Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darkover 01 - Landung auf Darkover

Darkover 01 - Landung auf Darkover

Titel: Darkover 01 - Landung auf Darkover
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
ihren Verstand konzentrierte sie beinahe grimmig, mit einem Aufwallen von nahezu leidenschaftlicher Liebe, auf das singende Mädchen; und dann sah sie - und entspannte sich.
    Sie wird nicht sterben. Ihr Kind wird leben. Ich hätte es nicht für ihn zur Welt bringen können, für ihn, der ausgelöscht werden wird, als habe es ihn nie gegeben…
    Was ist los mit mir? Er ist nur ein paar Jahre älter wie Moray, es gibt keinen Grund, weshalb er nicht die meisten von uns überleben sollte… Doch die Angst war vorhanden, die Angst und die gewaltige Erleichterung, als Fionas Lied zu seinem Ende anschwoll:
     
    In diesem fernen Land des Exils wir singen,
    die Pfeifen und Harfen wie vorher so schön,
    doch nie wird Musik so süß wie Wasser erklingen,
    wie’s fließt in dem Land, das nie mehr wir seh’n…
     
    Camilla merkte, daß sie weinte, doch sie war nicht allein. Rings um sie her in dem verdunkelten Raum betrauerten die Exilanten ihre verlorene Welt. Kaum fähig, dies zu ertragen, stand Camilla auf und tastete sich blindlings durch die Menge und zur Tür. Als man sah, daß sie schwanger war, machte man ihr höflich Platz. MacAran folgte ihr, doch sie nahm keine Notiz von ihm. Erst als sie im Freien waren, drehte sie sich zu ihm um und weinte heftig und blieb stehen. Sie hörte seine besorgten Fragen, doch sie sperrte sie aus. Sie wußte ihm nicht zu antworten.
    Rafe versuchte sie zu trösten, aber irgendwie registrierte er ihre Unruhe, und für eine Weile wußte er nicht, warum das so war, bis es ihm abrupt klar wurde.
    Hoch über ihm prangte ein sternenklarer Nachthimmel, ohne Wolken, ohne das geringste Anzeichen von drohendem Regen. Zwei große Monde hingen limonengrün und pfauenblau tief am dunkler werdenden violetten Firmament. Und die Winde frischten auf.
     
    Im Saal der Neu-Hebriden-Gemeinschaft ging das Musizieren unmerklich in einen fast ekstatischen Gruppentanz über, das wachsende Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Liebe und Gemeinsamkeit band sie in Fesseln der Nähe zusammen, die niemals mehr vergessen werden sollte. Einmal, spät in der Nacht, als die Fackeln unruhig brannten und wilde Funken versprühten, sprangen zwei Männer auf, starrten einander in einem Auflodern heftigen Zorns an, dann zuckten die Schwerter aus den grellbunten Highlands-Scheiden und kreuzten sich in hellem Stahlgeklirr. Moray, Alastair und Lewis MacLeod handelten wie die Finger einer einzigen Hand, stürzten sich auf die zornigen Männer und warfen sie zu Boden, wo sie sie ausstreckten, ihnen die Schwerter aus der Hand schlugen und sich auf sie setzten - buchstäblich -, bis sich der Schimmer des wolfsartigen Zorns in den beiden legte. Dann gaben sie sie behutsam frei und schütteten ihnen Whisky in die Kehlen (Schotten werden es immer irgendwie schaffen - selbst am anderen Ende des Universums -, sich ihren Whisky herzustellen, dachte Moray, ganz gleich, auf was sie sonst verzichten), und dann umarmten sich die beiden Männer betrunken und gelobten sich ewige Freundschaft, und das Liebesmahl ging weiter, bis die Sonne klar und strahlend am wolkenlosen Himmel aufging.
     
    Judy erwachte, als sie die Bewegung des Windes wie einen Hauch der Kälte bis tief in ihre Knochen hinein fühlte - dann registrierte sie die erwachende Seltsamkeit in ihrem Gehirn und ihren Knochen. Nervös, hastig, wie um sich zu beruhigen, tastete sie dorthin, wo sich ihr Kind mit einem eigenartig starken Leben rührte. Ja. Mit ihr ist alles in Ordnung. Aber auch sie empfindet die Winde des Wahnsinns.
    Es war dunkel in dem Raum, in dem sie lag, und sie lauschte den Melodien des fernen Gesangs. Es fängt wieder an… aber dieses Mal… wissen sie dieses Mal, was es ist, können sie ihm dieses Mal ohne Furcht und Befremden gegenübertreten? Sie selbst empfand eine vollkommene Ruhe, eine Stille im Zentrum ihres Seins. Sie wußte ohne Überraschung genau, was den ursprünglichen Wahnsinn verursacht hatte, sie wußte, daß wenigstens für sie dieser Wahnsinn niemals wiederkehren würde. Stets würde es in der Jahreszeit der Winde Eigenartigkeiten geben und ein größeres Offensein und Bewußtsein; die so lange schlummernden latenten Kräfte würden unter dem Einfluß der starken, vom Wind herangetragenen psychedelischen Droge immer stärker sein. Doch sie wußte jetzt, wie damit fertig zu werden war, und so würde es für sie nur den kleinen Wahn geben, der den Verstand erleichtert und das ruhelose Gehirn von der Anstrengung erlöst, es befreit und so in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher