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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon
Autoren: Claire Knightley
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klingt ja unheimlich bedeutungsvoll.«
    »Ist es das nicht? Immerhin haben deine Vorfahren schon hier gelebt, lange bevor es die McCleery-Farm gab.« 1862 war die erste verbürgte Ansiedlung weißer Pioniere am Burrard Inlet gegründet worden. Die Bewohner hatten vom Goldrausch jener Jahre profitieren wollen.
    »Natürlich kenne ich die Geschichte der Ureinwohner, aber was erwarten Sie jetzt von mir? Dass ich federgeschmückt um einen Totempfahl tanze und Pemmikan esse?«
    »Kennst du die Sagen der Squamish?« Bei diesem Thema ließ Emilia nicht locker.
    »Warum wollen Sie das alles wissen?«, fragte Mark.
    Emilia lächelte nur.
    »Bitte entschuldigen Sie«, fuhr er fort. »Aber ich finde, dass Sie ganz schön neugierig sind und sehr private Fragen stellen. Sie wissen genau über die finanzielle Situation meiner Familie Beschei d …«
    »Natürlich. Ich habe dir auch erklärt, warum.«
    »Sie wissen, wo ich wohn e …«
    »Die Adresse steht im Kaufvertrag.«
    »Sie glauben zu wissen, wie ich mich fühl e …«
    »Du zeigst es gerade.«
    »Das ist mir egal!« Er stand auf. »Ich weiß nicht, ob das nur so Ihre Art ist, aber ich finde Sie ziemlich aufdringlich!«
    »Mark!«, rief ich empört. Ich verstand überhaupt nicht, was ihn plötzlich geritten hatte. Er war sonst immer die Höflichkeit in Person.
    »Entschuldige, Lydia. Aber ich muss hier weg!«, sagte er und ging, ohne sich zu verabschieden.
    Ich stand auf. »Entschuldigen Sie, Emilia. Ich habe keine Ahnung, was mit ihm los ist.«
    »Kein Problem«, sagte sie vollkommen ruhig.
    Ich lief durch das Haus, wo die Möbelpacker gerade ihre Pause beendet hatten, zur offenen Haustür. Mark marschierte mit großen Schritten die Auffahrt hinunter, doch als er das Tor hinter sich gelassen hatte, blieb er plötzlich stehen und stützte sich an einem Baum ab. Er krümmte sich, als hätte er Bauchschmerzen.
    »Mark?«, fragte ich besorgt. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Er nickte und holte tief Luft.
    »Gut. Dann kannst du mir auch gleich erzählen, was der Auftritt vorhin sollte! So habe ich dich noch nie erlebt.«
    Er keuchte. »Ich war wütend.«
    »Wütend worauf?«
    »Auf alles«, sagte er hilflos. »Auf mich. Auf Emilia. Und auf dich.«
    »Aber… warum?«
    »Irgendetwas an dieser Emilia Frazetta hat mich rasend gemacht«, sagte Mark. »Und das Komische daran ist: Ich kann dir nicht sagen, was es war.«
    Ich blickte ihn ratlos an.
    »Kennst du das nicht? Es gibt Menschen, die kann man einfach nicht ertragen. Da stimmt die Chemie nicht.« Er seufzte.
    »Vielleicht solltest du dich bei Emilia entschuldigen.«
    »Ja. Vielleicht. Aber nicht jetzt. Nicht heute.« Mark hielt sich die Seite, als kehrte der eigentümliche Krampf wieder.
    »Okay«, sagte ich. »Lass uns fahren. Soll ich dich irgend-wo absetzen oder magst du mit zu mir kommen?« Ich war noch immer gereizt wegen Marks peinlichem Abgang.
    »Du klingst nicht so, als wolltest du den Rest des Tages mit mir verbringen«, stellte er fest.
    »Doch, das will ich«, sagte ich. Jetzt tat er mir fast schon wieder leid. »Aber vorhin hast du dich ziemlich komisch benommen.«
    »Lydia, manchmal frage ich mich, was für ein Bild du von mir hast«, sagte Mark und nahm mich in den Arm.
    »Das, mein Lieber, frage ich mich manchmal auch«, erwiderte ich.
    Er gab mir einen Kus s – erst auf die Stirn, dann auf die Nase und schließlich auf den Mund. »Nun, vielleicht sollte ich dieses Bild noch heute Abend korrigieren.«
    »Ich bitte darum, M r Dupont«, flüsterte ich.
    »Dann lass uns gehen«, sagte er. »Ich fahre.«
    »Du willst dich tatsächlich hinters Steuer eines rosa Käfers setzen?«
    »Ich muss dir doch beweisen, dass ich ein Gentleman bin«, sagte er und streckte die Hand aus. Ich gab ihm die Schlüssel und nahm den Beifahrersitz. Dann drehte ich mich noch einmal um. Emilia Frazetta stand in der Haustür. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte sie.

Kapitel
    D ie Sommerparty hatte nach dem Auftritt von Marks Vater ein plötzliches Ende gefunden, da den meisten Gästen die Feierlaune vergangen war. Das Fleisch hatte meine Mutter einfrieren können, aber es brach ihr das Herz, all die anderen Speisen, die sie mit so viel Mühe zubereitet hatte, einfach in die Tonne zu werfen.
    »Außerdem ist es unmoralisch«, sagte sie, als sie Mark einen Stapel Plastikdosen auf den Tisch stellte. »Krautsalat, Geflügelsalat, Eiersalat. Karotten, Gurken, Tomaten. French Dressing, Ranch Dressing, Thousand Island Dressing. Ich habe die
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