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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band
Autoren: Claire Knightley
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ruppigen Charme. Mehr als einmal hatte er mir und Mark das Leben gerettet. Nichts konnte ihn aus der Fassung bringen, und das war wohl auch der Grund, warum er der wichtigste Mann in Grandmas Wächtertruppe war.
    Lilith warf einen letzten traurigen Blick auf den verhüllten Leichnam, verriegelte die Tür und wandte sich dann zu mir um: »Wir müssen miteinander reden, Lydia Garner.«

In Charles Solomons…
    I n Charles Solomons Arbeitszimmer, das mehr an eine Bibliothek erinnerte, herrschte das reinste Chaos. Erst dachte ich, Bücher, handschriftliche Notizen und Computerausdrucke seien während der Kämpfe durcheinandergewirbelt worden. Dann aber erkannte ich ein Muster: Die mit unterschiedlichen Farben markierten Textpassagen bezogen sich alle auf eine alte Handschrift, die Voynich-Manuskript genannt wurde. Kopien daraus waren an eine Wandtafel geheftet worden. Die Vampire nannten dieses Manuskript auch Buch des Blutes , denn einer Legende nach barg es alle Geheimnisse der Nachtgeschöpfe. Solomon war es mit einer unvollständigen Übersetzung gelungen, selbst Vampire zu erschaffen, die allein seinem Befehl gehorchten. Sein Versuch, Lilith zu entmachten, war jedoch kläglich gescheitert: Wächter und Nachtgeschöpfe hatten sich gegen ihn verbündet.
    Jack hatte sich eingehend mit dem Voynich-Manuskript und seiner Übersetzung beschäftigt. Auch ich hatte mit ihm einige der rätselhaften Bilder angeschaut: Da stiegen Menschen verjüngt aus einem Brunnen, viele Seiten zeigten seltene Kräuter und fremdartige Symbole. Das Buch handelte von Pflanzen, von den Himmelskörpern und der Biologie des Menschen. Der letzte Teil enthielt unleserliche Rezepte und Anleitungen für düstere Rituale. Das waren genau die Passagen, die in der Übersetzung fehlten. Soweit ich sehen konnte, versuchte Lilith McCleery die Übersetzung zu rekonstruieren. Ich wollte mich gerade zu ihr umdrehen, als mein Blick auf die Ölminiatur fiel, die auf einer Ledermappe lag.
    »Das ist James Milton«, sagte Lilith McCleery.
    Bei diesen Worten blieb mir fast das Herz stehen. Mom hatte mir vor einigen Tagen unter Tränen gestanden, dass nicht Dad, sondern ein Nachtgeschöpf namens James Milton mein Vater war. Sie selbst war, kurz bevor sie Dad kennenlernte, Miltons Gefährtin gewesen. Mom hatte an die große Liebe geglaubt, doch noch bevor sie gemerkt hatte, dass sie schwanger war, hatte der Vampir sie verlassen. Diese Enthüllung war ein Riesenschock für mich gewesen. Mom hatte mich mein Leben lang angelogen, allerdings nur, um mich zu beschützten. Denn ich war etwas Besonderes. Vampire können eigentlich keine Kinder haben, der Tod kann kein Leben hervorbringen. Und trotzdem gab es mich, ein lebendes Wunder! In meinen Adern floss das Blut eines Nachtgeschöpfe s – Blut, das Vampire in Menschen zurückverwandeln konnte. Mit zitternden Händen nahm ich das Bild und betrachtete es. Das also war er, mein Vater. Sein ernstes, schmales Gesicht wurde von dichtem schwarzem Haar umrahmt. Seine Hagerkeit wurde noch durch die buschigen Koteletten verstärkt, die ihm fast bis zum Kinn reichten. Die Nase war schmal und gerade, die vollen Lippen umspielte ein wissendes, spöttisches Lächeln. Nur eine einzige Ähnlichkeit zwischen uns beiden konnte ich entdecken: die intensiven, dunklen Augen. Wie beiläufig legte ich das Bild wieder an seinen Platz. Vor Lilith wolle ich mir auf keinen Fall anmerken lassen, wie aufgewühlt ich war.
    »Ich habe bemerkt, dass zwischen dir und Jack Valentine ein besonderes Band besteht«, sagte sie. »Du weißt immer, was er gerade empfindet, nicht wahr?« Ihr Ton war freundlich, aber so Respekt gebietend, dass ich im Traum nicht daran dachte, sie zu belügen.
    »Nur solange er in meiner Nähe ist«, gab ich zu. Ich spürte deutlich, wie sie mit sich kämpfte. Offenbar verschwieg sie mir irgendetwas über ihn. Das machte mich unruhig, deshalb fragte ich: »Wie geht es ihm jetzt?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Und das macht mir Sorgen.«
    Auf einmal hatte ich einen Eisklumpen im Magen. »Was wollen Sie damit sagen?« Meine Stimme war auf einmal heiser. »Warum ist er in den Norden gereist?«
    »Gut zweihundert Kilometer östlich von Juneau, nicht weit von der Grenze zu Alaska, gibt es einen kleinen Ort namens Telegraph Creek«, sagte Lilith. »Ich habe ihn gebeten, Kontakt zu den freien Nachtgeschöpfen dort aufzunehmen. Er soll sie davon überzeugen, sich unserer gemeinsamen Sache anzuschließen.«
    »Welche
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