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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Zeitlupentempo auf Mangol zurasen. Alle Geräusche um sie herum, das Toben des Kampfes, das Klirren von Metall, das Schreien der Männer, das Jaulen der Wölfe, das Rauschen des Windes, alles schien zu verstummen. Da war nur noch Mangol. Katara sah sein graues Gesicht. Er schien sie mit seinem eisigen Blick zu durchbohren. Sie spürte seine Abscheu ihr gegenüber. Und sie spürte die Siegesgewissheit, die in ihm aufstieg, je näher sie ihm kamen. Der Bauch des Drachens war nicht von Schuppen überzogen und daher nicht geschützt. Wenn der Drache im Tiefflug direkt über Mangol hinwegrauschen würde, könnte es ihn übel erwischen.
    Bei Shaíria, durchfuhr es Katara, wenn er ihn am Bauch erwischt, sind wir verloren!
    Doch dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte: Kurz bevor der Drache in Reichweite der tödlichen Waffe kam, löste sich ein schwarzer Reiter mit wehendem Umhang aus dem Kampfgewühl, ritt auf Mangol zu und riss ihm die Lanze aus der Hand. Katara traute ihren Augen nicht, als sie den Reiter erkannte:
    Es war ihr Vater!

63
    Gorans Pferd wieherte laut und bäumte sich auf, als der Drache fast unmittelbar über seinem Kopf hinwegglitt. Katara sah zu ihrem Vater hinunter, und er sah zu ihr hoch. Ihre Blicke kreuzten sich, und die Zeit schien für den Bruchteil einer Sekunde stillzustehen. Sie spürten beide instinktiv, dass sie sich nie mehr wiedersehen würden. Kataras Herz krampfte sich zusammen. Jäh fiel ihr die Begegnung mit Isabella ein. In der Nacht, als sie zu ihr in den Kerker gegangen war, hatte Isabella ihr etwas offenbart, das wie ein Schwert durch ihre Seele gegangen war und sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt hatte.
    Ihr fürchtet und verachtet mich. Doch lasst Euch gesagt sein, mein Kind, meine Kräfte würden ausreichen, um das gesamte Burggelände zum Einstürzen zu bringen. Ich habe mein Leben freiwillig dahingegeben, damit die Prophezeiung in Erfüllung geht. Heute versteht Ihr es nicht. Aber eines Tages, in nicht allzu ferner Zukunft, wird Euer Vater dasselbe tun – für Euch.
    Katara fröstelte, als sie an ihre Worte zurückdachte. Sie hatte sich gewünscht, es würde nie eintreffen, was Isabella über ihren Vater prophezeit hatte. Doch sie wusste, dass die Zeit gekommen war. Sie wusste es in dem Moment, als sie in die traurigen und dennoch entschlossenen Augen ihres Vaters sah. Er, der erste schwarze Ritter Drakars, die rechte Hand des Königs, hatte seinen ritterlichen Schwur gebrochen und sich gegen seinen König gestellt, um seine Tochter zu retten. Er würde mit dem Tod dafür bezahlen. Sie beide wussten es. Es war vorbei.
    Katara sah, wie ihr Vater sein Schwert zog und es gegen Mangol richtete. Sie sah, wie Mangol mehrere Soldaten zu sich winkte, die ihren Vater mit vorgestreckten Lanzen umzingelten. Und während ihr Vater sich seinem letzten Kampf stellte, der Drache höher und höher stieg und das Schlachtfeld unter ihnen kleiner und kleiner wurde, konnte Katara nicht anders, als heimlich zu weinen.
    Sie war nicht die Einzige, die weinte. Sihana weinte um ihren Vater, Miro und Aliyah weinten um Nayati, und Joash … Joash weinte – wenn auch ohne eine sichtbare Träne – um Ephrion.
    Der Drache überquerte das Shirí-Gebirge, und keiner sagte auch nur ein Wort. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und dachte an diejenigen, die bereit gewesen waren, ihr Leben für sie zu opfern. Und je länger sie darüber nachdachten, desto stärker wurde ihre Entschlossenheit, alles daranzusetzen, um den Auftrag, der ihnen anvertraut worden war, zu Ende zu bringen. Sie würden nicht eher ruhen, bis die Dunkelheit weichen, der wahre König Shaírias nach Dark City zurückkehren und die Mauer fallen würde. Das war ihre Mission, und was auch immer für Gefahren auf sie lauerten, was auch immer sie hinter der Mauer erwartete: Sie waren bereit, sich der Herausforderung zu stellen – und wenn es ihr eigenes Leben kosten würde.
    Eine halbe Stunde nachdem sie das Shirí-Gebirge hinter sich gelassen hatten, tauchte vor ihnen die Mauer aus dem Nebel auf. Der Drache setzte mit ein paar leichten Flügelschlägen darüber hinweg, und als sie auf der anderen Seite ankamen, wich der graue Nebel schon bald einem schwarzen Qualm, der wie aus einem riesigen Schmelzofen aus den Tiefen der Erde zu kommen schien. Es zischte und brodelte unter ihnen, und durch den Rauch hindurch konnten sie aus der Höhe große Flächen erkennen, die aussahen wie glühende Lava. Ja, es kam ihnen so vor, als würden
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