Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
Vom Netzwerk:
sich eine gute Nacht, gingen zu Bett, die Lichter wurden gelöscht, und ein weiterer ganz normaler Tag hinter den Mauern von Dark City ging zu Ende. Und dann, ja, dann geschah es …
    Es war etwa gegen ein Uhr in der Nacht, als sich plötzlich draußen in der Finsternis etwas regte. Der Boden schien auf einmal lebendig zu werden. Es raschelte und knisterte. Es klang, als hätte eine riesige Ameisenkolonie Kurs auf Sheldons Haus genommen. Doch das, was aus dem Nebel auftauchte, waren keine Ameisen. Es waren Spinnen, Tausende und Abertausende von kleinen schwarzen Spinnen mit stecknadelgroßen Körpern! Und sie näherten sich dem Haus in einem rasanten Tempo. Ein einziger schwarzer Teppich aus Beinen und kugelförmigen Leibern wälzte sich über die Treppenstufen hoch zur geschlossenen Veranda, kroch unter dem Spalt der Tür hindurch und kletterte an der Fassade hoch wie ein schnellwachsendes Unkraut.
    Von allen Seiten drangen die Spinnen in das Haus ein und krabbelten zielstrebig auf Sheldons Schlafzimmer zu. Wie eine Welle aus zähem, schwarzem Öl flossen sie unter der Tür hindurch, zwängten sich durch die Fensterritzen, schwappten aus dem Wandschrank und kamen sogar unter dem Teppich hervor. Sie krabbelten aus allen Ritzen und Spalten, platzten sogar wie Geschwüre aus der Wand heraus. In weniger als einer Minute war das gesamte Zimmer mit Hunderttausenden von kleinen schwarzen Spinnen tapeziert. Sie bedeckten die Wände, den Fußboden, hingen an langen Fäden von der Decke, und es wurden immer mehr und mehr. Es waren so viele, dass man das Geräusch ihrer feinen Beine hören konnte. Es klopfte und knackte. Es flüsterte und summte.
    Und dann begannen die Tiere an Sheldons Bett hochzuklettern, während viele andere sich von der Decke abseilten. Es war alles so schauerlich perfekt koordiniert, als wären es nicht Tausende von einzelnen Spinnen, sondern ein einziges großes achtbeiniges Ungetüm, das sich in Sekundenschnelle auf Sheldon niederließ und ihn mit seinen haarigen Beinen umwickelte. Als die Spinnen über seine Wangen krabbelten und in seinen Mund, seine Ohren und die Nasenlöcher eindrangen, schoss Sheldon plötzlich wie aus einem Alptraum hoch und riss die Augen auf. Entsetzt starrte er auf seine Hände und Arme. Sie waren übersät mit schwarzen Spinnen. Er versuchte verzweifelt, sie abzuschütteln, aber es ging nicht. Es wurden immer mehr. Und sie krabbelten an seinem Körper hoch, bedeckten seinen Hals, sein Kinn, die Wangen, den Mund, die Nase, die Ohren, krabbelten weiter auf seine Spiegelglatze, bis sein gesamter Kopf eine einzige lebende Masse aus Spinnen geworden war. Das Einzige, was frei blieb, waren seine Augen.
    Panik erfasste Sheldon. Er schrie gellend auf, zitterte und zuckte und begann wie wild um sich zu schlagen. Doch je mehr er versuchte, die Spinnen von sich abzuschütteln, desto hartnäckiger blieben sie an ihm haften. Er warf die Bettdecke zurück und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Es knackte unter seinen Zehen, als er Hunderte von Spinnen gleichzeitig zerquetschte. Er blickte an sich hinunter und sah, wie ein Heer von Spinnen an seinen Beinen hochkrabbelte. Er kickte und stampfte, klatschte mit den spinnenbedeckten Händen gegen seinen Körper und ruderte verzweifelt mit den Armen in der Luft herum, während er wie ein Irrer im Zimmer umherstolperte.
    Dichter und immer dichter wurde die Spinnenschicht auf seinem Körper. Wie eine schwarze Riesenkrake aus tausend Tentakeln umwoben sie ihn mit ihren kleinen runden Körpern, bis kein einziger freier Hautfleck mehr an ihm übrigblieb. Sein ganzer Körper schien nur noch aus Spinnen zu bestehen. Sie quollen aus seinem Mund. Sie quollen aus seinen Ohren. Das Geräusch ihrer krabbelnden Beine wurde lauter und immer lauter. Es schwoll zu einem ohrenbetäubenden Tosen an und raubte Sheldon schier den Verstand.
    Er warf einen Blick auf seine Frau. Die Spinnen hatten auch ihr Gesicht vollständig zugedeckt, doch sie schlief friedlich und schien nichts davon mitzukriegen. Sheldon ging zu ihr hin und schüttelte sie heftig.
    «Mona!», rief er hysterisch. «Wach auf, bei Shaíria!»
    «Was ist denn?», murmelte sie im Halbschlaf, ohne die Augen zu öffnen.
    «Die Spinnen! Es ist alles voller Spinnen!», schrie Sheldon. «Sie sind überall! Überall! Alles voll!»
    «Was redest du da für einen Schwachsinn?», brummte Mona, während sie sich müde die Augen rieb. Sie sah noch immer nicht, dass sie unter einem Berg von Spinnen begraben war.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher