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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band
Autoren: Claire Knightley
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packte mich so dick ein, dass ich nicht fror.
    Ich erzählte ihm von meinem Alltag, von der Schule und meinen Freunden. Doch am letzten Tag lenkte er das Gespräch in eine andere Richtung.
    »Wie geht es Nancy?«, fragte er. »Ist sie glücklich?«
    Eigentlich war es eine einfache Frage, aber ich tat mich schwer, sie zu beantworten. »Ich glaube schon.«
    »Ist sie verheiratet?«
    »Seit mehr als siebzehn Jahren. Aber warum fragst du sie nicht selbst?« Die Antwort konnte ich mir eigentlich selbst geben.
    Mein Vater lächelte schief. »Ich wäre nur ein Gespenst aus der Vergangenheit. Außerdem habe ich mich ihr gegenüber nicht besonders, nun ja, fair benommen.«
    »Als du sie verlassen hast?«, fragte ich. »Sie würde es vermutlich sogar verstehen, wenn du ihr die Gründe nennen würdest.«
    »Nein. Vorbei ist vorbei. Und sie liebt ihren Mann sicher. Wie heißt er noch?«
    »Lloyd.«
    »Lloyd, richtig«, beeilte sich mein Vater zu sagen.
    Wir spazierten durch einen glitzernden Märchenwinterwald.
    »Liebst du meine Mutter noch?«, fragte ich.
    Milton blickte starr geradeaus und vergrub die Hände in den Jackentaschen.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Aber meine Liebe würde deiner Mutter und Lloyd nur Leid bringen.«
    »Es ist eine Liebe ohne Hoffnung«, stellte ich fest.
    Jetzt kniff er die Augen zusammen und musterte mich eingehend. »Wie stehst du eigentlich zu Mark und Jack?«, wollte er wissen. »Beide sind in dich verliebt. Das habe ich sofort gemerkt.«
    Ich schwieg und brach einen Kiefernast ab. Mein Vater blieb stehen. »Hör zu, Lydia: Ich bin wirklich der Letzte, der ein Recht hätte, dir Ratschläge zu erteilen. Aber bedenke eins: Ich bin zu allen Frauen, mit denen ich zusammen war, ehrlich gewesen. Sie wussten, dass eine Liebe zu einem Nachtgeschöpf eine Liebe auf Zeit ist. Wir haben die Jahre miteinander genossen, und wenn die Zeit kam, bin ich weitergezogen. Keiner habe ich das Herz gebrochen. Zumindest habe ich mich bemüht.«
    Ich brach den morschen Ast in kleine Stücke.
    »Du musst dich entscheiden. Sonst wirst du am Ende beide verlieren.« Er blieb stehen und sah mich eindringlich an. »Du hast dich schon entschieden!«
    »Ja«, gab ich zu.
    »Dann steh zu dieser Entscheidung. Sonst machst du alles nur noch schlimmer.«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    »Nein, bestimmt. Ich bin über zweihundert Jahre alt. Glaub mir, ich habe in Liebesdingen eine Menge Erfahrung gesammelt.«
    Plötzlich war ich wütend. Auf meinen Vater, auf Mark, auf Jack. Und auf mich. Besonders auf mich.
    »Lass uns umkehren«, sagte ich. »Mir ist kalt.«
    Mein Vater kochte an diesem Abend, für Jack, Mark und mich. Es gab Steak mit Kartoffelbrei und Erbsen. Er freute sich sichtlich darüber, uns zu bewirten. Vielleicht vermisste auch er ein Familienleben. Er selbst und Nachtrabe mussten vor leeren Tellern und Gläsern sitzen. Die beiden waren vor unserem Abendessen auf der Jagd gewesen. Die Wangen der Königin waren gerötet, ihre Lippen voll, denn sie hatte ihren Hunger gestillt. Dennoch blieb die Traurigkeit in ihren Augen.
    »Ich habe einen großen Wunsch«, sagte sie unvermittelt zu mir. »Ich möchte dein Blut trinken.«
    Mein Vater zeigte keine Regung, blickte nur schweigend auf seine Hände. Mark schien in keiner Weise überrascht zu sein. Nur Jack begann nervös auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
    Ich hatte geahnt, dass Nachtrabe mir diese Frage stellen würde. Und ich hatte auch schon überlegt, ihr selbst den Vorschlag zu machen. »Die Folge n …«, begann ich, doch Nachtrabe schnitt mir das Wort ab.
    »Über die Konsequenzen bin ich mir im Klaren«, sagte sie schroff und hielt inne. Entschuldigend hob sie die Hand. »Ich werde verletzlich und sterblich sein wie jeder Mensch. Ich verliere all meine Macht. Und als Kind werde ich die Hilfe anderer brauchen. Aber ich weiß jemanden an meiner Seite, dem ich vertraue.« Sie nahm die Hand meines Vaters.
    »Aber was wird mit den anderen Nachtgeschöpfen geschehen?«, fragte ich. »Wenn es die Erste und Älteste von ihnen nicht mehr gibt, ist doch kein anderer Vampir mehr an seinen Schöpfer gebunden.«
    »Ich weiß es nicht«, gab Nachtrabe zu. »Aber wen n – was wäre daran so schlimm?« Sie wandte sich Jack zu und wiederholte ihre Frage. »Was wäre daran so schlimm?«
    »Mich dürft ihr nicht fragen«, sagte Jack. »Ich bin in diesem Punkt nicht neutral.«
    Ihre Augen blitzten auf. »Du wärst gerne wieder ein Nachtgeschöpf?«
    »Ja. Aber nicht um jeden
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