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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny
Autoren: Jennifer Benkau
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gekocht aus dem Obst, das in ihrem Garten wächst. Rieke hatte drei Söhne und einen Mann. Sie wusste, dass Krieg war, doch die Kämpfe beschränkten sich auf die größeren Städte. Unsere kleine Küstenstadt erreichten sie nicht. Zumindest nicht bis zu dieser einen Nacht.« Mellenie schluckte. »Da kamen sie dann doch ... Rieke und ihr ältester Sohn mussten zusehen, wie der Vater und die beiden Kleinen bestialisch abgeschlachtet wurden. Nicht aus einem bestimmten Grund oder weil sie etwas falsch gemacht hatten. Einfach nur weil die Percents es konnten.«
    »Diese Zeiten sind vorbei«, warf Gavin ein, als hielte er die Stille nach den Worten nicht aus. »Aber solange es Menschen gibt, die sich erinnern, müssen wir uns den Frieden erarbeiten.«
    Jesko griff nach der Kanne und füllte Neels Tasse. »Seien wir ehrlich. Wir wissen doch alle, dass es nicht damit getan ist, ein Friedensabkommen zu unterschreiben. Die Völker brauchen Zeit, ehe sie sich wieder in die Augen schauen können. Sie brauchen mutige
    Vertreter, die ihnen diese Zeit geben und durch Gesetze Klarheit und Sicherheit schaffen.«
    »Einzelne als Tribut für das große Ganze und unser aller Zukunft«, meinte Neel. »Ich verstehe.« Ich war mir sicher, dass das keine leeren Worte waren. Er sah das durchaus ein. Und er war so respektvoll, niemanden außer mir erkennen zu lassen, wie unglücklich er darüber war.
    Ich nahm Neels Hand. Er hatte sich das Land hinter dem Meer sicher anders vorgestellt, ich konnte nachvollziehen, dass er enttäuscht war. Dieses Europa war sicher, sauber und alles roch nach Blumen, Meer und Seife. Aber er hatte das richtig erkannt: All das hatte seinen Preis. Und mir war klar, dass er den zahlen musste. Für mich.
    • • •
    Ich umarmte ihn fest, als wir später nebeneinander auf unseren Decken lagen, schmiegte meine nackte Brust an seinen Rücken und streichelte seine Schultern.
    »Vieles hier ist doch sehr schön«, versuchte ich ihn zu überzeugen. »Keine Kämpfe. Keine Kriege und keine Gewalt.«
    »Ja.«
    »Edison kann hier friedlich aufwachsen.«
    »Kann er.«
    »Wir werden ihm einen Hund kaufen. Meinst du nicht, dass ihm das gefallen würde?«
    »Denke schon.«
    »Findest du es nicht schön hier?«, fragte ich. »Kein bisschen?«
    »Schon«, sagte Neel, aber er redete an mir vorbei. Ich wartete eine Stunde oder länger auf ein Aber, das nicht kam. Doch er dachte es, er dachte es so stark, dass das Wort Substanz bekam, zu einer Mauer wurde und sich zwischen uns aufbaute. Ich küsste seinen Nacken, spielte an seinem Ohrläppchen und versuchte händeringend, mir meine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Irgendwann drehte Neel sich seufzend zu mir um und zog mich an sich.
    »Du bist schön«, flüsterte er in meine Haare. »Nur du. Du bist hier das Schönste für mich. Ich werde mir Mühe geben, nur für dich.«
    Wir schliefen miteinander und danach schliefen wir nebeneinander, und doch schlief ich auf irgendeine seltsame Weise ganz allein, eingehüllt in mein schlechtes Gewissen, dass Neel - den ich für so unbeugsam gehalten hatte - sich für mich verbog.
    Im Traum war ich plötzlich wieder auf der unter Dark Canopy verborgenen Schatteninsel und versuchte, dort zu leben. Für ihn, weil er mich liebte und ich ihn. Doch ich wusste, dass ich mich mit jedem Tag etwas mehr verlor. Irgendwann würde nichts mehr von mir übrig sein, was Neel lieben konnte, und nichts, was Neel zurückliebte.

44
    die sonne wirft schatten.
    tiefschwarze schatten.

    Neel hielt sein Versprechen. Er gab sich Mühe und entweder fiel es ihm leichter als gedacht oder er log so gut, dass selbst ich es nicht bemerkte. Wahrscheinlich war ich geblendet von dieser hellen Welt mit all ihren Farben.
    Wenn die Sonne schien, rannte ich nach draußen, fing Schmetterlinge, die so bunt waren, dass es in den Augen brannte. Ich brachte sie ins Haus (auch wenn Neel protestierte), schleppte Blumen und farbenfrohe Vogelfedern herein, blaugrün schillernde Käfer und Schnecken in bunten Häusern, mit denen Edison stundenlang spielen konnte. Er spielte immer dasselbe: draußen sein.
    Die Gilde der Wölfe plante, ein leer stehendes Haus für uns herzurichten. Es war nicht besonders groß, aber ich mochte es auf Anhieb. Im Garten standen ein Pflaumenbaum und ein Hasel-nussstrauch und vor dem Haus grüne Essigbäume, die sich laut Mellenie im Sommer rot verfärben würden und eine Art natürlichen Zaun bildeten.
    Nachts arbeiteten wir gemeinsam an unserem Haus,
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