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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aus dem Kreis löste und direkt auf die Burg zulief. War sie verrückt geworden? Er hatte sich soviel Mühe gegeben, jeden einzelnen hinaus zuschaffen - was hatte sie vor?
   Paul, der mit den Leibwächtern daran arbeitete, brennende Trümmerstücke von den Ställen wegzuräumen, vernahm plötzlich, als höre er es mit den Ohren, Melisandras Aufschrei. Ihr Götter da oben, hatte der Kontakt mit Bard ihn fähig gemacht, ebenfalls Bilder aus weiter Ferne aufzunehmen? Er konnte sie deutlich sehen, wie sie die Hintertreppe aus dem Garten, wo er sie das erste Mal gesehen hatte, hinaufrannte. Er fing ihre panikerfüllten Gedanken auf: Erlend! Erlend! Er war gestern abend noch lange auf, er hat Botengänge für die Leroni erledigt, und er schläft noch in seinem Zimmer! O gnädige Avarra, Erlend!
   Sie war schon oben auf der Treppe, aber Paul folgte ihr auf den Fersen. Auf halber Höhe traf ihn eine erstickende Rauchwolke. Melisandra war im Qualm verschwunden. Paul riß sein Hemd herunter, band es sich um das Gesicht, ließ sich unter die Rauchwolke fallen und begann, auf Händen und Knien die Stufen hochzukriechen.
   Und in einer merkwürdigen Verdoppelung, als seien er und Bard wahrhaft im Geist verbunden, sah er Bard hinter Melora in das Gebäude stürmen und sah und fühlte die Leibwächter, die ihn packten und zurückrissen.
   »Nein! Nein, mein Lord, das ist zu gefährlich!«
   »Aber Melora… «
   »Wir werden jemanden schicken, der die Leronis herausholt, mein Lord, aber Ihr dürft Euer eigenes Leben nicht riskieren. Ihr seid der König… «
   Bard wehrte sich gegen sie. Er sah Melora die Treppe hinauflaufen, sich einen Weg über gefallene Trümmer erkämpfen, und durch und über all das empfing er das Bild Erlends, der friedlich in seinem Bett lag, den um seinen Hals hängenden Sternenstein in der Hand. Rauchwölkchen kräuselten sich um ihn und drohten, seinen Schlaf in Bewußtlosigkeit zu verwandeln, während die Wände um ihn zu brennen begannen.
   »Laßt mich los! Verdammt sollt ihr sein! Dafür lasse ich euch alle köpfen! Das ist mein Sohn da oben - er verbrennt!«
   Er rang mit ihnen, und die Tränen strömten ihm übers Gesicht. »Verdammt sollt ihr sein! Laßt mich los!«
   Aber die Leibwächter hielten ihn fest, und zum ersten Mal in seinem Leben erreichte Bard mit seiner Riesenkraft gar nichts. »Man wird ihn herausholen, Sir, aber das ganze Königreich hängt von Euch ab. Ruyvil, Jeran helft uns, seine Lordschaft festzuhalten!«
   Und während Bard sich gegen die Männer wehrte, war gleichzeitig ein Teil von ihm bei Paul und kroch die Treppe hinauf. Er war Paul, so daß er im Griff der Leibwächter hustete und ihm Tränen aus den Augen stürzten, als Paul aufwärtsstrebte…
   Geblendet von dem Rauch, ließ sich Paul auf Hände und Knie fallen. Hinter ihm erschlaffte Bards Körper plötzlich in den Armen seiner Männer, da der wesentliche Teil von ihm sich mit Paul durch den Rauch kämpfte. Er versuchte verzweifelt, Paul seine ganze Kraft zu leihen, für Paul zu atmen , wenn es sein mußte. Beiden schien es, als kröchen sie zusammen diese Stufen hinauf, und oben angekommen, schoben sie sich Zoll für Zoll durch den Flur… ertasteten sich den Weg zur Tür, denn der Qualm war so dick, daß Paul nichts mehr sehen konnte. Und gleich hinter der Tür lag Melisandra, bewußtlos vom Rauch, das Gesicht dunkel und verzerrt. Einen fürchterlichen Augenblick lang spürte Paul ihren Atem nicht. Das ganze Zimmer war voll von dem beißenden Zeug. Pauls Lungen schmerzten, und ohne Bards Kraft hätte er es niemals geschafft, sondern wäre neben Melisandra liegengeblieben.
   Aber irgendwo wimmerte ein Kind, als weine es im Schlaf, und Bards Bewußtsein in Paul ließ ihn fluchend wieder auf die Füße kommen. Die Wände begannen zu lodern, und der Rand von Eilends Matratze glomm bereits und sandte neue Rauchschwaden in den dicken Nebel im Zimmer. Paul - oder Bard, er wußte nicht, wer von ihnen - riß das Kind an sich und hörte es vor Schreck schreien, als es die Flammen hochschlagen sah. Er zerschmetterte eine Wasserkaraffe neben dem Bett, warf irgendein Kleidungsstück in die Lache, tränkte es mit dem Wasser und band es sich vor das Gesicht. Mit Erlend an der Brust, der sich schwach an ihm festklammerte, kniete er neben Melisandra nieder und schlug ihr den nassen Stoff ins Gesicht. Er mußte sie aufwecken! Vielleicht hätte Bards Geist in ihm Melisandra zurückgelassen,
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