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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)
Autoren: Gillian Flynn
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ruiniert hatte, dass er bis zum Hals in Schulden steckte. Und Calvin Diehl, der Ehrenmann, hatte gedacht, warum nicht?
    Stich der Frau auf der Schwelle ein Messer ins Herz und lass diesen Runner-Typen mal ordentlich schwitzen. Sollen die Cops ihn ruhig in die Mangel nehmen, dieses armselige Stück Scheiße, das sich vor jeder Form von Verantwortung drückt. Sollen sie ihn ruhig zwingen, endlich mal welche zu übernehmen. Letzten Endes würde die Sache als Zufallsverbrechen abgeschrieben werden, genauso glaubhaft wie der andere Kram, den er durchgezogen hatte – Autounfälle, fehlerhafte Einfülltrichter. In der Nähe von Ark City hatte er einen Mann in seinem eigenen Weizen ertränkt, hatte es aber so arrangiert, dass es aussah wie eine technische Panne. Calvin tötete immer im Einklang mit der Jahreszeit: Im Frühling ertranken seine Opfer im Hochwasser, im Herbst gab es Jagdunfälle. Januar war die Zeit der Einbrüche und der gewalttätigen Überfälle: Weihnachten war vorbei, das neue Jahr erinnerte die Menschen daran, wie wenig ihr Leben sich verändert hatte. Mann, im Januar wurden die Leute echt schnell sauer.
    Also ein Messer ins Herz, schnell, ein großes Bowiemesser. In dreißig Sekunden wäre alles vorbei, der Schmerz war gar nicht so schlimm, behauptete man. Dafür war der Schock einfach zu groß. Sie würde sterben, und ihre Schwester würde sie finden, sie hatte dafür gesorgt, dass ihre Schwester morgen schon früh vorbeikommen würde. In dieser Hinsicht war sie gut organisiert.
    Calvin musste zurück zu seinem Haus, drüben hinter der Grenze zu Nebraska, und sich die Haare waschen. Zwar hatte er sich schon mit Schnee abgerieben, und sein Kopf dampfte förmlich von der Kälte, aber die Haare waren immer noch verklebt. Er achtete immer sehr darauf, dass er kein Blut abbekam, das musste weg, er konnte es im Auto schon riechen.
    Er fuhr an den Straßenrand; seine Hände schwitzten in den Handschuhen. Auf einmal glaubte er, vor sich ein Kind durch den Schnee rennen zu sehen, aber dann wurde ihm klar, dass es nur ein Erinnerungsbild in seinem Kopf gewesen sein musste. Das kleine Mädchen, das er getötet hatte. Ein pummeliges kleines Ding, die Haare zu Zöpfen geflochten, und sie rannte vor ihm weg, er wurde panisch, sah sie nicht als kleines Mädchen, sondern als Opfer, als etwas, was er töten musste. Er wollte es nicht, aber niemand durfte sein Gesicht sehen, seine eigene Sicherheit hatte immer oberste Priorität, er musste sie zum Schweigen bringen, ehe sie die anderen Kids aufweckte – er wusste, dass es noch mehr gab, und er wusste, dass er es nicht über sich bringen würde, sie alle zu töten. Das war nicht seine Mission, seine Mission war es zu helfen.
    Er sah, wie sich das kleine Mädchen umdrehte und loslief, und plötzlich hatte er die Axt in der Hand – er sah auch die Flinte, aber er dachte, die Axt ist leiser, ich kann immer noch dafür sorgen, dass alles ruhig bleibt.
    Und dann war er vielleicht wirklich durchgedreht, er war wütend auf das Kind – er hatte ein kleines Mädchen zerstückelt –, er war wütend auf die rothaarige Frau, weil sie alles kaputtgemacht hatte und nicht so gestorben war, wie es richtig gewesen wäre. Er hatte ein kleines Mädchen mit einer Axt getötet. Er hatte einer vierfachen Mutter den Kopf weggeschossen, statt ihr den Tod zu schenken, den sie verdiente. Ihre letzten Momente waren der glatte Horror gewesen, ein Albtraum in ihrem Haus, dabei hätte er sie doch im Arm halten sollen, während ihr Blut sanft in den Schnee tropfte, und sie mit dem Kopf an seiner Brust friedlich starb. Er hatte ein kleines Mädchen mit der Axt zerstückelt.
    Zum ersten Mal sah Calvin Diehl sich als Mörder. Er fiel in seinen Sitz zurück und brüllte laut.

Libby Day
    Jetzt
    D reizehn Tage nachdem Diondra und Crystal verschwunden waren, hatte die Polizei sie immer noch nicht gefunden und hatte auch keinen stichhaltigen Beweis, der Diondra mit Michelles Tod in Zusammenhang brachte. Aus der Fahndung wurde ein Fall von Brandstiftung, die Sache drohte im Sand zu verlaufen.
    Lyle hatte sich angewöhnt, mich zu besuchen und mit mir schlechte Fernsehsendungen zu glotzen, und ich ließ es zu, solange er nicht zu viel redete. Obwohl ich wirklich viel Wind um die Tatsache machte, dass er nicht quasseln sollte, vermisste ich ihn an den Tagen, an denen er nicht auftauchte. Als wir uns mal wieder eine besonders groteske Reality Show anschauten, richtete Lyle sich plötzlich auf. »Hey, das
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