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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld
Autoren: Kjetil Johnsen
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Schulterzucken abgetan hatte.
    Time can bring you down
    Time can bend your knees
    Time can break your heart
    Have you begging „please“ …

11
    Nach der Zeremonie kamen Trines Eltern auf Nora zu.
    Der Friedhof leerte sich langsam, Vilde und Benedicte warteten auf halbem Weg zum Tor. Zögernd blieb Nora am Grab stehen. Sie hatte das Gefühl, etwas Besonderes denken zu müssen, vielleicht sollte sie irgendwas sagen, zu Trine, nicht zum Rest der Welt.
    Vielleicht war es die letzte Gelegenheit. Bald würde das Grab zugeschaufelt werden und es wäre nichts mehr da außer Gras und Blumen.
    Sie sollte Tschüss sagen. Oder danke . So wie sie es immer getan hatten, auf eine Art, die nicht dumm oder klebrig oder fremd war. Aber sie fand nicht die passenden Worte.
    Sie hörte ein Geräusch hinter sich. Das Rascheln von steifem, gebügeltem Stoff. Sie warf einen Blick über die Schulter.
    Trines Vater hielt den CD-Player in der Hand, während seine Frau geistesabwesend an ihrem langen Rock herumfingerte.
    Die Eltern waren in den Fünfzigern, sie sahen grau und müde aus. Irgendwie ausgebrannt und trocken, als könnten sie jeden Moment zu Staub zerfallen, dachte Nora.
    „Nora“, sagte die Mutter.
    Der Vater nickte.
    „Hallo“, sagte Nora. Sie hatte nicht mit ihnen gesprochen, seit Trine gefunden worden war.
    „Wie schön, dass du da bist“, sagte die Mutter.
    Der Vater lächelte freudlos.
    „Ja.“ Nora steckte die Hände in die Hosentaschen.
    „Ich glaube, es hätte sie gefreut, dass so viele gekommen sind“, fuhr Trines Mutter fort.
    „Bestimmt“, flüsterte Nora.
    „Sie hatte dich so gern. Euch alle drei. Dich und Vilde und Benedicte.“
    „Ja, wir hatten sie auch gern.“
    „Ihr könnt uns jederzeit besuchen“, sagte die Mutter. „Wenn ihr reden wollt, oder so. Schaut einfach bei uns vorbei.“
    „Ja.“ Nora nickte.
    Trines Mutter schluckte. „Ihr braucht keine Angst zu haben.“
    „Klar.“
    „Also“, sagte der Vater. „Die anderen warten am Auto auf uns.“
    „Wir haben noch ein Essen mit der Familie“, fügte die Mutter hinzu.
    „Ja“, sagte Nora.
    „Dann bis bald, Nora.“
    „Mmm.“
    „Danke, dass du gekommen bist“, sagte der Vater. „Wirklich.“
    „Ja.“ Nora versuchte zu lächeln. „Ist doch klar.“
    „Ja“, murmelte Trines Mutter.
    Sie und ihr Mann wandten sich langsam um und gingen zum Parkplatz. Unterwegs kamen sie an Benedicte und Vilde vorbei. Die Mutter streckte den Arm aus und strich beiden flüchtig über die Hand, der Vater nickte ihnen zu.
    Vilde und Benedicte erstarrten. Als hätte der Tod sie berührt. Dann waren Trines Eltern fort.
    Benedicte winkte Nora zu. Selbst auf diese Entfernung konnte Nora erkennen, dass ihre Nägel knallrot lackiert waren. War das nicht total unpassend für eine Beerdigung?
    Vilde winkte auch zu ihr rüber. Sie machte einen unruhigen und aufgewühlten Eindruck. Groß und dunkel und schlank und auf eine unbeholfene Art schön, sprach doch knisternde Unruhe aus ihrem Blick und ihrer Haltung.
    Nora kehrte dem Grab den Rücken zu. Eigentlich hatte sie das Gefühl, als müsste sie noch irgendwas tun oder sagen, aber sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    „Was war denn?“, fragte Vilde, als sie die Freundinnen erreichte.
    „Was meinst du?“, fragte Nora.
    „Du hast doch mit Trines Eltern gesprochen.“
    „Ach so. Ja. Sie haben gesagt, wir sollen sie mal besuchen kommen. Wenn wir Lust haben.“
    „Sie besuchen?“
    „Ja.“
    „Ah.“ Vilde drehte das Gesicht in den Wind. Ihre Kiefermuskeln arbeiteten.
    „Hast du Lust?“
    „Sie zu besuchen?“
    „Ja?“
    Vilde schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich.“
    „Ich auch nicht“, sagte Benedicte.
    „Sollten wir aber vielleicht“, sagte Nora.
    „Nein“, erwiderte Vilde.
    „Können wir uns heute Abend treffen?“, fragte Benedicte.
    „Ja“, sagte Nora.
    „Ich will nicht zu denen nach Hause“, zischte Vilde.
    Benedicte hob beschwichtigend eine Hand. „Ich meinte nur wir drei.“
    „Logo.“ Nora nickte.
    Vilde antwortete nicht. Sie starrte Trines Eltern hinterher, die gerade in ein Auto einstiegen. Die Pressefotografen standen zehn, fünfzehn Meter entfernt hinter einem rot-weiß gestreiften Absperrband und knipsten wie verrückt. Vilde konnte das Klicken der Kameras hören.
    „Vilde.“ Benedicte legte ihr eine Hand auf den Arm. „Hast du heute Abend Zeit?“
    Vilde zuckte die Schultern.
    „Ach komm“, flüsterte Nora.
    „Warum denn?“
    „Brauchen wir einen
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