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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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damit er seinen Sohn retten konnte… Aber nein, Melisandra war die Mutter des Kindes, er konnte sie nicht verbrennen lassen.
   Er roch versengtes Haar, den stechenden Geruch brennenden Stoffs, und Melora, das Gesicht schwarz vor Ruß, stand über ihm.
   »Gib mir Erlend… «, sagte sie hustend. Sie würgte mit aller Kraft die Worte heraus. »Du kannst Sandra tragen, ich nicht… «
   Hielt sie ihn für Bard? fragte sich Paul mit seinem eigenen Bewußtsein. Aber schon hatte der Teil in ihm, der Bard war, die Arme ausgestreckt und Melora das bewußtlose Kind übergeben. Er spürte, daß ihm Tränen der Erleichterung und Dankbarkeit über das Gesicht flossen, doch schon wandte sich seine gedoppelte Aufmerksamkeit Melisandra zu. Er sah Melora über ein halbverbranntes Brett an der Tür stolpern, mit dem Kind in den Armen schwer fallen, sich wieder aufrichten, nach einem flammenden Balken greifen und wie durch ein Wunder in den brennenden Flur hinaustaumeln, Erlends Gesicht an ihrem üppigen Busen versteckt. Sie schrie, er konnte sie vor Schmerz und Angst schluchzen hören, aber sie schwankte mit dem kleinen Jungen in den Armen weiter.
   Paul hob sich Melisandra auf die Schulter, und ihm schoß sinnloserweise die bruchstückhafte Erinnerung von einer anderen Welt und aus einem anderen Leben durch den Kopf, daß man das einen Feuerwehrmanngriff nannte, und er hatte nie gewußt, warum. Die brennenden Wände waren zum Inferno geworden, zu einer Hölle aus Hitze und Qualm, aber er eilte den Weg zurück, den er gekommen war, stieß gegen Melora, die am Kopf der Treppe stehengeblieben war, und blickte entsetzt auf die brennenden Stufen hinunter. Wie konnten sie nach unten gelangen?
   Meloras Atem klang laut und hart, rasselte aus ihren Lungen, und ihre Stimme war so heiser, daß sie nur ein zitteriges Krächzen hervorbrachte. Er sah, daß sie etwas vom Hals nahm.
   »Geh weiter! Steig hinunter! Ich… Leronis… die Flammen… «
   Er zögerte, und die erstickte Stimme drängte: »Geh! Geh weiter! Nur... Feuer aufhalten… einen Augenblick… Sternenstein… «
   Vor ihm schwankten die Flammen und zogen sich zurück, und Paul blieb wie gelähmt vor Schreck stehen… Aber Bard in ihm war mit der Zauberei dieser Weit vertraut und der Art, wie eine ausgebildete Leronis Flammen beschwören konnte. Er packte Melisandra fester und eilte die Stufen hinunter. Melisandra lag schlaff und bewußtlos in seinen Armen. Erlend dagegen, den Melora hielt, schrie vor Entsetzen. Die Flammen wichen wabernd vor ihnen zurück, als sie die Treppe hinunterstolperten, Meloras Schritt war schwer und unbeholfen, weil sie ihren ganzen bewußten Willen auf den Sternenstein konzentrierte, auf die Flammen, die erstarben, von neuem hochsprangen, sich teilten und in furchtbarer Drohung hängenblieben. Er brach durch die brennende Tür und hinaus in die gesegnete Luft, und wieder sah er mit diesem angsterregenden geteilten Bewußtsein, daß Bard sich von den Leibwächtern mit einer letzten berserkerhaften Anstrengung losriß, ihm entgegenlief und ihm Melisandra aus den Armen nahm. Paul fiel, halb bewußtlos, mit einem pfeifenden Geräusch sog er Luft in seine gequälten Lungen und stieß sie wieder aus. Ein Dutzend Frauen eilte herbei, faßte nach Melisandra und legte sie auf das Gras. Und Bard warf sich in die Flammen, die hoch aufloderten, als Melora ohnmächtig niedersank. Bard nahm ihr Erlend aus den Armen und gab ihn schnell an Varzil weiter. Geremy, der ihm nachgehinkt war, hielt Bard aufrecht, während er in Erleichterung und Angst nach Melora griff.
   Sie fiel so schwer gegen ihn, daß sogar Bard mit seiner Riesenkraft taumelte und er für einen Augenblick glaubte, sie würden alle drei auf dem Boden landen. Aber die Leibwächter hielten sie fest. Meloras Gesicht war bedeckt mit Ruß und Qualm, und sie schrie vor Schmerz, als Bards Arme sie umfaßten. Doch als er voll Angst seinen Griff lockerte - hatte sie die Rettung seines Sohns mit dem eigenen Leben bezahlt? -, klammerte sie sich von neuem an ihn und weinte.
   »Oh, es tut so weh… ich bin verbrannt, Bard, aber nicht schlimm… um der Liebe der Göttin willen, gib mir etwas zu trinken, irgend etwas… « Sie hustete, würgte, schluchzte, Tränen, schwarz vor Ruß, liefen ihr übers Gesicht. Jemand drückte ihr einen Becher mit Wasser in die Hand, und sie stürzte es hinunter, und dann spuckte sie und hustete und würgte von neuem. Bard hielt sie fest und brüllte,
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