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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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respektablen, konformistischen Bürger gemacht, den sie immer aus ihm hatten machen wollen?
   Irgend etwas hatte ihn irgendwie hierhergebracht. Aber wer und wann und wie? Und vor allem: warum?
   Und dann öffnete sich die Tür, und der Mann mit seinem Gesicht trat ein.
   Nicht ein Mann, der ihm sehr ähnlich war wie ein Zwillingsbruder. Er selbst .
   Wie er hatte der Mann blondes Haar, nur war es bei dem Fremden dick und lang und zu einem festen Zopf zusammengedreht, um den sich eine rote Schnur wickelte. Paul hatte noch nie einen Mann gesehen, der sein Haar auf diese Weise trug.
   Auch hatte er noch nie einen Mann so angezogen gesehen wie den mit seinem Gesicht, mit Sachen aus schwerer Wolle und Leder: eine geschnürte Lederweste, darunter eine Jacke aus ungebleichter Wolle, lederne Breeches, hohe Stiefel. Jetzt, wo Paul sich zum Teil unter seinen Decken hervorgearbeitet hatte, stellte er fest, daß es im Zimmer kalt genug war, um diese Art Kleidung ratsam erscheinen zu lassen. Und durch das Fenster sah er, daß der Schnee dick auf dem Boden lag. Nun, daß er nicht auf Alpha war, wußte er bereits, und wenn er daran noch Zweifel gehabt hätte, wären sie durch die schwach purpurnen Schatten auf dem Schnee und die große rote Sonne beseitigt worden.
   Aber seltsamer als das alles war der Mann mit seinem Gesicht. Das war keine Ähnlichkeit, die sich auf kurze Entfernung verlor. Es war nicht einmal sein seitenverkehrtes Spiegelbild, sondern das Gesicht, das er auf Videoaufnahmen von seinem Prozeß gesehen hatte.
   Ein Klon - wenn sich außer reichen Exzentrikern jemand so ein Ding leisten könnte. Eine absolute, identische Replik seiner selbst, bis zu dem gespaltenen Kinn und dem kleinen braunen Muttermal auf seinem linken Daumen. Was zum Teufel ging hier vor?
   Er fragte: »Wer zum Teufel bist du?«
   Der Mann in der Lederweste antwortete: »Ich komme, um dir die gleiche Frage zu stellen.«
   Paul erkannte die Fremdheit der Silben. Sie hörten sich ein bißchen wie Alt-Spanisch an, eine Sprache, von der er ein paar Wörter kannte. Aber er konnte die Rede des Mannes deutlich verstehen, und das jagte ihm mehr Furcht ein als alles, was sonst geschehen war. Jeder las die Gedanken des anderen.
   »Hölle und Verdammnis«, platzte er heraus, »du bist ich !«
   »Nicht ganz«, meinte der andere Mann, »aber es kommt dem nahe genug. Und das ist der Grund, warum wir dich nach hier gebracht haben.«
   »Nach hier.« Paul klammerte sich an das eine Wort. »Wo ist hier? Welche Welt ist das? Welche Sonne ist das? Und wie bin ich hergekommen? Und wer bist du?«
   Der Mann schüttelte den Kopf, und wieder hatte Paul das unheimliche Gefühl, er beobachte sich selbst.
   »Die Sonne ist die Sonne«, sagte er, »und wir sind in dem Land, das man die Hundert Königreiche nennt; das hier ist das Königreich von Asturias. Und was die Welt betrifft, so wird sie Darkover genannt, und das ist das einzige Wort, das ich für sie kenne. Als ich ein Junge war, erzählte man mir eine Fabel darüber, daß die Sterne Sonnen wie unsere eigene seien, umkreist von einer Million Millionen Welten wie unserer, und vielleicht mit Menschen wie wir darauf. Aber ich habe immer gedacht, das sei eine Geschichte, um Babys und kleine Mädchen zu ängstigen! Doch in der letzten Nacht habe ich Seltsameres gesehen und gehört. Die Zauberei meines Vaters hat dich nach hier gebracht, und wenn du wissen willst, warum, mußt du ihn fragen. Aber wir führen nichts Böses gegen dich im Schilde.«
   Paul hörte die Erklärung kaum. Er starrte den Mann mit seinem Gesicht, seinem Körper, seinen eigenen Händen an und versuchte zu ergründen, was er für den Mann empfand.
   Sein Bruder. Er selbst. Er kann mich verstehen . Diese Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Und gleichzeitig machte sich plötzlicher Zorn breit: Wie kann er es wagen, mit meinem Gesicht herumzulaufen? Und dann, in völliger Verwirrung: Wenn er ich ist, wer zum Teufel bin dann ich?
   Und der andere Mann sprach die Frage aus. »Wenn du ich bist… « - seine Fäuste ballten sich - »… wer bin dann ich?«
   Paul lachte hart auf. »Vielleicht bist du doch der Teufel. Wie ist dein Name?«
   »Bard«, erwiderte der Mann. »Aber man nennt mich Wolf. Bard di Asturien, der Kilghard-Wolf. Und du?«
   »Mein Name ist Paul Harrell«, sagte er und schwankte. War das alles ein bizarrer Traum in der Stasis-Zelle? War er gestorben und nach Walhalla
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