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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
Autoren: Tabita Lee Spencer
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Einen Wolf? Die Hitze täuscht unsere Augen. Ich seufze.
    »Vielleicht auch nicht«, sage ich.
    »Und dann hat sie tagelang das Haus nicht mehr verlassen«, fährt Miley fort. »Hat mit den Geistern gesprochen, ein Huhn geschlachtet, Salbei verbrannt und solchen Kram gemacht. Dann hat sie gesagt: ›Die Zeit ist gekommen.‹«
    »Und du hast ihr nicht geglaubt«, sage ich.
    »Es war mir egal, Dawna«, er zuckt mit den Schultern, »ich habe dich gesehen. Da im Garten, zwischen den Kräutern. Es war mir einfach egal, was meine Mum wollte.«
    »Du hättest auf sie hören sollen«, sage ich heftig.
    Mein Herz schlägt bis zum Hals. Schnell und gleichmäßig. Und obwohl es mein Blut durch meinen ganzen Körper pumpen müsste, habe ich das Gefühl, alles Blut sammelt sich in meinem Unterleib. Pulsierend und heiß.
    »Dafür fällt mir im Moment kein vernünftiger Grund ein.« Er zieht sich sein T-Shirt über den Kopf, eine einzige fließende Bewegung, und lässt es auf den Haufen mit meinen Klamotten fallen.
    Was soll das?, will ich sagen, aber ich sage nichts, sondern weiche zurück, bis ich mit dem Rücken an der Wand stehe. Ich spüre die kalten Fliesen auf meiner Haut und Miley zieht den Vorhang mit einem Ruck zur Seite. Wir sehen uns in die Augen. Seine Augen sind schwarz mit dichten, langen Wimpern. Eine Verschwendung an einen Jungen.
    »Nicht«, sage ich atemlos, »es bringt Unglück. Du darfst das nicht tun. Ich bringe dir Unglück. Deine Mutter hat recht. Sie kennt unser Geheimnis …«
    »Was ist euer Geheimnis?«, flüstert er.
    Sein Blick wandert über meinen Körper, über meinen Bauch, meine Schenkel.
    »Wir sind …«, ich stocke.
    Auch ich muss ihn ansehen. Seine Schultern, die glatte Haut auf seinem muskulösen Oberkörper. Es ist anders als im Sommer. Jetzt will ich ihn berühren, will meine Hände über seine Brust gleiten lassen, bis dorthin, wo der Bund seiner Jeans sitzt. Ich will wissen, ob seine Haut wirklich so braun ist oder ob es der Staub des Sommers ist, der noch an ihm haftet. Meine Sehnsucht nach ihm ist so stark, dass ich mich nicht mehr wehren kann.
    »Was seid ihr?«, flüstert er.
    »Wir sind Hüterinnen. Wir sind dazu geboren, das Tor der Engel mit unserem Leben zu beschützen. Das ist unsere Aufgabe. Von Generation zu Generation weitergegeben. Von Jahrhundert zu Jahrhundert …«
    »… von Frau zu Frau. Und diese Bestimmung werden wir brechen«, höre ich Grannys Stimme so deutlich in meinem Ohr, dass ich glaube, sie steht neben mir. »Ihr werdet die letzten Hüterinnen sein. Wir werden uns befreien. Wir. Werden. Frei. Sein.«
    Verwirrt halte ich inne. »… Wir. Werden. Frei. Sein …«
    »Was ist mit dir?«, fragt Miley, erwartet aber keine Antwort.
    Ich schüttle Grannys Stimme ab, obwohl sie wie ein fernes Echo in meinem Ohr hallt.
    Auf Mileys Mund schwebt ein schiefes Lächeln. Ich kenne es so gut. Zu gut. Diesen Ausdruck auf seinem Gesicht, bevor er ein Schloss knackt. Wenn er weiß, dass er schon gewonnen hat. Er steigt zu mir in die Wanne. In Sekundenschnelle ist seine Jeans völlig durchnässt. Er ist mir so nah, dass sich unsere Körper berühren, ohne dass wir die Hände nacheinander ausstrecken. Seine Haut ist heiß, oder ist es das Wasser, die Millionen von feinen Tröpfchen, die zwischen uns tanzen? Meine Arme sinken herab, die letzte Barriere zwischen uns, und ich lasse zu, dass sich meine Brüste an seine Brust schmiegen. Hitzeschauer fliegen über meine Haut. Mileys Hände finden meine. Unsere Finger schlingen sich ineinander, als wollten wir für immer so hier stehen.
    »Ich will dich«, flüstert er in mein Ohr, »meine Mutter weiß nichts. Sie glaubt an die Vorsehung. Ich glaube nicht daran. Lass uns zusammen weggehen. Wir können überall zusammen sein.«
    »Sie werden uns überall finden.«
    Ich lehne meinen Kopf an Mileys Schulter. Meine Lippen streifen über seine Haut, schmecken Salz und Motoröl und Sommer.
    Ich liebe dich, Miley, will ich sagen, aber ich atme nur tief ein und aus, sauge seinen Geruch tief in meine Lungen.
    »Wer wird uns finden?«, raunt Miley.
    Er zieht mich enger an sich und presst mich gegen die Wand. Das heiße Wasser scheint unsere Körper aneinanderzukleben. Untrennbar. Ich schiebe meine Hände dazwischen, öffne den Knopf seiner Jeans und streife sie ab.
    »Shantani und Pius. Und Rag«, flüstere ich, während meine Gedanken immer weiter wegdriften. Es gibt nur noch ihn und mich, das Rauschen des Wassers, die Nacht, die sich dem Morgen
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