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Darkover 01 - Landung auf Darkover

Darkover 01 - Landung auf Darkover

Titel: Darkover 01 - Landung auf Darkover
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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andere spielen sie. Wenn du nicht willst, brauchst du nicht hineinzugehen - wir können warten, bis sie fertig sind«, meinte er lachend.
    »Das hört sich ja schlimmer an als eine wild gewordene Banshee«, sagte Camilla energisch. »Die Musik ist nicht immer so, hoffe ich… «
    »Nein, es gibt auch Harfen, Gitarren, Lauten - du sagst, was du hören willst, und sie haben es. Und bauen neue.« Er drückte ihre Finger, als die Dudelsackmusik verstummte, dann betraten sie den Saal. »Es ist eine Tradition, nichts weiter. Die Dudelsäcke. Und die Highlands-Requisiten… die Kilts und die Schwerter.«
    Überraschend empfand Camilla einen Stich - beinahe Neid -, als sie in die von Kerzen und Fackeln hell erleuchtete Halle kamen; die Mädchen waren in strahlend bunte Tartan-Röcke gekleidet und mit Plaidtüchern angetan, die Männer trugen prachtvolle Kilts, Schwerter und geknöpfte Plaids, die über ihren Schultern prangten. So viele von ihnen waren hellhaarige Rotschöpfe. Eine farbenfrohe Tradition. Sie geben sie weiter, und unsere Traditionen - sterben. Oh, komm, verdammt, welche Traditionen denn? Die jährliche Parade der Raumakademie? Ihre Traditionen passen sich zumindest in diese fremde Welt ein.
    Zwei Männer, Moray und der große rothaarige Alastair, brachten einen Schwerttanz dar, wobei sie zum Klang des Bläsers behende über die funkelnden Klingen sprangen. Einen Moment lang hatte Camilla eine geheimnisvolle Vision von glänzenden Schwertern, die nicht im Spiel, sondern in tödlichem Ernst geschwungen wurden, dann erlosch das Bild flackernd wieder, und sie schloß sich dem Applaus für die Tänzer an.
    Es folgten weitere Tänze und weitere Lieder, Lieder die Camilla meist unbekannt waren, mit einer seltsamen, melancholischen Weise und einem Rhythmus, der sie ans Meer denken ließ. Und das Meer zog sich auch durch viele Texte. Es war dunkel im Saal, trotz des Fackellichts, und sie sah das kupferhaarige Mädchen, das sie suchte, nirgends, und nach einer Weile vergaß sie das Drängen, das sie hierhergeführt hatte, und lauschte nur mehr den traurigen Liedern einer untergegangenen Welt der Inseln und der Meere:
     
    O Mhari, o Mhari, o Mädchen mein,
    bezaubernd die blauen Augen dein,
    ziehn mich zu dir, vom Mull-Ufer wild,
    mein Herz ist weh, mein Lieb’ nur dir gewillt…
     
    MacAran legte seinen Arm um sie, und sie schmiegte sich gegen ihn. Sie flüsterte: »Wie eigenartig, daß auf einer Welt ohne Meere so viele Lieder vom Meer lebendig gehalten werden sollen… «
    »Gib uns Zeit«, murmelte er. »Wir werden genügend Meere entdecken, die wir besingen können… « Er unterbrach sich, denn das Singen war verstummt, und jemand rief: »Fiona! Fiona! Sing du für uns!« Andere fielen in diesen Ruf ein, und nach einer Weile bahnte sich das schmächtige rothaarige Mädchen, das ein enges dunkles, blaugrünes Kleid trug, das ihre Schwangerschaft betonte und beinahe zur Schau stellte, seinen Weg durch die Menge. Mit ihrer hellen süßen Stimme sagte sie: »Viel kann ich nicht singen, denn ich bin zur Zeit recht kurzatmig… Was würdet ihr denn gerne hören?«
    Jemand rief etwas auf Gälisch; sie lächelte und schüttelte den Kopf, nahm dann von einem anderen Mädchen eine kleine Harfe entgegen und setzte sich auf eine Holzbank. Ihre Finger bewegten sich eine Weile in weichen Arpeggios, und dann sang sie:
     
    Der Wind von der Insel ein Lied von Kummer bringt,
    den Möwenschrei und das Seufzen der Wasserräume,
    in alten Träumen hör ich, wie’s Wasser singt,
    das von den Hügeln fließt, im Land uns’rer Träume…
     
    Ihre Stimme war dunkel und sanft, und während sie sang, gewann Camilla das Bild grüner niedriger Hügel, vertraute Umrisse der Kindheit, Erinnerungen an eine Erde, an die sich wenige von ihnen erinnern konnten, eine Erde, die nur in solchen Liedern lebendig gehalten wurde, Erinnerungen an eine Zeit, da die Hügel dieser Erde grün unter einer goldgelben Sonne und einem meerblauen Himmel lagen…
     
    Weh westlich, o Meereswind, und bring uns die Lehre
    von unserer Heimat, von Wahrheit und Ehre;
    wachend und schlafend will ich Wässer genießen,
    die im Land der Jugend von den Hügeln fließen.
     
    Camillas Kehle zog sich in einem erstickten Schluchzen zusammen. Das verlorene Paradies, das vergessene… zum ersten Mal unternahm sie jetzt eine bewußte Anstrengung, ihre geistigen Augen dem besonderen Bewußtsein zu öffnen, das sie seit der Zeit des ersten Windes kannte. Diese ihre Augen und
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