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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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meinem Rücken vorhatte. Ich bin allein, es gibt niemanden, der mich liebt.«
»Dorilys, es gibt niemanden hier, der dich nicht liebt«, sagte Donal. Dom Mikhail stand ernst und zornig auf. Er hob eine Hand und sagt, indem er die Befehlsstimme einsetzte: »Dorilys! Ich sage: Sei still!» Das Mädchen erstarrte und schwieg erschreckt.
»Es ist eine Frechheit!« sagte Lord Aldaran und baute sich vor seiner Tochter auf. »Wie kannst du es wagen, eine solch ungehörige Aufregung in ein Fest hineinzutragen? Wie kannst du es wagen, so mit unserer Verwandten zu sprechen? Setz dich auf deinen Platz und sei still!« Dorilys trat einen Schritt auf die Tafel zu. Renata dachte mit einem Gefühl der Erleichterung: Trotz all ihrer Stärke ist sie immer noch ein Kind. Sie ist daran gewöhnt, den Älteren zu gehorchen. Sie ist noch jung genug, ihrem Vater ohne Widerspruch zu folgen.
Dorilys machte unter dem Druck der Befehlsstimme noch einen Schritt – dann riß sie sich los.
»Nein!« schrie sie, wirbelte herum und trat in der trotzigen Wut, die Renata während der ersten Tage auf der Burg so oft gesehen hatte, mit dem Fuß auf. »Ich will nicht! Ich will nicht auf diese Weise gedemütigt werden! Und du Renata, die du mich so aus lauter Stolz über das, was du von meinem Gatten bekamst, während ich nur leere Worte, Versprechungen und einen Kuß auf die Stirn bekam, beleidigt hast, wirst deinen Bauch nicht vor mir zur Schau stellen!« Sie wirbelte herum. Ihr Gesicht leuchtete im Lodern des Blitzes auf.
Und Allart erinnerte sich an das, was er in dieser Halle einmal gesehen hatte: das Gesicht eines Kindes, von Blitzen umrahmt …
Renata trat in panischer Angst zurück und stolperte über einen Stuhl. Donal schrie auf: »Dorilys, nein! Nicht sie!« Er stürzte sich zwischen die beiden. »Wenn du Wut hast, dann laß deinen Zorn an mir aus …« Er brach mit einem unartikulierten Laut ab und taumelte, während sein Körper, im Lodern eines Blitzes gefangen, zusammenzuckte. Donal bäumte sich wild auf und fiel hin. Sein Körper war verstümmelt und versengt wie ein Holzklotz. Bereits tot, zuckte er noch einmal auf, und lag dann bewegungslos auf dem Steinboden.
Es war alles so schnell geschehen, daß viele der im unteren Teil der Halle sitzenden Gäste nur die Schreie und Anschuldigungen gehört hatten. Margali saß mit offenem Mund an der Tafel und starrte ihren Zögling fassungslos an. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Cassandra stand immer noch mit ausgebreiteten Armen da. Allart nahm sie in den Arm und hielt sie fest.
Dom Mikhail machte einen Schritt auf Dorilys zu. Er taumelte und blieb schwankend stehen. Er hielt sich aufrecht, indem er mit beiden Händen die Tischkante umklammerte. Das Blut war ihm ins Gesicht geschossen, er konnte kaum sprechen. Seine Stimme klang bitter.
»Das ist der Fluch«, sagte er. »Eine Zauberin hat diesen Tag vorausgesagt.« Mit langsamen Schritten, wie ein alter Falke mit gebrochenen Schwingen, ging er auf die Stelle zu, wo Donal lag, und sank neben ihm auf die Knie.
»Oh, mein Sohn«, flüsterte er. »Mein Sohn, mein Sohn…« Er hob den Kopf. Sein Gesicht, zu Stein erstarrt, wandte sich Dorilys zu. »Streck auch mich nieder, Mädchen. Worauf wartest du?«
Dorilys hatte sich nicht gerührt. Sie stand wie eine Statue da, als sei der Blitz, der Donal getötet hatte, auch in sie gefahren. Ihr Gesicht war eine grausige, tragische Maske, ihre Augen ausdruckslos und unbeweglich. Ihr Mund war wie zu einem lautlosen Schrei geöffnet, aber sie bewegte sich nicht.
Allart löste sich aus der Erstarrung und begann, auf Dom Mikhail zuzugehen. Plötzlich loderte ein mächtiger Blitz durch die Halle, und Dorilys verschwand in seiner Flamme. Vom Schock betäubt schrak Allart zurück. Blitzschlag auf Blitzschlag fuhr durch den Raum, und jetzt konnten sie Dorilys sehen; ihre Augen loderten im Wahnsinn. Im unteren Teil der Halle fuhr ein Mann hoch, bäumte sich auf und stürzte tot zu Boden. Nacheinander wichen die Leute Schritt für Schritt von der Stelle zurück, an der Dorilys, umgeben von irrwitzig blitzenden Flammen und betäubt von den Donnerschlägen, stand. Ihr Gesicht war nicht mehr das eines Kindes. Es war überhaupt nicht mehr menschlich.
Nur Renata wagte sich auf das Blitzen zu. Vielleicht, dachte Allart in einer entsetzten Ecke seines Verstandes, hat sie einfach nichts mehr zu verlieren. Sie trat einen Schritt auf Dorilys zu; noch einen. Und noch einen. Zum ersten Mal, seit Donal gefallen war, bewegte
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