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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny
Autoren: Jennifer Benkau
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meine Wimpern waren völlig verklebt. »Alles okay.«
    »Du hast geschrien.«
    Ich zuckte mit den Schultern, auch wenn ich nicht wusste, ob er das sah. Es passierte, dass ich schrie. Es war auch schon vorgekommen, dass ich im Schlaf nach der Pistole gegriffen und in die Wand geschossen hatte. Seitdem besaß ich keine Munition mehr. Nur meine Waffe, die Matthial nach dem Chivvy gefunden und mir einige Wochen später überreicht hatte, durfte ich behalten. Als »Belohnung«, weil ich wieder zu sprechen begonnen hatte, nachdem sie bereits dachten, dass ich nie wieder ein Wort sagen würde.
    Braves Mädchen, Joy.
    »Ich glaube«, druckste Josh herum, »ich werde dann mal wieder gehen. Ja?« Er blieb in der Tür stehen.
    Es war nicht so, dass ich nicht bemerkte, was er mir auf seine unbeholfene Art anzubieten versuchte. Zuzuhören. Ich gab vor, ihn nicht zu verstehen. Ich wollte nicht reden, nicht jetzt und nicht später. Nicht mit ihm und nicht mit den anderen.
    »Bis später, Josh.«
    Verschwinde, lass mich allein. Ich zog mir die kratzige Decke über den Kopf und drückte die Pistole an meine Wange.
    Seit knapp zwei Monaten lebten wir in den Tunneln unter der Erde. Während der ersten Tage hatten wir uns allen Streits zum Trotz dicht aneinandergedrängt und uns gegenseitig vor Kälte, Dunkelheit und Angst beschützt. Vor allem vor der Angst.
    Das Coca-Cola-Haus, in dem Matthial und Josh geboren und Zacharias, Kendra und ich aufgewachsen waren, lag in Schutt und Asche. Ich konnte es nicht glauben, aber außer mir hatten es alle gesehen, auch wenn sich außer Matthial niemand näher herantraute. Er war rußverschmiert zurückgekommen, mit roten Rändern um die Augen und leeren Händen. Nichts war übrig geblieben. Niemand hatte eine Erklärung, warum die Percents unser Clanhaus gerade jetzt als Rebellenstützpunkt identifiziert und niedergebrannt hatten. Ich war ein einziges Mal unvorsichtig und wagte es, Neel als möglichen Grund anzudeuten. Seinen Tod. Die Rache, zu der die Percents allen Grund hatten. Denn die anderen konnten von einem Unfall und einem Versehen sprechen, so viel sie wollten: Matthial hatte ihn getötet. Nach meiner Anschuldigung mied man mich einen Tag lang und ich beschloss, zu diesem Thema dauerhaft zu schweigen.
    Meine Erinnerung an die Tage, nachdem wir das Clanhaus verlassen hatten, war löchrig. Die meiste Zeit fühlte ich mich viel zu schwach, um aufzustehen und mir den Schlaf mit abgestandenem Wasser aus meinem Gesicht zu waschen. Doch da war ebenso Wut in mir, so viel Wut, dass ich nur still in einer Ecke hockte und die Wand anstarrte, aus Angst, mit jemandem aneinanderzugeraten und im Streit etwas zu tun, was ich hinterher bereuen würde. Ich fühlte mich unberechenbar, fürchtete, jegliche Kontrolle über mich zu verlieren, als säße in meiner Brust ein wildes, zorniges Tier, das meine Schwäche ausnutzen wollte, um aus mir herauszubrechen. Mir war klar, dass Rachsucht ein vernichtendes Gefühl war und zu nichts führte. Ich hatte mir nie etwas aus Rache gemacht. Das Tier dagegen schrie nach Rache.
    Ich wagte es kaum, meine Glieder zu regen, da ich fürchtete, die kleinste Bewegung würde meine Knochen bersten und meinen Körper zerfallen lassen. Ich war ein Leib aus Asche, den ein bloßer Windhauch zerbrechen konnte, sodass das darin verborgene Tier freikam.
    Nur langsam fand ich zu mir selbst zurück, wagte scheu erste Gespräche, aber noch keine Streits, und zaghaft langsame Bewegungen. Wenn Josh mir sagte, dass mein Leben doch weitergehen musste, dann war das ohne jeden Zweifel eine leere Phrase und ein fruchtloser Versuch, mich aufzumuntern. Und ebenso war es die Wahrheit.
    Ich war immer noch nicht im Bilde, was während meiner langen Abwesenheit alles vorgefallen war. Zwischen Matthial und Kendra musste etwas passiert sein, denn Misstrauen hielt die beiden auf Abstand. Sie waren wie zwei Magnete, die sich gegenseitig abstießen. Erklären wollte sich niemand. Fragte ich Matthial, schickte er mich für mehr Informationen zu Kendra und umgekehrt. Auch Kendras Freund Zacharias schien involviert, von ihm erfuhr ich schließlich, dass es etwas mit Mars zu tun haben musste. Ich beließ es dabei, weil ich wusste, wie bedrückend es war, zu Gesprächen gedrängt zu werden, die man nicht führen wollte.
    Josh sonderte sich zunehmend ab. Er litt am meisten unter der Dunkelheit und der schlechten Luft in den Schächten. Er ging geduckt, die Schultern nach vorne gezogen, den Kopf gesenkt. Die
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