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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon
Autoren: Claire Knightley
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ihrem Garten. Ihr linker Fuß steckte in einem Gehgips und sie stützte sich auf einen Stock mit silbernem Griff.
    »Hallo, Grandma.« Ich nahm sie in den Arm und wir gaben uns gegenseitig einen Kuss auf die Wange.
    »Schön, dass ihr da seid!«, sagte sie und strich mir über den Kopf, als wäre ich noch immer ein kleines Mädchen. Dann wandte sie sich grinsend Mark zu. »Komm her, lass dich drücken!«
    Mark nahm seinen Helm ab. »Wie geht’s dem Fuß?«, fragte er.
    »Ist in Ordnung. Ich darf zwar in nächster Zeit kein Eishockey spielen, aber das kann ich verkraften. Kommt rein, ich habe Frühstück gemacht.«
    Es gab Pfannkuchen mit Ahornsirup, Butter, Speck und Spiegelei. Die Portionen waren so groß, dass ich nur die Hälfte aß und dann Mark meinen Teller rüberschob. Roseann liebte gutes Essen. Ich hatte alte Fotos von ihr gesehen, auf denen sie rank und schlank war, doch irgendwann hatte sie den Kampf gegen die Kalorien aufgegeben und war zu der runden und weichen Frau geworden, die ich schon mein ganzes Leben lang kannte und liebte.
    Nachdem wir das Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatten und die Kaffeemaschine gluckerte, setzten wir uns an den Küchentisch. »Bleibt ihr noch zum Mittagessen?«, fragte Grandma.
    Mark hob abwehrend die Hände. »Bitte, M s Kinequon. Nach diesem Frühstück brauche ich erst mal Bewegung. Soll ich Ihnen schnell den Rasen mähen?«
    »Du willst mich wohl reinlegen«, sagte Grandma.
    »Käme mir nie in den Sinn«, erwiderte Mark ungerührt.
    »Eigentlich sagst du das nur, weil du denkst, die arme alte Frau schafft das nicht mit ihrem Gipsbein.«
    »Sie schätzen mich vollkommen falsch ein.«
    »Okay, der Rasenmäher steht in der Garage.«
    Mark stand auf, tippte mir komplizenhaft auf die Schulter und ging hinaus. Ich sah ihm lächelnd nach. Als die Fliegengittertür zugefallen war, machte Grandma auf einmal ein ernstes Gesicht. »Mark gefällt mir gar nicht«, flüsterte sie, so als hätte sie Angst, er könnte sie selbst im Garten noch hören. »Ich habe ihn noch nie so einsilbig erlebt. Wie geht es seinem Vater?«
    »Hast du gehört, was auf der Sommerparty passiert ist?«, fragte ich vorsichtig.
    »Nancy hat es mir erzählt. Ich kenne George Dupont schon lange, seit fast dreißig Jahren. Er ist ein anständiger Mensch.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich glaube, M r Merger ist da ganz anderer Meinung.«
    Grandma rümpfte die Nase. »Entschuldige, aber Randolph und Susan haben keine Freunde. Sie haben Geschäftspartner.«
    »So kann man es natürlich auch sehen«, sagte ich. Dabei fragte ich mich, welche Vorteile sich die Mergers wohl durch die Freundschaft mit meinen Eltern versprachen. Wahrscheinlich war mein Vater für sie viel interessanter als meine Mutter, die Chefärztin im General Hospital war. Dad gehörte zum Board of Directors der größten Tageszeitung von British Columbia und war damit ein einflussreicher Journalist. Trotz seiner steilen Karriere legte er auf Prestige keinerlei Wert, ganz im Gegensatz zu Marks Vater, der sich aus eigener Kraft vom Dachdecker zum Bauunternehmer hochgearbeitet hatte und nun vor den Trümmern seiner Existenz stand. Mark hatte mir einmal erzählt, dass sein Vater alles getan hatte, um Strathcona, das Arbeiterviertel Vancouvers, hinter sich zu lassen. George Dupont hatte nach Feierabend Betriebswirtschaft studiert und dabei begonnen, sich für Kunst und Literatur zu interessieren. Dad hatte die weinseligen Unterhaltungen mit ihm immer genossen. Und nun hatte Marks Vater Angst, dass die Armut, die er vor so langer Zeit überwunden hatte, ihn am Ende doch wieder einholen würde. Vielleicht hatte er deshalb M r Merger angegriffen.
    »Sag mal, ist gestern nicht die neue Besitzerin in das Haus in der Water Lane eingezogen?«, fragte Grandma und schenkte mir Kaffee nach.
    »Ja.« Ich gab etwas Milch in meine Tasse und rührte um. »Mark und ich haben Emilia Frazetta gestern die Schlüssel gebracht. Ich glaube, ihr beide würdet euch prima miteinander verstehen.«
    Grandma hob eine Augenbraue. »Ach wirklich?«
    »Emilia weiß, was sie will und wie sie es bekommt.«
    »Und du meinst, so bin ich auch«, sagte Grandma.
    »Na ja«, erwiderte ich vorsichtig. »Wenn etwas nicht so läuft, wie du es dir vorstellst, kannst du ganz schön stur sein. Nur in einer Hinsicht unterscheidet ihr euch: Obwohl ihr beide gleich alt seid, sieht sie viel jünger aus.«
    Grandma runzelte die Stirn. »Um wie viel jünger?«
    Ich überlegte kurz. »Beinahe
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