sich über den Verwundeten, ohne Herzog Rascard, der die Halle verließ, noch einmal anzusehen.

    Der Wintergarten, eine in jedem Haushalt des Gebirges zu findende Einrichtung, lag hoch oben in der Burg. Er hatte Fenster von doppelter Stärke und wurde von mehreren Feuerstellen beheizt, und sogar während dieser unwirtlichen Jahreszeit war er voll von Blumen und grünen Blättern.
    Herzog Rascard hatte in einem alten, abgenutzten Lehnsessel, von dem aus er das ganze Tal überblicken konnte, Platz genommen. Er starrte auf den Weg, der sich zur Burg hinauf schlängelte, und dachte daran, daß er dort zu Lebzeiten seines Vaters in mehr als einer Schlacht mitgekämpft hatte. So versunken war er in seine Erinnerungen, daß er die leisen Schritte hinter sich nicht hörte, bis Erminie um den Sessel herumkam und sich auf ein Kissen zu seinen Füßen setzte.
    »Markos?« fragte er.
»Ich will dir nichts vormachen, Onkel, seine Wunde ist sehr ernst. Der Pfeil hat die Lunge durchbohrt, und die Verletzung wurde dadurch, daß Markos ihn herauszog, noch schlimmer. Aber er atmet, und die Blutung hat nicht von neuem begonnen. Er schläft; mit Ruhe und viel Glück wird er am Leben bleiben. Ich habe Amalie bei ihm gelassen. Sie wird mich rufen, wenn er aufwacht. Im Augenblick stehe ich dir zu Diensten, Onkel.« Ihre Stimme war leise und heiser, aber ganz fest. Die Mühsale ihres Lebens hatten sie über ihre Jahre hinaus reifen lassen. »Sag mir, Onkel, warum war Markos unterwegs, und warum ist Alaric mit ihm geritten?«
»Du wirst nichts davon erfahren haben, aber die Männer von Storn kamen im letzten Mond und brannten ein Dutzend Schober im Dorf nieder. Es wird vor der Zeit der nächsten Aussaat Hunger geben. Deshalb entschlossen sich unsere Männer, Storn zu überfallen und Lebensmittel und Saatgut für die Geschädigten von dort zu holen. Alaric hätte nicht mitzugehen brauchen; es war Markos’ Aufgabe, die Männer anzuführen. Aber eine der niedergebrannten Scheunen gehörte Alarics Pflegemutter, und deshalb bestand er darauf, an der Spitze zu reiten. Ich konnte es ihm nicht abschlagen, denn er sagte, es sei eine Sache der Ehre.« Rascard holte krampfhaft Atem. »Alaric ist kein Kind mehr. Ich durfte ihm nicht verbieten, was er seinem Gefühl nach tun mußte. Ich bat ihn, einen oder mehrere der laranzu’in mitzunehmen. Er aber meinte, für Storn würden ihm Bewaffnete genügen. Als sie in der Dämmerung noch nicht zurückgekehrt waren, machte ich mir
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