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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich Dorilys. Aber Renata blieb weder stehen noch zuckte sie zurück. Schritt für Schritt ging sie auf das Zentrum der entsetzlichen Blitzschläge zu, wo Dorilys wie eine Gestalt der legendären Hölle aufloderte.
Dom Mikhail sagte erschüttert: »Nein, Renata. Nein. Nein… Bleib von ihr fort. Nicht auch du, Renata … nicht auch du!«
Allart hörte in seinem Kopf einen Aufruhr, ein verwirrendes Stammeln, ein wildes Spiel verworrener Möglichkeiten. Er sah Renata langsam und ruhig auf Dorilys zugehen, bis sie über Donals Leiche stand. Er sah, wie sie getroffen niederstürzte; wie sie Dorilys mit ihrem eigenen Laran erfaßte und sie regungslos festhielt, wie damals, als Dorilys noch ein trotziges Kind gewesen war. Er hörte, wie Renata Dorilys verfluchte; wie sie sie anflehte, sie herausforderte. Er sah alles zugleich in einem wilden Ansturm zukünftiger Möglichkeiten.
Renata breitete ihre Arme weit aus. Ihre Stimme klang ängstlich, aber fest und war deutlich vernehmbar. »Dorilys«, sagte sie flüsternd. »Dorilys, mein kleines Mädchen, mein Liebling …«
Sie stand auf, machte einen weiteren Schritt. Und noch einen. Dorilys kam in ihre Arme. Die Blitze erstarben. Plötzlich war Dorilys nichts mehr als ein kleines Mädchen, das von Renatas Armen umklammert wurde und heftig schluchzte.
Renata hielt sie fest, tröstete und streichelte sie, und murmelte zärtliche Worte der Zuneigung, während die Tränen über ihr Gesicht liefen. Dorilys blickte benommen um sich.
»Mir ist so übel, Renata«, flüsterte sie. »Was ist passiert? Ich dachte, hier sei eine Feier. Ist Donal sehr zornig auf mich?« Dann heulte sie auf. Es war ein langer schrecklicher Schrei des Entsetzens und der Erkenntnis. Sie fiel zusammen, ein schlaffes, leblos wirkendes Bündel in Renatas Armen.
Der Donner über ihnen wurde leiser, erstarb und war still.

30
    »Es ist zu spät«, sagte Renata. »Ich weiß nicht, ob wir es riskieren können, sie jemals wieder aufwachen zu lassen.«
Über ihren Köpfen grollte hin und wieder der Donner, und Blitze flammten um die Türme Aldarans auf. Allart fragte sich schaudernd, welche Träume Dorilys’ Schlaf stören mochten. Sie mußten wahrlich fürchterlich sein.
In dem fassungslosen Moment, der Dorilys’ Erkenntnis gefolgt war, hatte Renata es geschafft, sie dazu zu bringen, eine Dosis der Droge zu schlucken, die sie vorher schon einmal genommen hatte. Dorilys hatte sie kaum geschluckt, als der Ausdruck der Vernunft auch schon wieder aus ihren Augen wich und der schreckliche Mantel aus Blitzen sich wieder um sie legte. Aber die Droge war mit gnädiger Schnelligkeit wirksam geworden. Dorilys war in eine noch immer anhaltende unruhige Starre gesunken. Die Stürme tobten zwar über ihren Köpfen, näherten sich aber nicht.
»Wir können ihr die Droge nicht noch einmal geben«, wiederholte Renata. »Selbst wenn ich sie dazu bringen könnte – und ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann –, würde sie fast mit Gewißheit sterben.« Aldaran sagte mit schreckenerregender Bitterkeit: »Besser das, als wenn sie uns ebenso vernichtet wie meinen Jungen.« Seine Stimme brach, die glasige Helligkeit seiner Augen war schlimmer als Tränen. »Gibt es denn keine Hoffnung, Renata? Überhaupt keine?«
»Ich fürchte, es war bereits zu spät, als ich Euch zum ersten Mal fragte«, antwortete Renata. »Zu große Teile ihres Gehirns sind von den Blitzen zerstört worden. Es ist zu spät für Dorilys, mein Fürst. Ich fürchte, Ihr müßt das hinnehmen. Unsere einzige Sorge ist jetzt, sicherzustellen, daß sie, wenn sie stirbt, nicht die gesamte Umgebung zerstört.« Aldaran schauderte. Schließlich sagte er: »Was können wir tun?« »Ich weiß nicht, mein Fürst. Wahrscheinlich hat noch niemand mit dieser tödlichen Gabe lange genug gelebt, daß man hätte Erfahrungen sammeln können. Ich muß mich mit den Leuten im Tramontana-Turm oder denen in Hali beraten, um herauszufinden, wie wir sie am besten unschädlich machen, während …« Renata schluckte, rang nach Beherrschung – »während der kurzen Zeit, die ihr noch bleibt. Sie kann das gesamte elektrische Potential des Planeten anzapfen, mein Fürst. Ich bitte Euch, den Schaden, den sie noch anrichten kann, wenn wir sie, ängstigen, nicht zu unterschätzen!«
»Ich bin verflucht«, sagte Aldaran leise und bitter. »Ich bin seit dem Tag ihrer Geburt verflucht und wollte es nicht wahrhaben. Du hast versucht, mich zu warnen, und ich habe dir nicht zugehört. Ich bin es,
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