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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny
Autoren: Jennifer Benkau
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stehen, die wir unlängst hergeholt hatten, und stutzte. Jemand hatte den Namen des Bootes fein säuberlich auf seinen Rumpf geschrieben, sodass er kein Geheimnis mehr war - keine Asche, die das Wasser fortwusch. Wer mochte das getan haben?
    Während ich auf das Schiff wartete und zusah, wie es näher kam, hatte ich Zeit, mir darüber klar zu werden, was dort möglicherweise im Anmarsch war: Gewissheit, was nach der Schlacht jenseits des Meeres passiert war. Mein Herz, das bereits durch das Laufen schneller schlug, trommelte immer heftiger gegen meine Rippen, als wollte es sich seinen Weg nach draußen erkämpfen. Es übertönte das Klopfen, mit dem die Fischkutter gegen die Anlagestellen stießen, das leise Knirschen der Seile und das Gezeter der Möwen.
    Ich hielt meine Hände über die Augen, damit ich die Menschen auf dem Schiff besser sehen konnte. Ich sah in fremde Gesichter, in Augen, in denen sich Staunen, Misstrauen und unglaubliche Erleichterung spiegelte. Ich wusste genau, warum sie weinten, als sie vom Boot wackelig auf die Stege kletterten, hinfielen und sich am Holz festhielten. Ich hatte damals ebenfalls nur mit Mühe die Tränen zurückhalten können.
    Ich zählte zwei Männer, vier Frauen und drei Kinder. Im Arm einer Frau lag ein Säugling, der so winzig war, dass er nur auf dem Meer geboren sein konnte.
    Ich wollte ihnen so vieles mitteilen, als sie das Schiff verließen und wieder festen Boden unter den Füßen hatten, ihnen so viele Fragen stellen, aber Tränen stiegen in meine Augen und ich bekam nicht mehr heraus als ein einziges Wort: »Willkommen.«
    • • •
    Die Gefahr, wenn man Fragen stellt, besteht darin, dass man Antworten bekommt, die man nicht hören will.
    Die Gefahr guter Nachrichten liegt darin, dass sie etwas bewegen, das möglicherweise besser unbewegt bleiben sollte.
    Die Gefahr der Freude ist, dass man sie nicht immer teilen kann, so gerne man das möchte.
    Im Osten der großen Schatteninsel, so erzählten die Ankömmlinge, die tatsächlich Flüchtlinge aus unserer Heimat waren, gab es eine zerstörte Stadt aus Asche, die ein einzelner, überlebender Präsident mit einer Handvoll Anhängern wieder aufzubauen versuchte, nachdem er sie erfolgreich gegen die Rebellen verteidigt hatte.
    Um auf dem verbrannten Boden neu zu beginnen, hatte er den wenigen überlebenden Menschen zugestanden, die Stadt in alle nur möglichen Richtungen zu verlassen, ehe die Präsidenten der umliegenden Städte kamen, um zu holen, was sich zu holen lohnte, wie sie es immer taten, wenn sie irgendwo Schwäche witterten. »Diese Stadt gehört nun mir«, sollen seine Worte gewesen sein. »Und ich teile sie nicht.«
    »Cloud«, erkannte Neel. Er hatte keinen Zweifel. Er ging davon aus, dass Cloud, der immer an einem friedlichen Zusammenleben interessiert gewesen war, verletzt und enttäuscht vom Angriff der Rebellen sein musste, die seine Stadt in Schutt und Asche gelegt hatten. Ich spürte Neels Schmerz angesichts dieser Tatsache wie meinen eigenen. Und ich spürte, wie groß sein Drang war, Cloud in diesen finsteren Zeiten beizustehen. Denn Cloud war immer viel mehr für Neel gewesen als nur ein militärischer Mentor.
    Als er mich in der kommenden Nacht im Halbschlaf fragte, ob ich ihm mein Schicksal schenken würde - mein dunkles Schicksal -, antwortete ich ihm, dass ich ihm alles schenken würde. Und ich wusste, dass ich nun nicht mehr schlafen durfte.
    Aber der Versuch war natürlich zum Scheitern verurteilt.

45
    um lieben zu können,
    muss ich frei sein.

    Wenn man ungeschickt ist und etwas kaputt macht, dann bleiben Scherben übrig. Man kann diese Scherben zu nichts mehr gebrauchen, außer man schneidet sich hin und wieder daran. Aber dennoch kann man sie aufheben. Man kann sie ganz fest halten, um sich zu erinnern. Und irgendwann ist man in der Lage, die Schönheit dieser Scherben zu sehen. Man erkennt: Ich habe nichts kaputt gemacht. Die Teile fielen auseinander, weil etwas geschah, das es ihnen unmöglich machte zusammenzubleiben.
    • • •
    Der Regen prasselte an unser Fenster. Die Läden waren geöffnet und ich erwachte mit direktem Blick auf den Mond, der zwischen den Wolken hervorblitzte.
    Der Platz neben mir war noch warm. Ich stellte mir vor, dass Neel gleich zurückkommen würde, doch irgendetwas sagte mir, dass dem nicht so war. Vielleicht hatte er mir die Wahrheit ins Ohr geflüstert, als ich noch geschlafen hatte. Es wäre leichter gewesen, wenn ich mich umgedreht und die Augen
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