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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ergriff die angebotene Hand. Ein Teil von ihr fühlte sich nackt und entblößt. Aber ihr war klar, daß dies der Preis war, den sie für ihre Liebe zahlen mußte. Sie hätte fortgehen und zu ihrer Familie zurückkehren können, als Donal eine andere heiratete. Eine konventionell erzogene Frau hätte das getan. Sie aber hatte sich entschieden, seine Barragana zu werden. Sie schämte sich dessen nicht. Warum sollte sie zögern, die wenigen Schritte zwischen der Frauentafel und dem Platz auf der Empore zurückzulegen und an Donals Seite zu sitzen?
Allart sah gespannt zu und fragte sich, was geschehen würde, wenn Renata und Dorilys sich gegenüberstanden. Nein … Dorilys war nicht hier, sie war nicht in die Halle gekommen. Aber sein Laran zeigte ihm verzerrte, unscharfe Bilder von Dorilys’ Gesicht und einer fassungslosen Renata. Er wollte zuerst aufstehen, doch dann machte sich verzweifelt klar, daß er nichts tun konnte. Er konnte nirgendwo anknüpfen, noch war nichts geschehen. Aber der Lärm und die Verwirrung in der Halle, die seine Gabe ihm offenbarten, lähmten ihn. Bestürzt blickte er umher – und sah nur die tatsächliche vorhandene große Halle, hörte nur den vergnügten Lärm der vielen Menschen, die laut aßen und tranken. Renata sagte: »Ich habe Dorilys sehr gem. Um nichts in der Welt würde ich sie beleidigen wollen. Ich bin immer noch der Meinung, daß wir ihr nichts sagen sollten, bevor wir sicher sind, daß sie die Schwellenkrankheit überwunden hat.«
»Aber wenn sie es selbst herausfindet, wird sie wütend sein, und das mit Recht«, gab Donal zu bedenken, während er Renata zur Empore führte. »Wir sollten es Vater sagen, auch wenn es nicht nötig ist, daß Dorilys es sofort erfährt.«
»Was willst du Vater sagen, das ich nicht wissen soll, mein Gatte?« Die helle, kindliche Stimme zerbrach die Stille wie klirrendes Glas. Dorilys, in ein blaues Festtagsgewand gekleidet, das Haar tief im Nacken in Locken gelegt und kindlicher denn je aussehend, schritt benommen, fast wie eine Schlafwandlerin, auf sie zu. Allart und Margali standen auf. Dom Mikhail streckte Dorilys eine Hand entgegen. »Mein liebes Kind«, sagte er, »ich freue mich, daß es dir gut genug geht, um an unserem Fest teilzunehmen.« Aber sie schenkte ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Ihr Blick war auf Donal und Renata, die Hand in Hand vor ihr standen, gerichtet.
Plötzlich schrie sie auf: »Wie kannst du es wagen, so über mich zu sprechen, Renata?«
Renata konnte Überraschung und Schuldbewußtsein nicht verbergen. Aber sie sah Dorilys lächelnd an.
»Liebes Kind«, sagte sie, »ich habe nichts über dich gesagt, was nicht meine Liebe und Sorge um dich zeigt. Wenn es etwas gibt, was wir dir nicht sagten, dann nur, um dir Kummer zu ersparen, während du erschöpft und krank darniederlagst.« Aber ihre Zuversicht sank, als sie den düsteren Blick in Dorilys’ Augen sah. Das Mädchen las jetzt wieder Gedanken. Nicht so deutlich, wie ein geübter Telepath, sondern mehr oder minder zufällig, mit unberechenbarer, wahlloser Unvollständigkeit. Dann schrie Dorilys in plötzlichem Erkennen wütend auf und wandte sich Donal zu.
»Du! « schrie sie hysterisch. »Du hast ihr gegeben, was du mir verweigert hast! Jetzt glaubst du … Du willst es so einfädeln, daß sie den neuen Erben Aldarans zur Welt bringt!«
»Dorilys, nein«, widersprach Renata, aber Dorilys, völlig außer sich, wollte nicht hören.
»Glaubst du, ich kann es nicht erkennen? Glaubst du, ich weiß nicht, daß mein Vater immer plante, dein Kind zum Erben zu machen? Er wollte, daß du ein Kind bekommst, um meines zu verdrängen.«
Donal ergriff ihre Hände, aber sie entwand sich ihm.
»Du hast es versprochen, Donal«, schrie sie. »Du hast es versprochen und versucht, mich mit Lügen zu beschwichtigen, als sei ich ein Kind, das man tätschelt und dem man Märchen erzählt. Und während du mich belogst, hast du die ganze Zeit geplant, daß sie deinen ersten Sohn zur Welt bringen soll. Aber das wird sie nicht, ich schwöre es! Eher werde ich sie niederstrecken!«
Ein Blitz loderte in der Halle auf, ein Donnerschlag, laut und fast betäubend. Als er erstarb und erschreckte Stille hinterließ, stand Cassandra auf und machte einen hastigen Schritt auf Dorilys zu.
»Dorilys, komm zu mir.«
»Rühr mich nicht an, Cassandra!« kreischte Dorilys. »Du hast mich ebenfalls belogen. Du bist ihre Freundin, nicht meine. Du hast zusammen mit ihr intrigiert, du hast gewußt, was sie hinter
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