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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
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sie Mutter war, oder nicht? Bewegungslos in dieser Schwärze gefangen, wusste sie nichts. Wenn sie doch nur die Augen hätte öffnen können … Doch andererseits war die anheimelnde Wärme der Bewusstlosigkeit so verlockend … Bald würde sie sich erinnern … Es war nur eine Frage der Zeit …
    Kaltes Grauen kroch ihr über den Rücken, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht einen einzigen Moment ihres bisherigen Lebens heraufbeschwören konnte. Es war, als hätte es sie nie gegeben.
    Das ist ein Alptraum. Eine andere Erklärung gibt es nicht.
    »Marla, bitte, komm zurück zu mir. Zu uns«, flüsterte Alex heiser, und tief im Herzen wünschte sie sich, etwas zu empfinden, einen Hauch von Gefühl für diesen gesichtslosen Fremden, der angeblich ihr Mann war. Seine geschmeidigen Finger verschränkten sich mit ihren. Sie spürte den Druck auf ihrem Handrücken, das Ziehen der Infusionsnadel. »Cissy vermisst dich, und der kleine James …« Wieder brach seine Stimme, und sie gab sich alle Mühe, eine Spur von Zärtlichkeit in ihrem Unterbewusstsein für ihn zu finden, ein bisschen Liebe zu diesem Mann, den sie nicht sehen und an den sie sich nicht erinnern konnte. In der Leere, die ihre Vergangenheit war, fand sie keinen Anhaltspunkt, was Alex Cahills Aussehen betraf, seinen Beruf, seine Art, sie zu lieben … Daran müsste sie sich doch erinnern. Und ihre Kinder? Cissy? James? In ihr stiegen keinerlei Bilder von kleinen Engelchen mit laufenden Nasen und roten Wangen auf oder von schlaksigen Halbwüchsigen, die sich mit Akne herumschlugen. Sie merkte, dass sie plötzlich in einen Dämmerzustand sank. Offenbar hatte man endlich etwas in den Tropf getan, denn ihr war, als würde sie sich aus ihrem Körper lösen … forttreiben …
    »Wie lange noch?«, fragte er und zog seine Hand zurück. »Wie lange soll das noch so weitergehen?«
    »Das kann Ihnen niemand sagen. Solche Dinge brauchen Zeit«, erwiderte die Schwester, und ihre Stimme klang fern, als käme sie aus einem Tunnel. »Manchmal dauert ein Koma nur ein paar Stunden und … na ja, manchmal bedeutend länger. Tage. Wochen. Das kann niemand voraussagen. Es könnte sogar noch länger dauern …«
    »Sprechen Sie es nicht aus«, fiel Alex ihr hastig ins Wort. »Sie wird wieder zu sich kommen.« Seine Stimme war hart wie Stahl. Offenbar war er es gewohnt, Befehle zu erteilen. »Marla?« Er musste sich wohl wieder dem Bett zugewandt haben, denn seine Stimme klang nun lauter. Ungeduldig. »Herrgott noch mal, kannst du mich hören?«
    Unter Aufbietung all ihrer Kräfte versuchte sie, sich zu bewegen. Konnte es nicht. Es war, als sei sie festgeschnallt, auf die Matratze mit dem unangenehm gestärkten Laken gefesselt. Sie konnte nicht einmal einen Finger rühren, aber merkwürdigerweise war es ihr auch irgendwie gleichgültig …
    »Ich will den Arzt sprechen«, verlangte Alex nachdrücklich. »Ich sehe keinen Grund, warum sie nicht zu Hause betreut werden kann. Ich stelle alle Pflegekräfte ein, die sie benötigt. Krankenschwestern. Betreuer. Wir haben im Haus Platz genug für Leute, die sie rund um die Uhr versorgen.«
    Es folgte eine lange Pause, in der sie die unausgesprochene Missbilligung der Krankenschwester spürte – wenigstens nahm sie das an. Inzwischen mühte sie sich weiter ab, die Augen zu öffnen, irgendeinen Körperteil zu bewegen, um zu zeigen, dass sie hören konnte, was gesprochen wurde.
    »Ich weiß zwar nicht, ob er sich zurzeit in der Klinik aufhält, aber ich werde Dr.Robertson mitteilen, dass Sie ihn sprechen möchten«, sagte die Schwester schließlich. Ihre Stimme klang jetzt nicht mehr nachsichtig und geduldig. Eher fest. Professionell.
    »Tun Sie das.«
    Marla versank wieder in der Bewusstlosigkeit, verlor Sekunden, vielleicht Minuten. Dann nahm ihr träger Verstand erneut Stimmen wahr, Stimmen, die ihren Schlaf störten.
    »MrsCahill braucht jetzt Ruhe«, sagte die Schwester.
    »Wir gehen gleich.« Eine andere Stimme. Älter. Vornehm. Die Stimme kam näher, begleitet von Schritten, fest und energisch, ein starker Kontrast zu dem Alter, das die Stimme vermuten ließ. »Wir sind ihre Familie, und ich wäre gern für ein paar Minuten mit meinem Sohn und meiner Schwiegertochter allein.«
    »Schön. Aber fassen Sie sich um MrsCahills willen kurz.«
    »Das werden wir«, versprach die ältere Frau, und Marla spürte die Berührung von kühler, trockener Haut auf ihrem Handrücken. »Komm, Marla, nun wach schon auf. Cissy und der kleine
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