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Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um
Autoren: Kjetil Johnsen
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    „Ja, stell dir vor.“ Trine lachte, aber es war nicht das übliche harte, ein bisschen verrückte Trine-Lachen. Es klang eher wie Benedictes Schaut-mich-an-Lachen. „Was dagegen?“
    Du bist heute so anders , hätte Nora beinahe gesagt, aber dann fiel ihr ein, dass Benedicte genau darüber vor nicht einmal zwanzig Minuten gelästert hatte.
    War Trine auch verliebt? Und wenn ja, in wen? Sie hatte nie ein Wort über einen Typen verloren, hatte sich nicht das Ge ringste anmerken lassen.
    „Hast du …?“, fragte Nora. „Bist du …? In einen, den ich kenne?“
    „Was?“
    Die anderen drängten in den Klassenraum. Nora senkte die Stimme. „Bist du verliebt?“
    „Entspann dich.“ Trine klopfte Nora auf die Schulter.
    „Also, bist du?“
    „Quatsch.“ Trine grinste. „Aber ich bin auf der Suche!“

7
    Nick hatte den Revolver im Rucksack. Mit drei Patronen ge laden. Es war, als würde er glühende Kohlen mit sich her umtragen. Als es zur ersten Stunde klingelte, reihte er sich in die Schlange auf dem Gang ein. Er hatte das Gefühl, alle Welt würde ihn anstarren und sich fragen: Warum läuft der Idiot mit einer Knarre herum?
    Vor gar nicht langer Zeit hatte er gelesen, dass zwei Jugendli che in den USA mit Schrotflinten und Maschinengewehren in der Schule aufgekreuzt waren. Sie hatten drei Leute erschossen und fünf verwundet, bevor sie sich den Lauf in den Mund ge steckt und abgedrückt hatten.
    Nick fragte sich, wie das wohl schmeckte. Das harte, schwere, graue Metall an den Lippen, an den Zähnen.
    Er hatte es noch nie probiert. Er hatte Angst vor dem, was er tun könnte.
    Es war wie damals in dem geklauten Auto; mit Vollgas die Straße hinunterjagen – hundertzehn, hundertzwanzig, hun dertdreißig –, dichter Verkehr auf der Gegenfahrbahn, Trucks, Giganten, viele Tonnen Stahl und Kraft.
    Wenn ich das Steuer ein bisschen drehe , hatte er damals ge dacht. Vielleicht würde ich nicht mal was spüren …
    Aber er hatte es nicht getan. Damals nicht, heute nicht. Er war auch nicht scharf drauf. Im Gegenteil, es gab nichts, was er weniger wollte – und trotzdem machte ihm nichts mehr Angst als die Vorstellung, dass er genau das tun könnte.
    Es hieß, dass sich so was innerhalb der Familie vererbte. Er erinnerte sich noch daran. Erinnerte sich an den Schatten an der Wand, wie er leise hin und her schaukelte. Wie das Seil am Deckenbalken knarrte.
    Die Nachbarn hatten den Körper abgeschnitten, hatten ihn auf den Fußboden gelegt und voller Abscheu und Entsetzen die Köpfe geschüttelt: Verfluchte Scheiße! Sind alle verrückt, die ganze verdammte Bande!
    Er erinnerte sich sehr gut daran. Genau dieser Satz hatte sich in sein Gehirn eingebrannt und war noch genauso frisch wie damals: Sind alle verrückt, die ganze verdammte Bande …
    Die Jungs um ihn herum quasselten und lachten.
    Nick konnte sich nicht konzentrieren. Manchmal waren die Gespenster der Vergangenheit so real, dass er meinte, sie wür den ihm ins Gesicht lachen, hier und jetzt, so richtig fies. Und Katie …!
    Da entdeckte er Nora am Ende des Flurs, zusammen mit Trine. Nick schüttelte kurz den Kopf und versuchte, alles an dere aus seinen Gedanken zu vertreiben.
    Nora schaute ihn an und lächelte. Trine auch.
    Nick stutzte. Hatte Nora es Trine erzählt? Sah sie ihn deshalb auf diese Art an? Er seufzte. Es spielte im Moment keine Rolle. Nichts davon. Nicht das Glück, nicht das, was zwischen Nora und ihm war.
    Wenn sie jetzt in mich hineinsehen könnte. Traurigkeit erfüllte ihn, ein totes, kaltes Gefühl.
    Aber er hatte sich entschlossen, es gab keinen anderen Weg. Wenn sie wüsste, dass ich einen Menschen umbringen werde.

8
    Es klingelte zur großen Pause. Nora graute es davor. Die beiden ersten Pausen waren schrecklich gewesen. Vilde und Benedicte redeten nicht miteinander und Trine alberte rum und glotzte den Jungs hinterher. Sie benahm sich wie Barbie auf Speed und aus irgendeinem Grund ging sie Vilde aus dem Weg.
    Nora sah sie ein einziges Mal zusammen reden. Vildes Gesicht war rot und hart. Trines Gesichtsausdruck war leer, als würde sie sich langweilen. Einmal gähnte sie demonstrativ. Schließlich ging sie weg, mitten in einem Satz, den Vilde gerade sagte.
    Es passierten so viele merkwürdige Dinge, dass Nora fast gar keine Zeit fand, ihr Glück zu genießen. Gestern Abend hatte sie mit ihrem Traumtypen geknutscht – und heute Abend wür den sie sich wieder treffen –, aber plötzlich drehte sich alles nur noch um ihre
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