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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny
Autoren: Jennifer Benkau
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Haltung überdenken.
    Aber Marlie Bick war die einzige Lehrerin, die für Edison infrage kam, und Neel wusste das nur zu gut. Mellenie hatte uns darauf hingewiesen, dass er dieselbe Schulbildung wie die Menschenkinder benötigte, wenn er seine berufliche Laufbahn ebenso frei wählen wollte. Allerdings ohne die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, was ohne Zweifel ungerecht war und seine Chancen schmälerte, aber als Tatsache feststand.
    Neel hatte wieder einmal keine Wahl.
    Allen Vorbehalten zum Trotz war Marlie Bick so gütig, Edison zu unterrichten. Wir saßen etwas ratlos ob ihrer Ablehnung beisammen, während sie sich mit dem Jungen und ihren mitgebrachten Büchern in sein Zimmer zurückzog.
    »Ich hätte ihr gerne verraten, was Edison wirklich in den letzten Jahren gelernt hat«, murmelte Neel. Er kämpfte mit einem dreckigen Grinsen, das ich nur halbherzig erwidern konnte.
    »Wie man einen Menschen mit bloßen Händen kampfunfähig macht?«
    »Hhm. Zum Beispiel.« Er stieß die Luft aus. »Ich fürchte, er wird noch Ärger machen. Edison will überhaupt nicht von dieser Frau unterrichtet werden. Er will in eine dieser Schulen, von denen er gehört hat. Zu anderen Kindern. Er ist so verdammt einsam, Joy. Er kann nicht nur mit Erwachsenen zusammenleben.«
    »Ich rede noch mal mit Mellenie«, versprach ich. »Vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit für ihn, eine Schule zu besuchen. Vielleicht in einem Schutzanzug?«
    Neel winkte ab. »Ich habe längst mit ihr geredet. Keine Chance. Glaubst du, irgendwer würde zulassen, dass sein Kind auf die gleiche Schule geht wie ein Percent?«
    Ich wollte etwas erwidern, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen.
    »Er hat gelernt, wie man ein Krieger wird. Alles, was in seinem
    Kopf verankert ist, macht den Menschen hier Angst und widerspricht ihren Grundsätzen.« Er stand auf und ging im Zimmer umher, so viel Spannung im Körper, dass ich dachte, er würde gleich auf die Wände losgehen. Schließlich fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare.
    »Ich habe dabei ein ganz blödes Gefühl, Joy.«
    • • •
    Neel hatte es kommen sehen. Doch dass sich seine Befürchtungen schon wenige Minuten darauf als berechtigt erweisen würden, schockierte auch ihn.
    Marlie Bick kam vollkommen entrüstet und mit hochrotem Gesicht aus Edisons Zimmer gestürzt. Mein erster, unangebrachter Gedanke war, dass der Junge nackt auf dem Tisch tanzen musste -anders konnte ich mir ihre Empörung nicht erklären. Beinahe hätte ich gelacht.
    »Dieser Junge«, brüllte sie Neel an. »Eine Zumutung! Das ... das kann keiner von mir verlangen.«
    Neel und ich waren beide kurz davor, Edison mit scharfen Worten zu verteidigen, doch dann bemerkten wir die Tränen in den Augen der Lehrerin. Ich schluckte.
    Sie nahm ihre Tasche, warf mir einen entschuldigenden und Neel einen bitterbösen Blick zu und rauschte aus der Tür.
    »Das fängt ja gut an«, seufzte Neel und ging, um nach Edison zu schauen. Ich folgte ihm in den kleinen Raum und fand Neel dort allein vor.
    »Wo ist er hin?«
    Neel wies aus dem offenen Fenster. Die Dämmerung schmiegte sich über den Garten. Von Edison keine Spur.
    Wir mussten den Zwerg nicht lange suchen. Lärm aus dem Nachbargarten führte uns schnell auf seine Spur. Wir hörten Kinder grölen, Hühner aufgeregt gackern und eine alte Dame keifen. Das ließ nur zwei Schlüsse zu: Entweder versteckte sich ein Percent in ihrem Garten oder ein wildes Tier.
    Wir fanden Edison in einem Apfelbaum hockend. Er presste sich an den Stamm und wich Steinen aus, die zwei Kinder, nur geringfügig älter als er, nach ihm warfen.
    Neel, den ganzen Tag über die Fleisch gewordene Beherrschung in Person, setzte mit einem Sprung über den Zaun und stand im nächsten Moment zwischen Edison und den Steinewerfern.
    Er musste keinen Laut von sich geben. Bei seinem Anblick flohen die Kinder krakeelend ins Haus. Die alte Frau brüllte Schimpftiraden aus dem Fenster. Ich verstand nur ein Wort und das machte mir große Sorgen: »Polizei.«
    Beklommen pflückte Neel den Zwerg aus dem Baum und stellte ihn auf den Boden. Schweigend trotteten wir zum Haus zurück.
    Ich sah Neel fragend an. Dass die Polizei bei uns auftauchen würde, war klar, aber ich wollte Edison nicht noch mehr Angst machen und hätte das Thema am liebsten irgendwo vergraben und nie wieder vorgeholt. Daraus wurde natürlich nichts.
    Sie kamen nicht einmal eine halbe Stunde später und sie waren schwer bewaffnet. Ich hätte gern
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