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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon
Autoren: Claire Knightley
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der Dunkelheit verlor. In der Mitte stand auf einem Podest ein grob behauener, altarähnlicher Steintisch, auf dem der reglose Körper einer Frau lag. Solomon stellte seine Tasche ab und entzündete die beiden Kerzenleuchter, die den Ruheplatz einrahmten und nun den Raum in ein unruhig flackerndes Licht tauchten.
    »Hallo, Lilith«, flüsterte er.
    Die Schönheit der Königin war verblasst. Ihre Wangen waren eingefallen, Hunger glühte in ihren Augen. Ich fragte mich, wie lange sie schon hier lag und wann sie das letzte Mal Blut getrunken hatte. Sie entblößte ihre Reißzähne und wollte zubeißen, aber etwas hielt sie fest. Im Kerzenschein konnte ich die Silberketten sehen, mit denen sie gefesselt worden war.
    »Ich verfluche dich, Charles Solomon!« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Krächzen.
    »Ja, natürlich«, sagte er nur und zog das Röhrchen aus seiner Hosentasche.
    Auf einmal war mir klar, was er vorhatte: Er wollte die Königin nicht töten. Er wollte sie in einen Menschen zurückverwandeln!
    »Warum?«, fragte ich. »Lilith McCleery hat Ihnen vertraut. Sie hat sie geliebt. Sie waren ihr Gefährte. Und Sie haben von dieser Verbindung profitiert.«
    »Nenn es die Rache des Prinzgemahls«, antwortete Solomon ungerührt. Er öffnete die Phiole, schwenkte sie und roch an meinem Blut, als wäre es ein edler Wein.
    »Das ist Ihr Motiv?«, fragte ich und musste lachen, obwohl mir ganz und gar nicht danach zumute war. »Sie konnten es nicht ertragen, in Liliths Schatten zu leben? Das ist erbärmlich.«
    Solomon hielt in der Bewegung inne und drehte sich zu mir um. Er gab mir eine Ohrfeige, die mich umriss. »Manchmal ist es besser, wenn man gefürchtet und nicht geliebt wird.« Dann beugte er sich über Lilith McCleery und packte mit der linken Hand ihr Kinn, um ihren Mund aufzuzwingen.
    »Trink das«, zischte er sie an. »Und ich lasse dich leben.«
    Die Königin fauchte wie ein in die Enge getriebenes Raubtier. Mit letzter Kraft kam ich wieder auf die Beine und ließ mich gegen Charles Solomon fallen. Es gelang mir nicht, ihn umzustoßen, dazu war er zu schwer. Aber meine Attacke traf ihn so unvorbereitet, dass ihm die Glasröhre aus der Hand glitt und das Blut in den schwarzen Teppich sickerte.
    Mit einem wütenden Aufschrei griff er nach seiner Pistole, spannte den Hahn und richtete den Lauf der Waffe auf meine Stirn. Er schien kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
    »Tot nütze ich Ihnen nichts, das wissen Sie ganz genau«, sagte ich mit zitternder Stimme.
    Solomon atmete schwer. Sein Gesicht war hochrot, seine verzerrten Gesichtszüge wurden zu einem teuflischen Grinsen, als er auf Lilith zielte. Doch er kam nicht dazu abzudrücken. Ein schwarzer Schatten flog durch den Raum und riss seinen Arm zur Seite. Ein Schuss löste sich. Die Kugel schlug in der Wand ein. Die Waffe fiel zu Boden und rutschte unter den Steintisch.
    Im ersten Moment dachte ich, dass es Jack war, der sich auf Solomon gestürzt hatte, aber dann erkannte ich die langen blonden Haare. Es war Derek.
    »Befreie die Königin!« Seine Stimme war tief und grollend. Rasend vor Wut versuchte er Solomon mit einem tödlichen Schlag niederzustrecken. Doch sein Gegner war keine leichte Beute. Mit übermenschlich schnellen Reflexen wich er den Attacken aus, wobei er einen der schweren Vorhänge zu Boden riss. Er suchte nach seiner Waffe, bekam aber nur einen der beiden Leuchter zu fassen, den er jetzt als Lanze einsetzte.
    »Lydia, befreie die Königin!«, schrie mich Derek an.
    »Wie denn?«, rief ich verzweifelt. »Ich bin selbst gefesselt!« Ich angelte mit dem Fuß nach der Pistole.
    Derek schüttelte energisch den Kopf. »Lass sie liegen!«
    Doch ich wusste, was ich tat. Ich ging in die Knie, tastete nach der Pistole, zielte nach unten und drückte immer wieder ab, bis das Magazin leer war.
    Solomon schrie auf und rammte Derek den Leuchter tief in die Brust. Der Vampir riss den Mund auf. Kein Laut entfuhr ihm. Er sank zu Boden, alterte in Sekundenschnelle und zerfiel zu Staub.
    Fassungslos hatte ich das Schauspiel verfolgt. Ich konnte mich nicht von der Stelle rühren, so schrecklich war der Anblick. Solomon drehte sich um und schwang den Leuchter, um nun die Königin zu töten, als plötzlich ein Schuss durch den Raum hallte.
    »Tu es und es wird mir eine Freude sein, beim zweiten Mal besser zu zielen«, schrie Hank, der plötzlich aufgetaucht war. Solomon ließ den Kandelaber fallen und nahm die Hände hoch.
    »Lydia!«, rief eine
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