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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band
Autoren: Claire Knightley
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eindeutig ein Vampir. Aber ich hörte keine Stimmen, keine Schritte. Fast am Ende des Korridors angekommen, entdeckte ich auf der linken Seite eine geöffnete Tür. Dahinter war ein Rauschen zu hören. Wie von einer Klimaanlage auf Hochbetrieb. Mir war plötzlich, als sickerte Dunkelheit aus der Öffnung, und ich musste mich dazu zwingen hineinzutreten.
    Der Strahl meiner Taschenlampe fiel auf die glänzenden Gasherde und Arbeitsflächen einer modernen Großküche. Schwere Kupfertöpfe und Kasserollen hingen an Haken von der Decke. Ich hatte mich getäusch t – jetzt wusste ich, woher der seltsame Geruch kam: Auf dem Boden lagen geöffnete Plastikdosen. Braunes, gelbes und grünes Gewürzpulver verteilte sich zwischen den Scherben zerschlagener Teller. War ja klar, dass es in der Mountain View Lodge irgendwo auch eine Küche geben musste! Vampire ernährten sich zwar von Blut, aber ihre Gefährten mussten essen wie alle anderen Menschen auch.
    Mir fiel eine schwere Metalltür auf, in die ein kleines Fenster eingelassen war. Vorsichtig stieg ich über das Chaos auf dem Küchenboden und untersuchte meinen Fund genauer. Der Türgriff war ungewöhnlic h – ein Hebel, wie bei einem alten Kühlschrank. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um durch das Sichtfenster in den dahinterliegenden Raum zu spähen. Dort war alles dunkel. Behutsam legte ich meine Hand auf den Griff. Ich wusste nicht, welcher Teufel mich ritt, aber meine Neugier ließ sich nicht bändigen.
    Die Tür ließ sich erstaunlich leicht öffnen. Ein Schwall kalter Luft schlug mir entgegen. Und jetzt wusste ich auch, was für ein Geräusch ich die ganze Zeit gehört hatte: das Summen des Kälteaggregats für diesen Kühlraum.
    Das Licht meiner Lampe fiel auf ein weißes Tuch, unter der sich schemenhaft die Formen eines menschlichen Körpers abzeichneten. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Mein Atem erzeugte kleine Rauchwolken in der Luft. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und zog zitternd die Decke ein Stück zurück.
    Charles Solomons Körper hatte den Sturz aus dem zweiten Stock erstaunlich gut überstanden. Kopf und Brust schienen unverletzt, die Augen waren geschlossen. Man hätte denken können, er schliefe, wäre da nicht die ungesunde graue Farbe seiner Haut gewesen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, und das lag nicht nur an den eisigen Temperaturen hier. Selbst im Tod jagte mir dieser Kerl noch eine ziemliche Angst ein.
    »Charles bekam alles, wovon er jemals geträumt hatte: Macht. Reichtum. Und meine Liebe«, sagte plötzlich eine bittere Stimme hinter mir. »Und doch hat er alles weggeworfen, als wäre es nichts.«
    Diesmal konnte ich einen Schrei nicht unterdrücken. Ich wirbelte herum. Lilith McCleery stand in der Tür und lächelte mich traurig an. Sie trat an meine Seite und strich zärtlich über die kalten Lippen ihres toten Gefährten, der sie verraten und dann beinahe getötet hatte. Langsam umrundete sie den Tisch, auf dem der Tote lag. In hilfloser Wut ballte sie die Fäuste, und auf einmal war mir, als könnte ich in sie hineinsehe n – als könnte ich fühlen, was sie fühlte: Trauer, Enttäuschun g – und eine alles verzehrende Liebe. Liebe zu einem Mann, der versucht hatte, sie zu töten! Er hatte sie mit Silberketten gefessel t – ein Metall, das die Haut von Vampiren versengt. Die Narben, die das Metall an Liliths Hals, Handgelenken und Füßen hinterlassen hatte, würden ihr bis ans Ende ihrer Tage bleiben.
    Verwirrt blickte ich die Vampirkönigin an. Wenn Jack in meiner Nähe war, hatte ich immer seine Gefühle in mir selbst spüren können. Zu keinem anderen Vampir hatte ich eine solche Verbindung. Und jetzt war es bei Lilith genauso! Ich fragte mich, ob auch sie umgekehrt meine Gefühle »lesen« konnte. Der Gedanke daran war mehr als unheimlich.
    Vorsichtig bedeckte sie Solomons Kopf wieder mit dem Tuch.
    »Wissen Sie schon, wo Hank ihn hinbringen will?«, fragte ich leise. Noch hatten die Zeitungen keine Meldung über Solomons Verschwinden gebracht, aber das war nur eine Frage der Zeit. Seine Leiche musste gefunden werden, sonst würde die Polizei eine Suchaktion starten. Wenn der Tote auf diesem Anwesen entdeckt werden würde, wäre die Existenz von Vampiren bald kein Geheimnis mehr. Ich zog meine Jacke enger um mich, denn langsam spürte ich die Kälte der Kühlkammer in den Knochen.
    »Hank hat schon einen Plan. Er hat sich den Mercedes geholt, um ihn zu präparieren.«
    Ich mochte Hank und seinen
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