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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon
Autoren: Claire Knightley
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hatte mir zu gehorchen, das verlieh unserer Beziehung die richtige Würze.«
    »Sie haben die Königin betrogen«, entgegnete ich.
    Solomon lachte. »Das stimmt. In jeder Hinsicht.« Ein dumpfer Schlag ließ das Haus erzittern. Vor der Tür zur Bibliothek waren jetzt aufgeregte Stimmen zu hören. Solomon hielt inne und lauschte. Ein missmutiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Aber Lilith soll uns für diesen Moment nicht interessieren.« Er stand auf und schob eines der Bücherregale beiseite. Ein Safe kam zum Vorschein, dessen Zahlenschloss er mit einigen raschen Drehungen öffnete. »Kennen Sie das hier?« Er hielt mir eine ziemlich ramponierte, in Leder gebundene Kladde vor die Nase.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er schlug das Buch auf. »Vielleicht erkennen Sie ja die Schrift wieder.«
    »Das sind die Aufzeichnungen des Mannes, der das Voynich-Manuskript entziffert hat«, sagte ich.
    »Wissen Sie, wie dieser Mann hieß?«, fragte Solomon. »Hat Ihnen Valentine den Namen nicht genannt?« Solomon machte ein erstauntes Gesicht und blätterte zur ersten Seite zurück. »Er hieß James Milton. Ich habe ihn übrigens sehr gut gekannt!«
    Mit einem Ruck richtete ich mich auf. »Was sagen Sie da?«
    »Ah!«, machte Solomon und grinste breit. »Sehen Sie, jetzt haben Sie sich verraten. Sie müssen Ihre Gefühle besser im Zaum halten, M s Garner. Irgendwann wird Sie das noch mal den Hals kosten.« Er legte das Buch auf den Schreibtisch. »Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass Sie bei dem Feuer in Alder Creek nicht ums Leben gekommen sind. Wissen Sie, dass Sie ein echtes Einzelstück sind? Eine wie Sie gibt es kein zweites Mal und darauf können Sie sich in der Tat etwas einbilden. Sagen Sie mir also, was Sie sind!«
    Ich schwieg.
    »Wenn Sie den Namen James Milton kennen, wissen Sie auch, was für eine Rolle er in Ihrem Leben gespielt hat«, sagte Solomon. »Schon bei unserer ersten Begegnung fiel mir auf, dass Sie anders waren, M s Garner. Sie ließen sich nicht so leicht von mir beeinflussen und das weckte mein Interesse. Es dauerte eine Weile, bis ich herausfand, in welch ungewöhnlicher Beziehung Sie zum Volk der Nachtwesen stehen. James Milton hat sich lange mit dem Naturell der Vampire beschäftigt. Und es ist ihm nicht nur gelungen, das Buch des Blutes vollständig zu übersetzen, sondern auch die eine oder andere Erkenntnis auf sich selbst anzuwenden. Es gelang ihm, einige seiner vampirischen Schwächen abzustreifen und einen Teil seiner Menschlichkeit zurückzugewinnen. Nur deshalb konnte er Ihr Vater werden. Interessanterweise ist diese Metamorphose keine Einbahnstraße. Auch Menschen können die Eigenschaften von Vampiren annehmen.« Solomon seufzte. »Das Buch des Blutes bietet da schier unendliche Möglichkeiten. Und das Aufregende daran ist: Ich stehe mit meinen Forschungen erst am Anfang.«
    Solomon öffnete eine blaue Schachtel und holte ein weißes Plastikröhrchen hervor, auf das er eine Kanüle setzte. »Ich benötige nur ein paar Tropfen Ihres Blutes, um einen kleinen Versuch durchzuführen.«
    Sorgfältig desinfizierte er meine Armbeuge, bevor er mir die Nadel in die Vene stach. Im Nu hatte sich der kleine Behälter gefüllt.
    Mit einem Ruck zog er die Nadel wieder heraus und klebte ein Pflaster auf die Einstichstelle. »Damit kein Malheur geschieht«, sagte er und zwinkerte mir zu.
    Ein weiterer Schlag war zu hören. Diesmal zeigte Solomons Gesicht echte Beunruhigung. Er ließ das Röhrchen in seine Hosentasche gleiten und begann einen Aktenkoffer zu packen. Die Fragmente von Miltons Aufzeichnungen legte er obenauf. Aus seiner Schreibtischschublade holte er eine Waffe, lud und sicherte sie, um sie dann in seinen Hosenbund zu stecken. Dann löste er meine Fesseln und schob mich zur Tür.
    Als wir auf den Korridor hinaustraten, hörten wir aus der Eingangshalle Kampflärm. Ich musste an Jack denken. Und an Mark. Ich betete, dass er nicht tot war und mir Solomon nur aus purem Sadismus eine Lüge aufgetischt hatte.
    Solomon schenkte dem Lärm keinerlei Beachtung, obwohl der Krach deutlich näher kam. Er zerrte mich durch den Korridor zu einer großen Tür, die mit einem schweren, silbernen Schloss gesichert war, das er jetzt mit einem Schlüssel öffnete.
    »Willkommen in den Privatgemächern der Königin«, sagte er und stieß beide Flügel auf.
    Der Raum war so dunkel, dass ich seine Ausmaße nur erahnen konnte. Die Fenster waren mit schwarzem Samt verhängt, die Decke war so hoch, dass sie sich in
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