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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Sheldon glaubte durchzudrehen. Mit hastigen Bewegungen versuchte er, seine Frau von den Spinnen zu befreien.
    «Was machst du da?»
    «Die Spinnen, Mona. Ich muss dich befreien!»
    «Was ist los mit dir? Sheldon? Lass das!» Sie stieß ihn unsanft von sich. «Da sind keine Spinnen, Liebster.»
    «Du siehst sie nicht? Sie sind überall! Du bist voll mit ihnen! Die … die Wände sind voll davon, der Boden, das Bett … ich … ahhhh!»
    Wie von einem Wespenschwarm verfolgt, irrte Sheldon erneut durchs Schlafzimmer. Sein Puls raste.
    «Schatz», sagte Mona ruhig. «Da sind keine Spinnen.»
    Anstatt auf sie zu hören, wirbelte Sheldon durchs Zimmer und schrie und stampfte.
    «Sheldon! Hör auf damit! Da sind keine Spinnen!», wiederholte sie lauter. Sie stützte sich auf die Ellbogen und knipste die Nachttischlampe an. Im selben Moment blieb Sheldon wie angewurzelt im Raum stehen und blickte seine Frau mit weit aufgerissenen Augen an. Er konnte nicht glauben, was er sah – oder besser gesagt, was er nicht mehr sah.
    «Sie sind weg!», flüsterte er verwirrt. Er zitterte am ganzen Körper. Sein Schlafanzug war komplett durchgeschwitzt. Seine Stirn glühte. Schweiß tropfte von seinem Kinn. Sein linkes Auge zuckte ununterbrochen. «Sie … haben sich in Luft aufgelöst», murmelte er. «Sie sind weg …»
    Mona schob sich eine Haarsträhne hinter die Ohren und lächelte müde.
    «Ich sagte dir doch, da sind keine Spinnen. Es war nur ein böser Traum, Schatz. Und jetzt komm zurück ins Bett.»
    Aber Sheldon schüttelte den Kopf. «Es war kein Traum», sagte er. «Sie waren da. Es war alles voll. Ich hab sie gesehen. Ich hab sie gefühlt. Sie können nicht einfach verschwunden sein.» Er suchte mit seinen Augen das ganze Zimmer nach ihnen ab. Doch die kleinen Tierchen waren tatsächlich wie vom Erdboden verschluckt. Sheldon verstand die Welt nicht mehr. Er hob den Teppich hoch, warf einen Blick unters Bett, öffnete die Schranktür, überprüfte die Fenster und die Tür. Mit akribischer Genauigkeit durchkämmte er das Schlafzimmer, aber von den Spinnen fehlte jede Spur.
    Die Türklinke bewegte sich, und zwei verschlafene und erschrockene Kindergesichter erschienen im Türspalt. Sheldon war gerade dabei, wie verrückt ein paar seiner Anzüge auszuklopfen.
    «Was geht denn hier ab?», fragte Elkor.
    «Wir haben dich schreien gehört, Papa», piepste Sihana verängstigt.
    «Es ist alles in Ordnung», beruhigte sie Mona. «Papa hat schlecht geträumt. Das ist alles. Geht wieder ins Bett, Kinder.»
    Die Kinder schienen zwar nicht sehr überzeugt von Mutters Erklärung, trotteten aber dennoch davon. Unterdessen kroch Sheldon auf allen vieren über den Boden, die Nase dicht über dem Teppich wie ein schnüffelnder Hund, und suchte noch immer nach den verschwundenen Spinnen. Seine Frau wurde langsam ungeduldig.
    «Wenn es dich beruhigt, kaufe ich morgen ein Insektenspray. Und jetzt vergiss die Spinnen. Mir zuliebe, ja?»
    Sheldon murmelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin, rappelte sich auf und untersuchte noch einmal gründlich die Daunendecke und sein Kissen nach den achtbeinigen Tierchen, bevor er sich endlich wieder neben Mona ins Bett legte. Seine Frau machte das Licht aus und streichelte ihrem noch immer etwas verstörten Ehemann sanft über den Arm.
    «Es war nur ein Traum, Liebster.»
    «Wahrscheinlich», gab ihr Sheldon Recht, während er an die düstere Zimmerdecke starrte. Doch er wusste, dass es kein Traum gewesen war. Er spürte es in all seinen Knochen. Etwas war mit ihm geschehen. Etwas Unheimliches hatte sich in diesem Raum abgespielt. Es fröstelte ihn bei dem Gedanken.

    Der nächste Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse. Sheldon stand um sechs Uhr auf, wie immer, kam abends um acht Uhr nach Hause, wie immer, und ging um elf Uhr zu Bett, wie immer. Während er langsam in das Reich der Träume hinüberglitt, glaubte er, an der Fensterscheibe ein leises Klopfen wie von tausend winzigen Spinnenbeinen zu vernehmen, aber er zog sich einfach die Bettdecke über die Ohren und schlief schon bald darauf ein.
    Und dann, mitten in der Nacht, kamen sie wieder. Die Spinnen waren zurück. Es wispelte und surrte, als die kleinen Tiere an Sheldons Armen hochkrabbelten und sich an seinem Kopf festsaugten wie Blutegel. Sheldons linkes Augenlid zuckte leicht, als die Spinnen sich auf ihm niederließen. Aber er wachte nicht auf. Diesmal nicht.
    Stattdessen geschah etwas anderes mit ihm, etwas Merkwürdiges. Wie von
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