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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld
Autoren: Kjetil Johnsen
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Grund?“, fragte Benedicte.
    „Nein, du liebe Güte“, sagte Vilde. „Da drüben liegt ja bloß Trine in der Erde.“
    „Vilde“, flüsterte Nora.
    „Wir müssen reden“, sagte Benedicte. „Wir haben überhaupt noch nicht richtig miteinander geredet.“
    „Richtig?“ Vilde lachte. „Wir sollen richtig miteinander reden? Fühl, fühl, fühl und Ah, was tut das gut, endlich mal drüber zu sprechen ?“
    „Nein“, sagte Benedicte.
    „Erspar’s mir.“
    „Das meine ich doch gar nicht.“
    Vilde zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche. „Ich hau ab.“
    „Mist“, sagte Benedicte.
    Nora stand regungslos da und fragte sich, ob dies das Ende ihrer Freundschaft war. Fühlte es sich so an, wenn die Vertrautheit verschwand und es so anstrengend war, sie wiederherzustellen, dass man einfach keine Kraft mehr dafür aufbrachte?

12
    Sie gingen den Krankenhauskorridor entlang. Doktor Wolff schaute auf die Uhr. Inzwischen war die Beerdigung wohl vorbei.
    „In Krimiserien im Fernsehen“, sagte er über die Schulter, „da kommt der Mörder fast immer zur Beerdigung. Stimmt das?“
    Der Ermittlungsleiter der Kripo lächelte kurz und höflich. „Ja, im Grunde schon. Aber nicht so, wie Sie vielleicht denken.“
    „Sondern?“ Doktor Wolff blieb vor einer Tür stehen und schloss sie auf.
    „Die meisten Morde passieren im Bekanntenkreis“, sagte der Ermittlungsleiter. „Oft sind es Familienmitglieder. Und dann ist der Mörder natürlich auf der Beerdigung, wenn wir ihn nicht vorher erwischen.“
    „Ihn?“ Wolff drückte die Tür auf und machte Licht.
    „Wie bitte?“
    „Sie sagen immer er . Bislang gibt es doch noch keine Beweise, dass es sich um einen Mann handelt.“
    Der Kriminalbeamte winkte müde ab. „Alte Gewohnheit.“ Er betrat den Raum und sah sich um. „In der Regel sind es Männer. Frauen morden bei Weitem nicht so häufig.“
    „Ja, stimmt wohl.“ Wolff nickte.
    „Hierher wurde sie gebracht?“, fragte der Ermittlungsleiter.
    „Ja.“ Wolff zeigte auf einen OP-Tisch mitten im Raum. „Dort lag sie. Mit allem Drum und Dran. Also noch mit der Plastikfolie.“
    „Wie weit war die Folie zu dem Zeitpunkt aufgeschnitten?“
    „Nur ein Stückchen.“
    „Können Sie ‚ein Stückchen’ bitte genauer definieren?“
    „Na ja, über dem Gesicht, vielleicht fünfundzwanzig Zentimeter, schätze ich. Als man sie geborgen hat, musste man ja prüfen, ob sie noch atmet.“
    „Und was haben Sie mit der Folie gemacht?“
    „Ich habe sie losgeschnitten, zusammengerollt und in einen frischen Leichensack gepackt.“
    „Warum in einen Leichensack?“
    „Das war eine Menge Plastik, die Folie war recht steif und schwierig zusammenzulegen. Ich hatte Angst, Spuren zu zerstören. Ich habe sie so zusammengerollt, dass sie in einen Leichensack passte, und den habe ich dann am nächsten Tag zur technischen Analyse nach Oslo geschickt.“
    „Und niemand hat die Folie wieder ausgepackt? Und sie wurde nie irgendwie gesäubert?“
    „Nein.“
    „Ist vielleicht irgendwas schiefgegangen? Ist Ihnen die Folie auf den Boden gefallen und schmutzig geworden und Sie wurden nervös und haben sie abgewaschen?“
    „Nein. Natürlich nicht!“
    „Ich frage ja bloß.“
    „Jetzt mal ehrlich, all das …“ Wolff stemmte die Hände in die Seiten. „Das steht doch in meinem Bericht.“
    „Ich weiß.“
    „Können Sie den nicht einfach lesen …“
    „Ich habe ihn gelesen. Und jetzt will ich es sehen.“
    „Ich beherrsche meine Arbeit.“
    „Das bezweifle ich nicht.“
    „Ich finde das alles nicht besonders angenehm“, sagte Wolff.
    „Angenehm?“ Der zwanzig Jahre ältere Mann sah ihn an. „Glauben Sie, dass mich Ihre Gefühle interessieren, Doktor?“
    „So meinte ich das nicht“, seufzte Wolff. „Das haben Sie missverstanden. Ich bin es einfach nicht gewöhnt, dass man mich auf diese Art kontrolliert.“
    „Ja. Das verstehe ich. Aber Sie brauchen nicht nervös zu werden oder sich angegriffen zu fühlen. Das ist unsere übliche Vorgehensweise, wir überprüfen jetzt noch einmal die grundlegenden Fakten.“
    „Aber warum denn? Ich habe …“
    „Weil wir feststecken, Doktor. Weil die Informationen, die wir haben, ins Nichts führen. Und das bedeutet normalerweise, dass irgendwo ein Fehler passiert ist. Ein Fehler, der uns in die Irre geleitet hat.“
    Der Ermittlungsleiter zog einen roten Bürostuhl zu sich heran und setzte sich. Er faltete die Hände im Schoß. „Sie müssen sich das so vorstellen:
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