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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld
Autoren: Kjetil Johnsen
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Geheimnis gab, weil sich alles so gut und normal anfühlte.
    Doch so schön es war, an Vilde zu denken, sie zu küssen, sie anzufassen, wusste sie, dass es kein Zurück mehr gab, wenn sie noch einen Schritt weitergingen.
    Nein . Trine schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken. Nicht jetzt. Das wäre falsch. Sie sah noch einmal auf die Uhr. Sie musste los.

6
    Nick wusste noch genau, wie still es gewesen war. Also, wer will zuerst? Die Klinge seines Messers blitzte im Licht der Neonröhre auf. In Augenhöhe zog er es durch die Luft – wusch, wusch –, wie ein Laserschwert in Star Wars .
    Adrenalin rauschte durch seinen Körper, pumpte durch seine Brust. Es fühlte sich an, als würde er vor lauter Kraft und Wut gleich explodieren. Heilige Scheiße, was hatte er für eine Angst! Innerlich kochte er. Er war ein Vulkan. Der angestaute Druck musste raus, jetzt, sonst würde er kaputtgehen, würde platzen und sich über den ganzen Beton verteilen.
    Yiha ! Er machte einen Ausfallschritt nach vorn und hieb das Messer in Richtung des Nächstbesten. In seinem Kopf brüllte es und vor seinen Augen bildete sich ein Schleier. Er konnte kaum noch etwas sehen. Hatte er Tommy angegriffen? Jedenfalls war es jemand, der sich wie Tommy bewegte, der genauso groß war wie Tommy und der schrie wie Tommy!
    Der Typ taumelte rückwärts, fiel hin und schrie noch mal.
    Um ihn herum kam Bewegung auf. Die Idioten mit ihren Baseballschlägern, Schlagringen und Messern wichen zurück. Sie schlotterten vor Furcht wie kleine Kinder, irgendjemand heulte wie ein Tier, laut und schrecklich und gefährlich.
    Nick warf einen Blick auf die Klinge. Er sah, dass sie sauber war, und wusste, dass er Tommy nicht getroffen hatte. Es war kein Blut geflossen. Aber statt erleichtert zu sein, wurde er wütend und raste los, um sein Werk zu vollenden, um ein allerletztes Mal hart und tief zuzustechen.
    „Nick!“
    Er spürte eine Hand auf der Schulter, die ihn zurückhielt. Nick riss sich los und stieß den neuen Angreifer mit der linken Hand von sich.
    „Nick! Nein!“, hörte er eine Stimme wie aus weiter Ferne. Das tierische Geheule klang ihm in den Ohren.
    Er konnte kaum etwas sehen, er musste blinzeln, um den nassen Schleier vor seinen Augen wegzubekommen, aber es wurde nur noch schlimmer. Scheiße .
    Er wandte sich wieder der Gestalt auf dem Boden zu. Tommy. Das musste doch Tommy sein. Der Typ versuchte, von ihm wegzurutschen. Er sagte immer wieder das Gleiche und hielt sich einen Arm vors Gesicht, als ob er so das Messer von sich fernhalten könnte.
    Plötzlich spürte Nick einen Schmerz im Hals. Trocken und rau wie Sandpapier. Er hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Nick fasste sich mit der linken Hand an die Kehle. Er merkte, wie er bebte, und plötzlich begriff er, woher dieses schreckliche Geheul kam.
    Von ihm. Er selbst hatte wie ein Irrer, ein Geisteskranker, geschrien. Unkontrolliert.
    Nick hielt die Luft an. Der Schrei erstarb.
    Er zwang sich, stehen zu bleiben, umklammerte das Messer, sodass seine Knöchel weiß hervortraten.
    Tommy krabbelte rückwärts. Er starrte Nick an. Seine Augen waren weit aufgerissen und panisch.
    „Nick“, drang da eine ruhige Stimme an sein Ohr. „He, Nick!“
    Er drehte sich um, konnte wieder besser sehen. Er blinzelte den letzten Rest des Schleiers weg, dann erkannte er Trym.
    Er stand in sicherer Entfernung, den Oberkörper vorgebeugt und die Arme zum Schutz gehoben. „Beruhig dich, Mann.“
    Ich bin ruhig, wollte Nick schon sagen, aber ein Geräusch lenkte ihn ab, ein Scharren auf dem harten Beton. Es kam von Tommy, der sich aufrappelte und davonlief, so schnell er konnte.
    „Sie sind weg“, sagte Trym. „Siehst du? Nick, siehst du das? Es ist vorbei. Sie sind abgehauen, der ganze Haufen!“
    Mann, was soll das , dachte Nick. Was ist los? Warum redet er mit mir, als wäre ich ein kleines Kind?
    „Es ist alles gut“, sprach Trym weiter. „Alles in Ordnung. Auch mit Greg.“
    „Ja. Greg“, sagte Greg.
    „Ver-dammt“, keuchte Nick heiser.
    „Ja“, sagte Trym, „aber jetzt ist alles okay.“
    „Verdammt!“
    Nick ließ das Messer fallen und mit einem merkwürdig dumpfen Geräusch landete der Griff auf dem Boden. Er taumelte zur Wand und stützte sich daran ab. Er atmete schwer. Sein Rücken wölbte sich und im Mund breitete sich ein saurer Geschmack aus. Er schluckte immer wieder, um sich nicht zu übergeben. Er spürte die Angst noch immer. Sie hatte sich in ihm
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