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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss
Autoren: Michelle Rowen
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du high?“, sprach ich eine Vermutung aus, mit der ich wahrscheinlich ziemlich dicht an der Wahrheit lag.
    Ich brauchte eine Begründung für sein eigenartiges Benehmen, damit es für mich irgendeinen Sinn ergab.
    Er schaute hinauf in den dunklen Himmel. „High, richtig.
    Ich muss hoch über die Stadt. Das könnte mir helfen, sie aufzuspüren.“
    Ich sah ebenfalls hinauf. Heute standen keine Sterne am Himmel, und die schweren Wolken kündigten Regen an. Ein heller Lichtstrahl erschien über den Gebäuden, ungefähr auf Höhe des Kinos.
    „Hoch über die Stadt?“, fragte ich und folgte seinem Blick.
    Er schüttelte den Kopf. „Ich kann hier nicht fliegen. Niemand von uns kann das. Und es tut so weh – ich kann dir das alles nicht richtig erklären, weil ich keinen klaren Gedanken fassen kann. Ich bin ziemlich mitgenommen.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das dunkle, unordentliche Haar. „Warum geht es mir nur so? Ich hasse diesen Zustand, aber ich werde ihn einfach nicht los. Mir fehlt die Kontrolle über meine Gedanken. Es muss einen anderen Weg geben.“
    Bishop lehnte sich an ein Schaufenster und schwankte dabei, als fiele es ihm schwer, sich aufrecht zu halten.
    Ich machte mir wirklich Sorgen. Eigentlich wollte ich mich nicht für ihn verantwortlich fühlen, aber ich tat es trotzdem. Immer noch besser, als so kaltherzig zu sein wie die anderen Leute hier. Nein, das kam gar nicht infrage. Ich konnte einen anderen Menschen nicht einfach im Stich lassen, nur weil er in Schwierigkeiten steckte und verrücktes Zeug redete.
    Ich holte tief Luft. „Es wird alles gut, Bishop. Ich helfe dir.“
    Er schaute mich überrascht an. „Wirklich?“
    In dem Augenblick, als ich ihn berührte, wanderte ein heftiges elektrisches Knistern meinen Arm hinauf. Ich schnappte nach Luft. Und dann überfiel mich eine Vision, die sich anfühlte, als würde ich von einem Lastwagen überrollt.
    Eine Stadt in der Dunkelheit. Sie schmilzt und fließt davon wie Wasser – stürzt in ein schwarzes Loch im Zentrum aller Dinge.Menschen – Tausende von ihnen – versuchen fortzulaufen und werden gnadenlos in den Strudel hineingezogen. Es gibt kein Entrinnen.
    Bishop ist hier, um zu helfen, um alle zu retten. Auch mich.
    Ich greife nach seiner Hand, als er meinen Namen ruft, doch wir werden auseinandergetrieben, bevor ich ihn berühren kann.
    Dann ist alles vorbei.
    Wo einmal eine Stadt war, gibt es nichts mehr als tiefe Nacht.
    Bishop blickte erschrocken auf meine Hand in seiner, dann wich ich vor ihm zurück. Am Himmel über uns grollte der Donner.
    „Nein, warte.“ Er fasste wieder nach meiner Hand.
    „Hast du es auch gesehen?“, fragte ich, und meine Stimme bebte.
    „Was denn?“ Er schauderte. „Ich habe gar nichts gesehen. Doch sowie du mich berührt hast, konnte ich zum ersten Mal seit Tagen klar denken.“
    Ich starrte ihn an und rang nach Atem. Die seltsame Vision existierte die nur in meiner Fantasie? Ich zitterte so sehr, dass ich kaum sprechen konnte. „Du bist verrückt.“
    Er wirkte überrascht. „Nein, jetzt nicht mehr.“ „Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn.“
    „Und dennoch ist es wahr.“ Sein Blick schien jetzt sehr viel klarer. „Ich weiß nicht, wie du das anstellst, aber – spürst du das auch?“
    „Was?“
    „Wir haben eine Verbindung. Schon als ich dich sah … Ichhabe keine Ahnung, was es ist. Vielleicht wurdest du gesandt, um mich zu unterstützen. Vielleicht wussten sie, dass du mich finden wirst. So muss es sein.“
    Der Schock meiner düsteren Vision verebbte, und plötzlich schien sie nur noch ein verblasster Traum zu sein. Plötzlich fühlte es sich richtig gut an, Bishops Hand zu halten. Doch wie konnte meine Berührung ihn auf einmal von seinem verwirrten Geisteszustand geheilt haben? Das war doch alles völliger Irrsinn! Aber auch meine innere Kälte war blitzartig verschwunden. Wärme kroch meinen Arm hinauf und breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Dennoch ließ mich der Hautkontakt zwischen uns erzittern. Ich schaute hinunter zu meiner Hand, die mit seiner verschränkt war, diesmal allerdings zog ich sie nicht weg.
    „Vielleicht kann ich jetzt die anderen aufspüren“, meinte Bishop.
    „Welche anderen?“ Meine Stimme klang heiser. „Deine Familie?“
    „Nein. Die anderen. Sie sollen mir helfen.“ „Du hältst noch immer meine Hand.“
    Er schaute mich mit seinen blauen Augen an und lächelte zum ersten Mal – ein wirklich unglaubliches Lächeln, bei dem mir beinahe
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