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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Carolin. Man braucht mich in Hali.«
    »Und ich bin Seiner Majestät Chefkoch und Flaschenwäscher«, höhnte der Stallbesitzer. »Nicht so hastig, mestra. Was wollt Ihr bezahlen?« Und Romilly sah sich in seinen Augen widergespiegelt, eine hagere Vogelscheuche von einer Frau in zerlumpter Kleidung, barfuß, das Gesicht von der Bergkatze schlimm zerkratzt und blutend, einen ungepflegten Falken auf der Schulter.
    »Ich habe den Krieg und Schlimmeres hinter mir«, sagte sie. Sie hatte so lange unter Tieren gelebt, daß ihr der Begriff für die Notwendigkeit des Geldes verlorengegangen war. Sie suchte in den tiefen Taschen von Jacke und Hose und fand ein paar vergessene Münzen, die sie ihm hinwarf. »Nehmt das als Anzahlung«, sagte sie, ohne sie zu zählen. »Ich schwöre, daß ich Euch den Rest schicke, sobald ich ein Haus der Schwesternschaft erreiche, und das Doppelte, wenn Ihr für mich ein Paar Stiefel und etwas zu essen auftreibt.«
    Er zögerte. »Ich werde dreißig Silberstücke oder einen Kupfer-Royal brauchen – und einen zweiten als Zeichen dafür, daß Ihr das Pferd zurückgeben werdet.«
    Romillys Augen funkelten vor Zorn. Sie wußte nicht einmal, warum es ihr so eilig war, aber in Hali wartete man auf sie. »In Carolins Namen«, erklärte sie, »ich kann Euer Pferd nehmen, wenn es sein muß!«
    Sie wies auf das nächststehende Pferd. Es war ein großer, hochbeiniger Rotschimmel, und er sah schnell aus. Eine Berührung ihres Laran, und es kam sofort zu ihr, den Hals unterwürfig geneigt. Sein Eigentümer brüllte wütend auf und wollte den Führungsstrick fassen. Aber das Pferd wich ihm nervös aus, trat, drehte sich im Kreis, kam zu Romilly zurück und rieb seinen Kopf an ihrer Schulter.
    »Leronis«, flüsterte er mit großen Augen.
    »Das und mehr«, gab Romilly knapp zurück.
    Eine junge Frau stand in der Nähe, beobachtete sie und drehte ihre lange Schürze zu einem Strick. Endlich sagte sie leise: »Meiner Mutter Schwester ist eine von der Schwesternschaft, mestra. Sie hat mir erzählt, daß die Schwesternschaft immer für Schulden aufkommt, die eine der ihren gemacht hat, ihrer gemeinsamen Ehre wegen. Gib ihr das Pferd, mein Gatte, und…«, sie lief ins Haus und kam mit einem Paar derber Stiefel zurück.
    »Sie haben meinem Sohn gehört«, flüsterte sie. »Rakhals Männer kamen durch das Dorf, und einer von ihnen tötete ihn, stach ihn nieder wie einen Hund, als sie unser Pflugtier nahmen und für ihr Abendessen schlachteten und er Bezahlung von ihnen verlangte. Carolins Männer haben nichts dergleichen getan.“
    Romilly zog sich die Stiefel über die Füße. Es war Schuhwerk der Bergbewohner, mit Pelz gefüttert, weich an den Zehen. Die Frau gab ihr die Hälfte eines angeschnittenen Brotlaibs. »Wenn Ihr warten könnt, mestra, sollt Ihr warmes Essen haben, aber ich habe nichts gekocht.«
    Romilly schüttelte den Kopf. »Das genügt. Ich kann nicht warten.« Im Nu war sie auf dem Rücken des Pferdes, während der Mann rief: »Keine Dame kann dieses Pferd reiten. Es ist mein wildestes…«
    »Ich bin keine Dame, sondern eine Schwertfrau!« Plötzlich wurde ihr eine neue Facette ihres Laran bewußt. Sie griff hinaus, wie sie es bei der Bergkatze getan hatte, und er wich mit aufgerissenen Augen vor ihr zurück.
    Die Frau verwunderte sich: »Wollt Ihr keinen Sattel, keinen Zaum? Laßt mich Eure Wunden verbinden, Schwertfrau.“
    »Dafür habe ich keine Zeit«, antwortete Romilly. »Beschreibt mir den Weg nach Hali.«
    Die Frau stammelte Anweisungen, während der Mann stumm dastand und Romilly anglotzte. Sie drückte dem Pferd die Fersen in die Weichen. Als Kind auf Falkenhof war sie oft ohne Sattel und Zaum geritten, hatte eben angefangen, ihr Laran zu entdekken und das Pferd allein mit ihrem Willen regiert. Mit einem kurzen, scharfen Schmerz dachte sie: Sonnenstern! Sonnenstern und das namenlose unbekannte Pferd, das sie vom Schlachtfeld weggetragen und das sie freigelassen hatte, damit es in der Wildnis umherstreifen konnte. Sie war bestimmt wahnsinnig gewesen.
    Das Pferd lief schnell und gleichmäßig; seine langen Beine fraßen die Meilen. Romilly nagte an dem harten Brot, keine gute Mahlzeit war je so köstlich gewesen. Sie brauchte neue Kleider und ein Bad und einen Kamm für ihr Haar. Aber ein Gefühl alptraumhafter Dringlichkeit trieb sie weiter. Orain in den Händen Lyondris! Einmal hielt sie an, damit das Pferd grasen und sich ein bißchen verschnaufen konnte, und sie sagte sich: Was
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