Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)

Anziehungskraft auf alle Bestien dieser Art aus. Welch eine glückliche Fügung! Diese Krähe könnte sich als äußerst nützliches Haustier erweisen – unter anderem könnte sie einen ausgezeichneten Boten abgeben.
    Allerdings muss ich vorsichtig sein. Weder die Purjoys noch irgendein anderer Erwachsener darf von ihrer Existenz etwas wissen. Sie könnten versuchen, mir die Krähe wegzunehmen.

H asdruban, der Weiße Zauberer, saß an seinem Schreibtisch aus Lebender Eiche und starrte auf das Wandgemälde. Es zeigte den Dark Lord, Herrscher des Eisernen Turms der Verzweiflung, den Namenlosen, den Welteinäscherer, Mega-Magier et cetera und Hasdrubans Erzfeind Nummer eins. Vernichtet musste er werden, ein für alle Mal, und mit ihm alle seine Werke.
    Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. »Ah, da ist sie«, sagte er mit von Alter und Weisheit heiserer Stimme. »Herein!«
    Eine seltsame Erscheinung betrat sein Allerheiligstes: von Kopf bis Fuß in weiße fließende Spitze gekleidet, mit kunstvollem Kopfschmuck, das Gesicht hinter einem Schleier verborgen. Nicht ein Millimeter Haut war zu sehen.
    »Ah, die Weiße Hexe der Heiligen Rache. Willkommen.«
    Die Weiße Hexe erwiderte die Begrüßung mit einer unmerklichen Verneigung ihres verhüllten Hauptes.
    Hasdruban fuhr fort: »Obwohl er nun im Körper eines Menschenkinds gefangen und so schwach und verletzlich ist wie seit tausend Jahren nicht mehr, ist es unserem Widersacher offenbar dennoch gelungen, unseren letzten vernichtenden Schlag zu vereiteln – er hat die Weiße Bestie der Vergeltung besiegt. Dieses Mal müssen wir uns noch mehr anstrengen.« Er wartete einen Moment, hoffte, die Weiße Hexe würde nun das Wort ergreifen, doch sie schwieg. In der Tat hatte sie, soweit Hasdruban sich erinnern konnte, noch nie gesprochen. Nicht ein Wort.
    »Also werde ich dieses Mal dich schicken. Du wirst dich als etwas verkleiden, das die Menschen Nanny oder Kindermädchen nennen. Ich glaube, ihre Aufgabe ist, für fremde Kinder und ihre Familien zu sorgen. Bei dem Kind handelt es sich in diesem Fall um den Namenlosen höchstpersönlich. Übrigens hat er dort einen Namen, sie nennen ihn Dirk. Dirk Lloyd.«
    Die Weiße Hexe stand schweigend vor ihm.
    »Du wirst dich in die Familie einschleichen, bei der er lebt, die Purjoys«, fuhr er fort. »Sie ahnen nichts von der Viper, die sie an ihrer Brust nähren – oder besser gesagt, sie verschließen vor dem Offensichtlichen die Augen. Du wirst sie… davon überzeugen, dass… sie ein Kindermädchen brauchen. Sie werden den Dunklen deiner Aufsicht überlassen. Finde heraus, was er als Nächstes vorhat, und wenn möglich, vernichte ihn. Doch sei gewarnt! Auch wenn er momentan keine nennenswerten magischen Kräfte besitzt und im Körper eines mickrigen Menschenjungen steckt, so ist sein abgrundtief böser, heimtückischer und äußerst verschlagener Geist noch immer sehr lebendig!«
    Die Weiße Hexe neigte ihren Kopf zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Dann bückte sie sich und nestelte unter ihren Gewändern.
    Hasdruban zog fragend eine struppige weiße Augenbraue hoch. Sie reichte ihm ein mit weißer Tinte beschriebenes schwarzes Blatt Papier. Hasdruban überflog es kurz.
    »Ah, wie du auf diesen Planeten gelangst, den die Menschen Erde nennen, willst du wissen? Nun, zu diesem Zweck habe ich einen speziellen Zauber entwickelt! Ich werde es dir demonstrieren, meine Liebe…«

DAS DARKPHONE
    12. Oktober Seelen-der-Verdammten
    Muah-hah-haaah !!!
    Der Heimat-Bote
Lokalnachrichten
KÖRPERLOSE ZOMBIE-HAND IN FETBURY-MUSEUM EINGEBROCHEN
Alex Marshall, Nachtwächter im Museum von Fetbury, will gesehen haben, wie eine körperlose Hand durch ein Fenster ins Museum kroch. Er behauptet, die Zombie-Hand habe den Deckel vom Schaukasten der Moorleiche angehoben, ein Stück des Körpers entfernt und sei dann durch das Fenster wieder nach draußen verschwunden. »Ich war wie gelähmt vor Schreck, wie gelähmt!«, erklärte er. Der berühmte Psychiater Professor Wings hält das Ganze für eine halluzionatorische Wahnvorstellung infolge zu vieler Nachtschichten. Dem widerspricht allerdings ein anderer herausragender Psychiater, Dr. Randle: »Papperlapap! Wings ist ein Vollidiot!
    Dirk saß am Schreibtisch in seinem Zimmer, vor sich ein aufgeschlagenes Buch, ein Wörterbuch. Er las gerade folgenden Eintrag:
    Trottel, Nomen, der, Plural die Trottel, umgangssprachlich eine dumme Person
    Synonyme – Idiot, Narr, Flachpfeife, Depp,