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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld
Autoren: Kjetil Johnsen
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vorbei, sie war nicht mehr da.
    Sie brachte es nicht mehr über sich, Tagebuch zu schreiben. Alles, was in ihr vorging, kam ihr völlig bedeutungslos vor. Es war nicht einmal die Zeit wert, die sie gebraucht hätte, um es aufzuschreiben.
    Sie stand am Fenster und schaute hinaus. Aber sie sah nichts. Sie weinte auch nicht. Eigentlich wollte sie eine Zigarette rauchen, aber die Schachtel lag unberührt auf der Fensterbank.
    Es ist vorbei , dachte sie. Schluss, aus. Einfach so, plötzlich. Peng! Und nichts war mehr da. Und dieses Nichts tat so unglaublich weh.
    Sie wünschte, sie könnte den Schmerz rauslassen, damit er endlich greifbar und sichtbar würde. Wenn er nur zu sehen wäre, dachte sie, wenn sie ihn riechen und anfassen könnte, dann wäre sie in der Lage, ihn unter Kontrolle zu bekommen, dann könnte sie selbst bestimmen, wann er kam und wie tief er ging. Aber er war in ihr eingesperrt.

3
    Es war dunkel. Es war immer dunkel. Damals im Schlafzimmer, in einem anderen Leben, als er an den Kleiderschrank gedrückt dagestanden hatte, atemlos vor panischer Angst, ein Geräusch zu verursachen, während Katie um Gnade gefleht und der Vergewaltiger schwer gestöhnt hatte – da war es auch dunkel gewesen.
    Und ein paar Jahre später, als der Rückstoß des Revolvers ihm fast die Waffe aus der Hand geschlagen hätte und Katie und der Vergewaltiger plötzlich wie vom Erdboden verschluckt worden waren, hatte ebenfalls Dunkelheit geherrscht.
    Auch im Parkhaus vor ein paar Tagen: Kälte, Dunkelheit, harter Beton, so weit das Auge reichte, und im Bauch die Angst. Nur die Gewissheit, dass er etwas tun musste, war stärker als die Angst. Er konnte nicht einfach abhauen und auf alles scheißen, dieses Mal nicht. Damit konnte er auf keinen Fall leben! Nicht noch etwas, das er hätte verhindern sollen – und können, wenn er nur richtig gehandelt hätte.
    Sie wussten nicht, dass er da war. Greg lag auf dem Boden. Trym stand neben ihm. Tommy und die anderen Idioten waren fünf Meter entfernt. Irgendeiner ließ einen Baseballschläger auf den Boden knallen. Ein anderer spielte mit einem Messer herum und einer der älteren Typen hatte einen Schlagring aus Metall in der Hand.
    Tommy sagte: „Verpiss dich.“
    Trym flüsterte: „Nie im Leben!“
    Nick merkte, wie er langsam die Kontrolle verlor und etwas anderes in ihm Oberhand gewann. Es war dieselbe Macht, die ihn in Krisensituationen eiskalt und berechnend denken ließ, die ihn dazu gebracht hatte, die Spuren im Haus von Synnøve Viksveen zu verwischen, während sie tot in ihrem Blut lag.
    Aber diesmal war es anders, diesmal fühlte er sich wild und stark und gefährlich und die Angst im Bauch verschwand. Ihm war alles so egal, dass er am liebsten laut aufgelacht hätte! Fuck all!
    Trym und Tommy starrten sich in die Augen.
    „Ich mach dich fertig!“, zischte Tommy. „Und hinterher nehme ich mir deine Kleine vor. Das Flittchen, mit dem du zusammen bist.“
    „Versuch’s doch!“, wisperte Trym. „Versuch’s doch!“
    Tommy machte einen Schritt nach vorn, dann noch einen. Die anderen folgten ihm.
    „Wow!“, sagte Nick da und gab sich zu erkennen. „Fast im Gleichschritt.“
    Sie drehten sich um. Wie bei einem Tennismatch. Zack! Alle Köpfe flogen in die gleiche Richtung, zu Nick, der im Schatten an der Wand stand. Er zog an der Zigarette, die in seinem Mundwinkel wippte, und wusste genau, dass sie sehen konnten, wie die Glut hitzig aufleuchtete.
    „Ich wurde eingeladen.“ Er stieß sich von der Betonwand ab.
    Er ging zwischen ihnen hindurch und nickte Trym und Greg zu. Dann wandte er sich an Tommy und seine Gang.
    Sie waren ganz schön viele. Zwölf Mann. Er war geliefert.
    Sie würden ihn umbringen – egal, was er tat. Er hatte nicht die Spur einer Chance gegen diese Horde! Und von Trym war nicht besonders viel Hilfe zu erwarten, der hatte sich in seinem Leben ja so gut wie noch nie geprügelt.
    Seine Hand schloss sich um das Heft des Springmessers in der Jackentasche. Es war sowieso egal, oder? Es spielte keine Rolle mehr. Er hatte viele Fehler gemacht, jetzt galt es, ein einziges Mal das Richtige zu tun.
    Nick grinste. Seine Augen brannten und er spürte einen unangenehmen Druck im Kopf, im gesamten Körper. Gleich würde er explodieren. Von innen in tausend Stücke zerrissen.
    Jetzt! Greif an! Verdammt, hör endlich auf nachzudenken. Tu es einfach!
    Er riss die rechte Hand aus der Tasche und hielt sie hoch. Zing! Die Messerklinge schnellte heraus und blitzte im
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