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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
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Kiesel.
    »Aber sie lebt.« Das wollte Nick dann doch wissen.
    »So gerade. Liegt im Koma. Sie … nun ja, vielleicht schafft sie es nicht.«
    Nicks Magen verkrampfte sich. »Warum bist du dann hier? Solltest du nicht bei ihr sein?«
    »Ja. Ich war auch bei ihr. Aber … ich wusste nicht, wie ich dich sonst erreichen sollte. Du reagierst nicht auf meine Mails und … na ja …«
    »Ich hab’s nicht so mit E-Mails.«
    »Das ist eins deiner Probleme.«
    »Aber nur eins.« Nick lehnte sich an den schmutzigen Kotflügel seines Dodge und nahm sich vor, sich nicht einspannen zu lassen. Sein Bruder war nichts weiter als ein glattzüngiger Scheißkerl, ein Mann, der mit seinem scheinbar aufrichtigen, festen Lächeln, einem kräftigen Händedruck und genau dem richtigen Maß an Blickkontakt einem Ertrinkenden die Schwimmweste abschwatzen konnte. Alex war drei Jahre älter als Nick, ein vornehmer, ehemaliger Stanford-Student. Seine Examensarbeit, in der er die Kniffe und Tücken der Juristerei bearbeitete, hatte er in Harvard geschrieben.
    Nick hatte sich um so etwas nicht geschert. »Was ist passiert?«, fragte er jetzt, bemüht, die Ruhe zu bewahren.
    »Ein Autounfall.« Alex besaß immerhin den Anstand, unter seiner Sonnenbräune bleich zu werden. Er griff in die Tasche, zog eine Schachtel Zigaretten heraus und bot Nick eine an. Der schüttelte den Kopf, obwohl er liebend gern tief den Rauch in die Lunge gesogen und die beruhigende Wirkung von Nikotin genossen hätte.
    Alex ließ sein Feuerzeug aufflammen, zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. »Marla fuhr den Wagen einer anderen Frau. Das war vor mehr als sechs Wochen. In den Bergen bei Santa Cruz, eine scheußliche Strecke. Die Frau, der der Wagen gehörte, Pamela Delacroix, war bei ihr.« Es folgte eine lange Pause. Ein tiefer, rauchiger Seufzer. Genau das richtige Maß an Zögern, um weitere schlechte Nachrichten anzukündigen. Nick wappnete sich. Ein Jeep mit schmutzigem Stoffverdeck fuhr auf den Parkplatz, holperte durch die Pfützen und blieb dicht vor dem Zaun stehen. Zwei Männer in den Zwanzigern stiegen aus und öffneten die Heckklappe, um Angelruten, Spulen und Kühltaschen auszuladen. Geräuschvoll polterten sie die Treppe hinunter.
    »Erzähl weiter«, forderte Nick seinen Bruder auf.
    »Pam hat es leider nicht überlebt.«
    Nick wurde eiskalt. »Lieber Himmel.«
    »Sie war auf der Stelle tot. Ein weiteres Fahrzeug war in den Unfall verwickelt, ein Schwerlaster, der ihr entgegengekommen war. Fernfahrer. Charles Biggs. Er hatte sechzehn Stunden am Steuer gesessen, und angeblich stand er unter Drogen. Speed, Meth oder so, wer weiß? Die Polizei schweigt sich aus. Möglicherweise war der Fahrer am Steuer eingeschlafen. Niemand weiß etwas Genaues. Außer Biggs, und der liegt mit Brandverletzungen im Krankenhaus. Über sechzig Prozent der Haut verbrannt, und dazu noch innere Verletzungen. Es ist ein Wunder, dass er noch lebt, aber es rechnet keiner damit, dass er durchkommt.«
    Nick wischte sich den Regen aus dem Gesicht und blickte aufs Meer hinaus. »Aber Marla hat überlebt.«
    »Wenn man es so nennen will.«
    »Verdammte Scheiße.« Jetzt schmachtete Nick erst recht nach einer Zigarette. Er vergrub die Hände tief in den Jackentaschen und ermahnte sich, seinem Bruder nicht zu glauben. Alex als der Ältere und Gewitztere hatte sich, als sie noch Kinder waren, einen Spaß daraus gemacht, ihn als naiven Dummkopf hinzustellen. Nick hatte immer das Nachsehen gehabt. Heute würde es vermutlich nicht anders sein. »Der Kerl ist also am Steuer eingeschlafen und auf Marlas Fahrspur geraten?«
    »Das ist nur eine Theorie.« Alex nahm einen weiteren Zug von seiner Marlboro. »Polizei und Versicherung ermitteln. Der Highway wurde gesperrt. Aber soweit bisher bekannt ist, haben die Fahrzeuge einander nicht mal berührt. Der Mercedes kam auf der einen Seite von der Fahrbahn ab, der Laster weiter unten auf der anderen Seite. Beide Fahrzeuge haben die Leitplanke durchbrochen, beide landeten im Gebüsch, und der Laster explodierte, bevor der Fahrer sich aus der Kabine retten konnte.«
    »Verdammt«, stieß Nick leise hervor. »Der arme Kerl.«
    Alex schnaubte zustimmend. »Die Polizei hat ein wahres Großaufgebot mobilisiert. Alle warten darauf, dass Marla aufwacht und ihre Version vom Unfallgeschehen darstellt.« Er starrte finster aufs Wasser der Bucht hinaus. »Man könnte sie wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht stellen, schätze ich, wenn sie
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