Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Hals gehetzt hat!
   Wahrscheinlich hatte sie von ihrer Mutter gelernt, daß es eine Vergewaltigung sei und ein Mädchen Zeter und Mordio schreien müsse, wenn der Mann nicht vor ihr auf die Knie fiel und sich wie ein Kapaun benahm, wie ein Jammerlappen, der sich von einer Frau an der Nase herumführen ließ und sie niemals berührte, bis sie den Wunsch dazu äußerte! Teufel, er wußte es besser. In Wirklichkeit liebten die Frauen es, wenn einer ranging und ein Nein nicht als Antwort gelten ließ. Nun, sie hatte herausgefunden, daß er sich keine Vorschriften machen ließ, selbst wenn die Stasi-Zelle ihm drohte. Sie hatte wohl gedacht, er werde um eine Chance zur Rehab winseln, und dann würde man aus ihm ein Lämmchen machen, das sie spazierenführen konnte.
   Zum Teufel mit ihr! Bis an ihr Lebensende würde sie jetzt nachts aufwachen und daran denken, daß sie ein einziges Mal einen wirklichen Mann gehabt hatte .
   Als er in seinen Erinnerungen so weit gekommen war, setzte Paul Harrell sich hoch und riß die Augen auf. Er war nicht in der Stasis- Zelle, und er war auch an keinem anderen Ort, den er kannte. War dann alles nur ein Alptraum gewesen, das Mädchen, die Rebellion, die Schießerei mit den Polizisten, der Richter, der Prozeß, die Stasis-Zelle… ?
   War er jemals dort gewesen, war irgend etwas davon wirklich geschehen?
   Und wenn ja, wie war er hinausgelangt?
   Er lag auf einer weichen Matratze, bezogen mit einem sauberen, groben Leintuch. Zugedeckt war er mit Woll- und Steppdecken und einem Fell. Rings um ihn war ein sehr schwaches, trübes, rötliches Licht. Er streckte die Hand aus und stellte fest, daß das Licht durch schwere Bettvorhänge fiel. Er lag in einem Himmelbett, wie er es einmal irgendwo in einem Museum gesehen hatte, und die Vorhänge um das Bett schlossen das Licht aus. Es waren rote Vorhänge.
   Er zog sie beiseite. Das Zimmer hatte er noch nie gesehen. Und er hatte nicht nur dies Zimmer noch nie gesehen, ihm war auch noch nie in seinem Leben etwas Ähnliches untergekommen.
   Etwas war verdammt sicher. Er war nicht in der Stasis-Zelle, es sei denn, eine Serie bizarrer Träume gehörte mit zu der Bestrafung. Auch war er nirgends im Rehab-Zentrum. Er war nicht einmal auf Alpha, dachte er, als er durch das hohe Bogenfenster eine riesige rote Sonne erspähte, und auch nicht auf Terra oder einem anderen Planeten der Konföderierten Welten, die er schon einmal besucht hatte.
   Vielleicht war das hier Walhalla oder so etwas Ähnliches. Es gab alte Sagen über einen idealen Ort für Krieger, die den Heldentod gestorben waren. Und er war gewiß kämpfend untergegangen. Beim Prozeß hatte es geheißen, er habe acht Polizisten getötet und einen weiteren fürs Leben verkrüppelt. Er war gefallen wie ein Mann, nicht wie ein Konformist, an dem eine Gehirnwäsche vollzogen worden war. Er hatte nicht um eine Chance gebettelt und gefleht, noch eine Weile länger auf den Knien in einer Welt herumrutschen zu dürfen, die keine Achtung vor einem Mann hatte, der lieber auf seinen Füßen starb!
   Jedenfalls war er aus der Zelle heraus, das war schon mal ein guter Anfang. Aber er war nackt, wie man ihn in die Zelle hineingesteckt hatte. Sein Haar war immer noch geschoren wie zu dem Zeitpunkt, als… Nein. Man hatte ihm den Kopf rasiert, und deshalb mußte er einen oder zwei Monate in der Zelle gewesen sein, weil er die dicke, weiche Wolle fühlen konnte. Er sah sich im Zimmer um. Es hatte einen Steinfußboden, auf dem ein paar dicke Fellteppiche lagen. An Möbeln gab es nichts außer dem Bett und einer mit reichen Schnitzereien versehenen schweren Truhe aus dunklem Holz.
   Und jetzt fiel ihm trotz des Hämmerns in seinem Kopf noch etwas ein: ein stechender Schmerz, blaue Blitze um ihn, ein Kreis aus Gesichtern, das Gefühl, aus großer Höhe zu fallen - Schmerz und dann ein Mann. Ein Mann mit seinem eigenen Gesicht und seiner eigenen Stimme, der ihn fragte: Wer bist du? Doch nicht etwa zufällig der Teufel? Alte Sagen. Wenn man einen Mann mit dem eigenen Gesicht sah, seinen Doppelgänger, dann war das entweder der Teufel oder eine Warnung vor dem Tod. Aber praktisch war er ja gestorben, als man ihn in die Stasis-Zelle steckte. Was konnte ihm also noch irgendwer tun? Sicher war das ein Traum gewesen. Oder doch nicht? Oder hatten sie, nachdem er in der Zelle verschwunden war, einen Klon von ihm hergestellt und den Klon einer Gehirnwäsche unterzogen und aus ihm den guten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher