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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)
Autoren: Gillian Flynn
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wusste doch, dass ich hätte mitkommen sollen, Libby. Libby, was ist passiert?«
    Ich erzählte es ihm. Die ganze Geschichte. Ich überließ es ihm, den Sinn zwischen den Schluchzern zu ergründen, und endete mit
und dann, dann haben sie versucht, mich umzubringen
 … Die Worte kamen heraus wie verletzte Gefühle, ein kleines Mädchen, das seiner Mom erzählt, dass jemand gemein zu ihm gewesen ist.
    »Dann hat Diondra also Michelle umgebracht«, stellte Lyle trocken fest. »Wir gehen zur Polizei.«
    »Nein, tun wir nicht. Ich will nach Hause.« Rotz und Tränen erstickten meine Worte.
    »Wir müssen aber zur Polizei, Libby.«
    Ich fing an zu schreien, fiese Dinge, schlug mit der Hand ans Fenster, brüllte, bis mir Spucke aus dem Mund lief, aber das alles bestärkte Lyle nur in seinem Entschluss, dass wir zur Polizei mussten.
    »Du musst zur Polizei, Libby. Wenn ich dir jetzt auch noch erzähle, was ich dir erzählen muss, dann wirst du sowieso zur Polizei wollen.«
    Eigentlich war mir klar, dass er recht hatte, aber mein Hirn war vollgestopft mit Erinnerungen daran, was geschehen war, nachdem meine Familie ermordet worden war: die endlosen drögen Stunden, in denen ich bei der Polizei meine Aussage immer und immer wieder durchgehen musste, während meine Beine von zu großen Stühlen baumelten, kalte oder heiße Schokolade in Pappbechern, nie war mir warm, und ich wollte nur schlafen, diese totale Erschöpfung, wo man so kaputt ist, dass man sein eigenes Gesicht nicht mehr spürt. Und es war sowieso egal, was ich sagte, es spielte absolut keine Rolle, weil sowieso alle tot waren.
    Lyle stellte die Heizung auf die stärkste Stufe, alle Düsen auf mich gerichtet.
    »Also, Libby, ich hab nämlich ein paar echt interessante Neuigkeiten. Ich denke, na ja, okay, ich erzähl es einfach. Okay?«
    »Du machst mich fertig, Lyle. Leg einfach los.« Das Deckenlicht war nicht hell genug, und ich spähte immer wieder hinaus auf den Parkplatz, um mich zu vergewissern, dass keiner kam.
    »Erinnerst du dich an den Schuldenengel?«, begann Lyle. »Diese Geschichte, zu der diese Gruppe im Kill Club Nachforschungen angestellt hat? Er ist in einem Vorort von Chicago festgenommen worden. Sie haben ihn geschnappt, als er grade dabei war, einem armen Börsen-Fuzzi dabei zu helfen, seinen Selbstmord zu inszenieren. Es sollte aussehen wie ein Reitunfall, und die Cops kamen, als der Engel dem Typen gerade auf so einem Reitpfad mit einem Stein den Schädel eingeschlagen hat. Sein Name ist Calvin Diehl. Ein ehemaliger Farmer.«
    »Okay«, sagte ich, wusste aber, dass das nicht alles sein konnte.
    »Okay, wie sich herausstellt, hilft er Menschen schon seit den Achtzigern beim Sterben. Er hat das sehr klug eingefädelt und besitzt handschriftliche Erklärungen von allen, die er umgebracht hat – zweiunddreißig Menschen insgesamt –, in denen die Leute versichern, dass sie ihn angeheuert haben.«
    »Okay.«
    »Eine dieser Erklärungen stammt von deiner Mutter.«
    Ich duckte mich unwillkürlich, sah Lyle aber weiter an.
    »Sie hat ihn angeheuert, damit er sie tötet. Nur sie. Um ihre Lebensversicherung zu kassieren und damit die Farm zu retten. Um euch zu retten, Ben zu retten. Die Cops haben den Brief.«
    »Und? Das ergibt doch keinen Sinn. Diondra hat Michelle getötet. Sie hatte ihr Tagebuch. Wir haben gerade festgestellt, dass es Diondra war …«
    »Tja, das ist es ja. Dieser Calvin Diehl präsentiert sich als Volksheld – ich schwör dir, vor dem Gefängnis hat sich in den letzten Tagen ständig eine riesige Menschenmenge gedrängt, Leute mit Transparenten mit Sprüchen wie ›Diehl ist der beste Deal‹ und Ähnlichem. Bald wird man wahrscheinlich Lieder über ihn schreiben: Er hat hoffnungslos verschuldeten Menschen beim Sterben geholfen, damit die Banken nicht an deren Eigentum kommen, und ganz nebenbei noch die Versicherungen ausgetrickst. So was lieben die Leute. Aber, äh, er sagt, er erklärt sich bei keinem der zweiunddreißig Menschen des Mordes für schuldig, weil das alles unterstützte Selbstmorde waren. Ein würdevoller Tod. Aber bei Debby nimmt er die Schuld auf sich. Er gibt zu, dass er Debby getötet hat. Anscheinend ist sie unerwartet reingekommen, und sozusagen zwischen die Fronten geraten, und ab da lief alles schief. Er sagt, das ist der einzige Fall, der ihm leidtut.«
    »Und was ist mit Michelle?«
    »Er sagt, er hat Michelle nie gesehen. Und ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum er lügen
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