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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band
Autoren: Claire Knightley
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1969 an die Beinecke Rare Book and Manuscript Library der Yale University verkauft wurde, konnten wir den kompletten Text einsehen.«
    »Fünfzig Jahre lang arbeitete ich also nur mit verschiedenen Fragmenten, aber sie reichten aus, um Nachtrabe und mich zumindest teilweise von den Fesseln des Fluches zu befreien«, sagte Milton. »Bis 1972 hatte ich auch den letzten Rest übersetzt.«
    »J a – und zwar in einer Hütte, zwanzig Kilometer nördlich von Telegraph Creek«, sagte ich.
    Milton wurde blass. »Woher weißt du das?«
    »Martha Twofeathers hat es mir verraten.«
    »Du bist Martha begegnet?« Er war völlig verwirrt.
    Ich nickte. »Kurz bevor sie starb.«
    Milton wollte etwas sagen, aber Nachtrabe legte ihre Hand auf seinen Arm. »Vielleicht sollte Lydia uns ihre ganze Geschichte erzählen.« Sie lächelte mir aufmunternd zu, ganz wie eine Königin. Ich hatte noch immer größte Schwierigkeiten, sie als uraltes, weises Wesen zu begreifen, denn vor mir saß ein kleines Mädchen.
    So berichtete ich von Charles Solomon und den Ereignissen der vergangenen drei Monate. Wo es nötig war, ergänzten und verbesserten mich Jack und Mark.
    »Der Inhalt dieser Handschrift könnte das Gleichgewicht zwischen Vampiren und Menschen stören«, sagte Milton.
    »Zugunsten der Nachtgeschöpfe«, vermutete Mark.
    »Ja«, sagte Milton. »Sie könnten sich auch am Tage frei bewegen und wären dann nicht mehr auf ihre menschlichen Gefährten angewiesen. Sie könnten also Tagwandler werden.« Dass das möglich war, hatte er ja schon bewiesen: an sich selbst und an Nachtrabe.
    »Henry von Grimsby hatte bereits vor siebenhundert Jahren herausgefunden, dass vieles, was uns Nachtgeschöpfen half, auch die Menschen veränderte«, sagte Nachtrabe. »Sie konnten uns mithilfe des gesammelten Wissens ähnlich werden. Sehr ähnlich. Selbst der Tod ließ sich überlisten, zumindest für eine Weile.« Mir kam Solomons Wiederauferstehung nach dem Fenstersturz in den Sinn. »Doch diese Veränderungen sind bei einem Menschen nicht von Dauer«, fuhr Nachtrabe fort. »Es bedarf eines besonderen Stoffes, um diesen Mangel auszugleichen.«
    »Welchen?«, wollte Mark wissen, doch ich ahnte es bereits.
    »Blut«, sagte mein Vater und lachte hilflos. »Die Menschen mussten Blut trinken, um so wie wir zu werden.«
    »Die wahre Vollendung, die Solomon angestrebt hat, du hast sie erreicht?«, fragte ich ihn.
    »Ja«, sagte er und lächelte mich an. »Du bist es. Du bist die wahre Vollendung.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich verwirrt.
    »Nachtgeschöpfe können im Gegensatz zum Menschen keine Familie gründen, keine Kinder bekommen«, sagte Jack. »Totes kann nichts Lebendes erschaffen.«
    »Vermessenheit und Hybris«, sagte mein Vater. »Solomon wollte die Macht des Todes ganz und gar überwinden. Er wollte gottgleich werden.«
    »Aber warum Aklavik?«, fragte ich.
    »Alle Nachforschungen, die angestellt wurden und deren Ergebnisse im Voynich-Manuskript all die Jahre gesammelt wurden, konnten mein Problem nicht lösen«, sagte Nachtrabe. »Ich wollte den Körper eines erwachsenen Menschen haben. Schließlich kehrte ich aus Verzweiflung zu meinen Wurzeln zurück, in der Hoffnung, hier endlich eine Antwort zu erhalten.«
    »Masau war der Anfang«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Nachtrabe. »Mit Masau hat alles begonnen. Deswegen sind wir hier.«
    »Und?«, fragte Mark. »Hat Masau gesprochen?«
    »Nein«, sagte Nachtrabe. »Wie jeder Gott kümmert er sich wenig um seine Geschöpfe.«
    »Aber warum ist Solomon gestorben?«, fragte Jack.
    Ich dachte nach. »Es muss an meinem Blut gelegen haben«, sagte ich schließlich, als ich mich an den Kampf erinnerte. Nachdenklich betrachtete ich meinen Arm, der sauber bandagiert worden war. »Ein paar Tropfen davon sind in das Gefäß gefallen, aus dem er getrunken hat.«
    »Oder Masau hat ihn zu sich geholt. Immerhin hat Solomon in seinem Revier gewildert«, sagte Mark. Über diesen schlechten Scherz konnte keiner von uns lachen.

Es dauerte einige…
    E s dauerte einige Zeit, bis ich wieder so weit zu Kräften gekommen war, dass wir an die Heimreise denken konnten. Mark und Jack kümmerten sich in dieser Zeit rührend um mich. Von einer Rivalität zwischen beiden oder gar Eifersucht spürte ich nichts. Stattdessen nutzte ich die Zeit, um James Milton, meinen Vater, kennenzulernen. Wir gingen viel spazieren, obwohl das Wetter alles andere als einladend war. Doch Milton machten die Temperaturen nichts aus, und ich
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